Die Tonne mit dem Totenkopf
konnte auf den Heuboden einsteigen.
Vorsichtig und auf Zehenspitzen tappte er zur Geheimtür, die zum Oberstock der Scheune führte. Sie knarrte leise, als er sie öffnete.
„Hoffentlich hat das niemand gehört“, dachte der Junge und hielt den Atem an. Da waren doch Stimmen. Unten in der Scheune sprach jemand. Den genauen Wortlaut konnte Axel aber nicht verstehen.
Deshalb zwängte er sich zwischen die Strohballen und schob sich langsam durch den Geheimgang vorwärts. Bald hatte er das Ende des Zwischenbodens erreicht. Der Junge achtete darauf, im Halbdunkel des Ganges zu bleiben. Dann beugte er sich vorsichtig nach vorn, um einen Blick nach unten zu werfen.
Wie Anton gesagt hatte, stand in der Scheune ein Lastwagen. Die Laderampe war kastenförmig mit einer blauen Plane abgedeckt. Hinten war sie aufgerollt. Der Wagen war also gerade beladen worden.
„Und was ist mit meinem Geld?“ hörte Axel die Stimme des Schiller-Bauern.
Als Antwort erhielt der Bauer ein trockenes spöttisches Lachen. „Versager! Sie sind ein Versager!“ sagte eine andere Stimme. Der Knickerbocker reckte den Kopf noch ein wenig mehr vor und erspähte nun einen Mann, der lässig an der Motorhaube lehnte. Er hatte ein knallrotes Gesicht und einen mächtigen Bauch, der wie eine Kugel im Gürtel hing. „Der Chef hat getobt, als er von Ihrer Dummheit erfahren hat. Sie können von Glück reden, wenn er die erste Rate von Ihnen nicht zurückfordert“, stieß der Dickbauch hervor. Dabei kaute er schmatzend an seinem Kaugummi. „Und jetzt muß ich los. Aber vorher muß ich noch tanken!“ Er schlug auf seinen Fettbauch. „Mindestens ein Bier! Ich hoffe, Sie haben eines gelagert!“
„Aber die anderen Stücke sind weiterhin sicher!“ rief Gert Schiller aufgebracht.
„Mir egal! Bier her!“ grunzte der Fahrer.
Der Bauer murmelte etwas und stapfte aus der Scheune. Der Lastwagenfahrer folgte ihm.
Nachdem Axel die Haustür zufallen gehört hatte, wagte er sich aus seinem Versteck und kletterte die Leiter hinunter und warf dabei einen Blick auf die Laderampe. Dort standen – fein säuberlich geschlichtet – die Fässer aus dem Keller. Er mußte sofort die Polizei alarmieren. Aber wie?
Axels Miene erhellte sich. Na klar, so machte er es. Dem Jungen war ein schlauer Plan eingefallen. „Ich werde jetzt aus mindestens zwei oder noch besser drei Reifen die Luft auslassen. Dann kann der Wagen nicht abfahren. Anschließend düse ich zum nächsten Telefon und verständige die Polizei. Sie muß hierher auf den Hof kommen und alles mit eigenen Augen sehen.“
Der Junge lächelte zufrieden und siegessicher, als er sich zum rechten Vorderrad beugte. Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein Taschenmesser heraus. Mit dem Bohrer konnte er bestimmt das Ventil des Reifens öffnen.
Das Schlagen einer Tür ließ ihn zusammenzucken.
„Das war jetzt genau das richtige“, hörte er den Dickbauch grölen. Schwere Schritte näherten sich der Scheune. Axel sprang auf. Der Schweiß trat ihm aus allen Poren. Was jetzt? Wo sollte er hin?
Sein Plan ging baden. Er hastete zur Leiter und wollte schon zurück ins Stroh. Doch da fiel sein Blick auf die Fässer. Die Fässer voller Gift. „Ein echter Knickerbocker läßt niemals locker!“ sagte er im Geist streng zu sich und schwang sich auf die Laderampe des Lastwagens. Er zwängte sich zwischen den Fässern durch und preßte sich gegen die Wand zum Fahrerhaus. Axel duckte sich und versuchte, sich so klein wie nur irgendwie möglich zu machen. Entdeckt wollte er von diesem bulligen Mann nicht werden. Der Kerl machte den Eindruck, als könnte er ihm mit zwei Griffen alle Knochen brechen.
Unter lautem Knarren wurde das Scheunentor geöffnet. Der Fahrer zwängte sich ächzend hinter das Lenkrad und ließ den Motor an. Wo würde diese Fahrt enden?
Die anderen drei Knickerbocker hatten von Axels Verschwinden nichts mitbekommen. Sie waren viel zu sehr in das Gespräch mit Nathalie Kunstmann vertieft gewesen. Die junge Frau hatte den drei Freunden von aufsehenerregenden Aktionen ihrer Umweltschutzgruppe berichtet.
Dominik war mittlerweile allerdings der Fuß eingeschlafen, deshalb richtete er sich auf, schüttelte das Bein aus und ließ sich wieder ins Gras sinken. Dabei stach ihn etwas in den Oberschenkel. Er ließ die Hand in die Hosentasche gleiten. Was war das? Erstaunt zog er einen seltsam geformten Kugelschreiber heraus. Der eine Teil war dick und glatt. Er sah wie eine Walze aus Aluminium aus. In der
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