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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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Schufterei aufm Hafen längst nich so anstrengt wie diese ewigen verdammten Schwangerschaften. Auf Arbeit haben wir wenigstens ab und zu Pause. Bei so ’ner Plage kannste aber nie ’ne Pause machen, Rudrik Listochter. Haste daran überhaupt mal gedacht? Nee, nich? Is nämlich, verdammt noch mal, ’n Ganztagsjob! Aber an so was denkt ihr Mannsbilder ja nich, wenn ihr aufm Einführungsball rumbumst, daß es nur so spritzt. Ihr denkt nur daran, euch ’ne sichere Ökonomie zu schaffen. Für mich biste nich ganz dicht im Kopp, wennde geglaubt hast, was ich dir damals erzählt hab’. Und außerdem haste mich doch reingelegt. Weißte eigentlich, wie hoch die Strafe für Männer is, die keine Verhütungsmittel nehmen?“
    Rudrik sah schwindelerregende Summen vor sich, die weder er noch sein Großvater würden aufbringen können, soviel sie auch im Putztrupp arbeiteten. Betreten sah er zu Boden.
    „Übrigens hab’ ich da noch ’ne Affäre mitm ändern Mann zu laufen, dem will ich das Vaterschaftspatronat anbieten. Is ’n altes, abgetakeltes Herrenzimmer, aber der einzige Erbe. Hoffentlich hatta schon Schwanzverkalkung. Aber wenn’s klappt, bin ich ’ne bumsanständige Frau, Herrlein Listochter. Würde mir überhaupt nich einfalln, ihm ’n Kind von ’nem ändern unterzujubln, dassa aufziehn soll. Und daßde ’s weißt: Ich hab’ auch kein Interesse dran, deine Tochter bei mir zu Hause zu sehen.“
    „Oder Sohn.“
    „Na, oder Sohn eben, um’s auf die Spitze zu treiben.“
    Ungefähr acht Monate später erhielt Rudrik die Nachricht, er solle seinen Sohn im Büro für Vaterschaftsangelegenheiten abholen. Rudrik, der noch sehr jung und unerfahren war, kam der Aufforderung nach. Und da lag nun Klein-Kristoffer. Rudriks Herz zerfloß sogleich bei seinem Anblick. Er nahm das Kind in seine Arme, wiegte es hin und her und murmelte vor sich hin, daß sich schon alles finden werde. Er hatte erwartet, Sue dort zu treffen. Doch sie hatte Bescheid gegeben, daß sie ihn nicht wiederzusehen wünschte. Er mußte einige Schriftstücke unterschreiben, daß das Kind nun in seine Obhut überging, und unter Zeugen beeiden, daß er der leibliche Vater war. Darauf las ihm die Beamtin vor, daß Sue Humle berechtigt sei, das Kind in Abständen zu sehen, und er, Rudrik Listochter, Egalsund mit dem Kind nicht ohne ihre Zustimmung verlassen dürfe. Die Beamtin schaute hin und wieder von ihrem Blatt auf und sah ihn strafend an. Er bemerkte, daß sie schwanger war. Danach schickte sie ihn in ein anderes Büro, wo ihm ein Zettel überreicht wurde.
    „Sie erhalten eine Strafe von fünfhundert Matraken für P-Betrug.“
    „P... P... P-Betrug?“
    „Ja, das heißt Präservativ oder Pille. Oder was Sie wollen.“
    „ ,Pimmel’ zum Beispiel!“ Rudrik drehte sich um. Eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm feixte. Die Beamtin feixte zurück.
    „Was kann ich für Sie tun?“
    „Ich will nur den Schreihals hier abliefern. Ich habe ihn zwei Wochen länger als nötig bei mir behalten.“ Die Beamtin öffnete bereitwillig die Tür zur nächsten Abteilung für Frauen.
    „So, und nun zu uns, Herrlein Listochter. Das macht fünfhundert Matraken. Die Strafe dafür, daß Sie angegeben haben, Sie hätten die Pille genommen oder sich auf andere Weise geschützt, es aber tatsächlich nicht getan haben. Sie wissen doch, daß Sie sich beim P-Büro melden müssen wie alle anderen Männer auch, damit Ihnen eine Vaterschaft zugesprochen werden kann. Sie sind bei uns hier nicht als Verhütungspillennehmer öffentlich registriert und gelten deshalb auf dem Markt als freier Samenspender. Also fünfhundert Matraken, bitte!“
    „A... aber ich habe kein Geld bei mir. Ich habe keine fünfhundert Matraken!“ Rudrik war außer sich vor Scham und Verzweiflung.
    „Sie können in Raten zahlen. Wir sind keine Unwibschen.“ Er mußte noch eine Erklärung unterschreiben und bekam die Einzahlungsformulare ausgehändigt. Dann wurde er hinausgeschoben.
    Rudrik liebte seinen Sohn mehr, als er zuvor geglaubt hatte. In der Schule war Kinderpflege sein bestes Fach gewesen. Außerdem half ihm sein Großvater. Er war in seiner Jugend Kindergärtner gewesen und verstand viel von Kindern.
    So hatte Kristoffer in seiner Kindheit keine Liebe vermißt. Doch war es eng und ärmlich zu Hause. Rudrik arbeitete in einer Keksfabrik. Er saß an einem Fließband und machte grüne Tupfer auf die runden Kekse. Damit war allerdings nicht viel zu verdienen. Er bekam aber hin und wieder

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