Die Toechter Egalias
einzigen Schlag in Stücke gehauen!“ jubelte Ba, griff sich eine Wurst und schaute triumphierend von einer zur anderen über den Mittagstisch.
„Unglaublich.“ Rut Bram schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Teller klirrten.
„Ein Glück, daß du nicht so stark bist wie Herrlein Uglemose“, murmelte Petronius. Seine Mutter sah ihn scharf an.
„Was hast du gesagt?“
„Nichts.“ Petronius blickte auf den Tisch.
„Doch!“ rief Ba. „Er hat nämlich gesagt, ein Glück, daß...“
„Schweig, Ba! Vergiß nicht, heute hat Petronius Geburtstag. Nun wollen wir es uns doch ein bißchen gemütlich machen.“
„Gemütlich hin, gemütlich her!“
„Wollen wir mit dem Geburtstagskuchen anfangen?“ fragte Kristoffer. Ablenkung ist bekanntlich die beste Taktik bei Frauen und Kindern. „Petronius zuerst.“ Er stand auf, schnitt ein großes Stück aus der Ananastorte und balancierte es vorsichtig zu Petronius’ Teller. Das Stück knickte etwas ein und drehte sich langsam auf die Seite.
„Ha! Nun bekommt Petronius kein Vaterschaftspatronat“, rief Ba schadenfroh. „Jetzt bin ich aber dran. Stimmt’s, Vater?“ Sie reichte ihm den Teller. Ihr Stück Torte stand makellos darauf. „Guckt mal! So soll es aussehen“, sagte sie und hielt Petronius ihren Kuchenteller unter die Nase. „Ich glaube, Petronius wird mal, wenn er alt ist, so einer wie Herrlein Uglemose.“
„Wenn ich so werde, kriegst du auf jeden Fall eine Tracht.“
„Dann nehme ich nur meine PS vor, und du bist geliefert.“
„Wovon redest du nur, Ba?“ fragte Kristoffer erstaunt.
„Früher liefen alle Frauen mit einer PS herum, einer Pimmelschere, wenn du es genau wissen willst, und die zogen sie hervor, wenn große Männer sie bedrohten. Schnipp, schnapp! Haha! Das haben wir in Geschichte gelernt.“
„Wie entsetzlich! Stimmt das, Rut?“ Die nickte nur, während sie ganz regelmäßig ihren Kuchen kaute. „Die PS wurde im Jahre 213 nach Donna Klara abgeschafft“, erläuterte sie.
„Wenn ich Volksfrau werde, setze ich mich dafür ein, daß die PS wieder eingeführt wird“, erklärte Ba. „Und dann werde ich sie bei Petronius anwenden.“
Rut Bram ließ ein wieherndes Glucksen ertönen, was eine gewisse Erfahrung verriet. „Ja, ja. Das wird wohl nicht so leicht sein, meine Tochter. Damals gab es noch einen gewissen PS-Bedarf, weil dam keine sichere Methode kannte, die Männer zu zähmen. Es kam in jener Zeit hin und wieder sogar vor, daß Männer auf Frauen losgingen. Aber das wäre ja heute undenkbar.“
„Warum eigentlich?“ Petronius blickte von dem zur Hälfte gegessenen Kuchenstück auf.
„Warum eigentlich!“ wiederholte seine Mutter ironisch. „Weil es eben undenkbar ist. Oder kannst du dir vorstellen, daß ein großer, starker Mann eine schwache Frau angreift, die überhaupt keine Chance hat?“ Nein. Das war in der Tat unvorstellbar. Petronius aß weiter an seinem Stück Kuchen. Ba lachte bei dem Gedanken an so einen Kampf laut auf. „Deshalb finde ich es auch so beunruhigend, daß Herrlein Uglemose seinem Zorn auf diese Weise freien Lauf ließ.“
; ,Was an dem Herrlein viel mehr stört, ist seine schlappe Baumelwurst“, unterbrach Ba ihre Mutter. Kristoffer ließ Messer und Gabel fallen. Rut warf ihrer Tochter einen scheinbar strengen Blick zu, doch Petronius konnte in den Mundwinkeln seiner Mutter einige Schmunzelfältchen entdecken.
„Wo um alles in der Welt hast du solche Ausdrücke gelernt?“
Ba hatte sich, nachdem der Kuchen aufgegessen war, den Mund mit Knackwurst vollgestopft. Trotzdem brabbelte sie weiter: „Das wissen doch alle, daß das Herrlein eine schlappe Baumelwurst hat. Deshalb hat er ja auch nie eine Frau abgekriegt. Er soll auch einen schlaffen Dudelsack haben, den er jede Nacht mit anregenden Cremes einschmiert, doch keine beißt an...“
Rut Bram brach in lautes, unbefrauschtes Lachen aus. „Halt den Mund, Ba! Ich esse!“
Da klingelte es an der Tür.
„Oh, das werden die Ödeschärs sein.“
„Ja! Sie hat eine Riesenüberraschung für dich, Petronius“, sagte Rut Bram feierlich und ging selber raus, um die Tür aufzumachen. Familie Ödeschär stand lächelnd und vollzählig auf der Matte: Lis Ödeschär mit einem großen Paket unter dem Arm, Britobert mit seiner kleinen bunten Handtasche und hinter ihnen die beiden Süßen, Baldrian und der kleine mollige Fandango, in ihren Sonntagshemden, den goldeingefaßten Kanuschuhen und dem golddurchwirkten PH.
„Nein, wie
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