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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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könne doch in seiner freien Zeit soviel über Mechanik lesen, wie er wolle, kerne werde ihn daran hindern.
    Aber wann blieb ihm eigentlich freie Zeit? Als Petronius anderthalb Jahre alt war, kam Ba. Und Ba schien nie richtig groß und selbständig zu werden. Auch jetzt, wo sie doch schon ein großes Mädchen war, brüllte sie alle naselang nach dem Vater. Sie gebärdete sich so wild. Und nun stand Rut hier und erzählte ihm freudestrahlend, daß er noch ein Kind bekommen werde.
    Im stillen hatte er gehofft, sie werde sich mit den beiden begnügen. Gesellschaftlich hätte dam nicht erwartet, daß Rut noch mehr Kinder gebar. Was würde jetzt geschehen? Rut würde, falls sie das wünschte, während der Schwangerschaft nicht zu arbeiten brauchen, und er würde sie dann den ganzen Tag hier im Hause haben. Aber wenn sie wieder arbeiten gehen mußte, kam die anstrengende Stillzeit. Kristoffer seufzte und schwieg. „Bist du nicht froh?“ brach es aus Bram hervor. „Sie wird sicher eine süße Kleine.“
    Kristoffer drehte sich heftig um. „Kannst du es nicht wegmachen?“
    „Wegmachen?“ raunzte Bram. „Was bist du bloß für ein Vater, der zu seiner künftigen Tochter ‚ E s ‘ sagt! Und glaubst du, ich lasse mich schwängern, damit alles in einer Abtreibung endet? Männer sollten dafür sorgen, daß es nicht zu Abtreibungen kommt. Ein Leben entsteht in mir. Männer, die sich weigern, die Verantwortung zu übernehmen, sind eine Schande für die Gesellschaft.“
    „Ich hatte mich auf ein bißchen Zeit... ein bißchen Zeit für mich selbst gefreut, Rut.“
    „Zeit für dich?! Aber die hast du doch den ganzen Tag, während ich arbeiten muß. Ich habe mich immer gefragt, wie du eigentlich die Zeit rumkriegst. Wir können uns ja einen Putzmann nehmen, wenn du willst. Außerdem weißt du doch, daß sich Ba brennend ein Schwesterchen wünscht. Daran solltest du auch denken.“
    „Ein Schwesterchen“, wiederholte Kristoffer erschöpft und verbarg das Gesicht in den Händen. „Kristoffer..., bisweilen verstehe ich dich nicht. Ich war heute bei der Ärztin. Und den ganzen Tag habe ich mich darauf gefreut, nach Hause zu kommen und es dir zu erzählen. Ich dachte, du würdest dich ein wenig deiner Potenz wegen genieren, aber doch stolz und froh über das Leben sein, das sich in mir regt. Und jetzt...“
    Sie war geknickt und verärgert. Er konnte es sehen, sie war wirklich geknickt. Er empfand eine unmittelbare Zärtlichkeit für sie. Was für einer war er eigentlich? Sollte er nicht der erste sein, der sie umarmte, ihren Bauch streichelte, teilnahmsvoll verfolgte, wie er dicker wurde, ihr kleines Liebesprodukt mit offenen Armen aufnahm, das Kind liebte, sie liebte und sich um alle sorgte? Wer sollte sich denn sonst um sie kümmern? Was würde aus ihnen werden, wenn er nur einfach alles treiben ließ? Wenn er sie vernachlässigte, nur um seiner eigenen Interessen willen? O Göttin, er war völlig verrückt. Er hätte das nicht sagen sollen. Er war ein schlechter Vater, ein liebloser Mann. Wie konnte er das nur wiedergutmachen! Er hatte gerade sagen wollen, daß er sich nach der neuen Tochter sehne und daß er beide, sie und Rut, liebhabe, als Bram seine Gedanken unterbrach.
    „Wie kommst du eigentlich dazu, zu sagen, daß du mehr Zeit für dich haben willst? Und ich? Was glaubst du, was ich den ganzen Tag mache? Habe ich etwa Zeit für mich? Das einzige, was mir etwas bedeutet im Leben, ist, für andere dazusein, sonst wäre ich ja ein unwibschlicher Roboter. Ich schufte den ganzen Tag für dich und die Kinder. Und alles, was du dafür machen mußt, ist, daß es uns hier zu Hause gut geht. Und dann beklagst du dich, daß wir noch ein Kind bekommen werden! Das ist doch die Erfüllung der Natur, lieber Kristoffer. Ich gebäre die Kinder und du empfängst. Schließlich sind es noch immer die Männer, die die Kinder bekommen!“

Herrlein Uglemose führt seinen Unterricht nach dem Rundschreiben Nr. 287 durch

    „Schließlich sind es noch immer die Männer, die die Kinder bekommen“, sagte Herrlein Uglemose und schaute auf die Klasse 5 b. „Alles Leben auf der Erde strebt wieder seinem Ursprung zu. Alle Funktionen des irdischen Lebens lassen sich als ein großer Zyklus verstehen. Ein Zyklus ist eine Art Kreislauf.“ Herrlein Uglemose zeichnete einen Kreis an die Tafel. „Der Kreis ist die formvollendetste aller Figuren in der Geometrie. Ihm fehlt nichts. Im Kreis frauscht das vollkommene Gleichgewicht. Deshalb ist der

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