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Die Tonne mit dem Totenkopf

Die Tonne mit dem Totenkopf

Titel: Die Tonne mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezine
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konnte er die Augen nicht mehr offenhalten und nickte ein.
    Immer wieder wachte er auf und spürte, daß der Wagen für kurze Zeit hielt. Doch jedesmal, wenn er versuchen wollte, die Laschen der Plane zu lösen, kehrte der Fahrer zurück, und die Fahrt ging weiter.
    Als der Wagen wieder einmal hielt, war es bereits nach 22 Uhr. Die Wagentür knallte. In der Nähe war ein leises, langgezogenes Quietschen zu hören.
    Dann stieg der Fahrer wieder ein und brummte zu sich selbst: „Licht ausschalten, du Idiot! Oder willst du, daß dich jemand sieht?“
    Er fuhr ein Stück, sprang dann wieder hinaus, und abermals ertönte das lange Quietschen. Wahrscheinlich kam es von einem Einfahrtstor. Danach ging es langsam weiter. Im Schrittempo lenkte der Mann den Lastwagen über eine holprige Straße einen Berg hinauf. Zu Axels großer Erleichterung rutschten dadurch die Tonnen ein Stück von ihm weg. Schließlich stand der Laster wieder gerade, und der Motor wurde abgestellt. Der Lenker marschierte zum hinteren Ende des Autos und öffnete die Plane. Der Knickerbocker wußte nicht, ob er sich freuen oder fürchten sollte. Ihm war ziemlich klar, daß die Fässer nun abgeladen werden sollten. Das bedeutete, er konnte sich auch befreien. Aber war es möglich, ungesehen an dem Dickbauch vorbeizukommen?

Das rollende Monster
     
     
    Von draußen wehte die kühle Nachtluft herein, und Axel atmete sie gierig ein. Gleich darauf mußte er sich aber die Hand auf Mund und Nase pressen. Sonst hätte er zu husten begonnen und sich sogar übergeben. Der üble Gestank von Verwesung und Fäulnis schlug ihm entgegen. Wo war er hier?
    Unter lautem Gepolter zerrte der Mann eine Tonne nach der anderen aus dem Wagen. Krachend landeten sie auf dem Boden, rollten ein Stück und schlugen dann dumpf aneinander. Axel packte die Panik. Vor ihm standen nur noch sieben Fässer. Gleich würde ihn der Dickbauch sehen, und was dann?
    „Verdammter Mief“, hörte er ihn fluchen. Der grobe Kerl schlug die Hände zusammen, um sie vom Rost und den Lacksplittern der Tonnen zu befreien. Dann pfiff er fröhlich vor sich hin und kramte in seinen Taschen. Ein leises Zischen war zu hören. Der Fahrer hatte sich eine Zigarette angezündet und legte zweifellos eine Pause ein. Er marschierte hinter dem Wagen auf und ab. Doch seine Schritte wurden leiser und leiser. Entfernte er sich vielleicht sogar?
    Axel nahm allen Mut zusammen. „Jetzt oder nie“, dachte er und schob sich an den Fässern vorbei. Vorsichtig blickte er nach draußen. Ungefähr zehn Meter vom Lastwagen entfernt, stand der Fahrer und blies den Rauch in die Luft. Lautlos rutschte der Junge über die offene Laderampe und sprang ins Freie.
    Wieselflink flitzte er um die Ecke und ging hinter der Beifahrerseite in Deckung. Wo war er hier?
    Hastig blickte sich Axel um. Er befand sich auf einem Hügel. In der Ferne konnte er die Lichter einer Stadt glitzern sehen.
    Der fast runde Mond kam hinter einer Wolke zum Vorschein und erleuchtete die Umgebung. Rundherum erkannte der Junge nichts als Mist, Mist und noch mehr Mist. Der Gestank war gräßlich.
    „Eine Mülldeponie“, schoß es Axel durch den Kopf. „Wir sind hier auf einer meterhohen Mülldeponie!“
    Das dumpfe Poltern der Fässer verriet ihm, daß sich der Mann wieder an die Arbeit gemacht hatte. Bald war er fertig und hatte alle Tonnen abgeladen. Pfeifend entfernte er sich abermals.
    „Das ist meine Chance“, dachte Axel und sah sich nach einem Fluchtweg um. Das Problem war nur, daß er auf einer ziemlich ebenen Fläche stand und weit und breit keine Deckung in Sicht war. Er hatte Angst davor, eine so große Strecke zu überqueren. Was würde geschehen, wenn ihn der Dickbauch erblickte? Er hatte nicht die geringste Lust, ihm in die Hände zu fallen.
    Axel schlich geduckt um den Lastwagen und spähte nach dem Fahrer. Doch dieser war verschwunden. Seine mächtige Gestalt hätte er bestimmt nicht übersehen können.
    „Er muß den Berg hinuntergelaufen sein“, dachte der Junge erleichtert. „Damit wäre eine Gefahr gebannt – hoffe ich zumindest!“ Axel setzte sich in Bewegung. Wie ein Indianer auf Kriegspfad sah er aus, als er tief nach unten gebeugt über den stinkenden Berg hastete. Der Boden federte bei jedem Schritt, und manchmal spürte der Junge auch, wie weicher, matschiger Mist unter der Sohle hervorglitschte.
    Im blassen Mondlicht erkannte Axel nun einen ungefähr drei Meter hohen Wall und steuerte darauf zu. Diese „Abfallwächte“

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