Die Tore des Himmels
jubelte man ihm zu, und er hörte überschwängliche und dankbare Berichte von den Wohltaten Elisabeths. Uns erreichte der Bote mit der Nachricht von seiner Heimkehr erst kurz vorher, und so hatte Elisabeth kaum Zeit, ein Bad zu nehmen und sich in ein festliches Gewand zu kleiden. Ich steckte ihr die Locken hoch und konnte ihr gerade noch eine goldbestickte Haube überstülpen, bevor sie jauchzend in den Burghof hinunterrannte wie ein kleines Kind, um ihren geliebten Ludwig zu begrüßen. Ach, es war eine Freude, die beiden zu sehen, wie sie sich ganz unfürstlich in die Arme fielen.
Auch mir bereitete die Ankunft des Landgrafenzugs große Freude, denn zu meiner Überraschung war auch Heinrich Raspe dabei – und der junge Konrad, der inzwischen, wie man am Schwert an seinem Gürtel erkennen konnte, zum Ritter geschlagen war. Beide hatten sich Ludwigs Zug in Bayern angeschlossen. Schon beim Absteigen sah mir Heinrich tief in die Augen, und kaum war er nach einem kurzen Bad in seine Kammer gegangen, ging ich ihm unauffällig nach. Er schloss mich unter leidenschaftlichen Küssen in seine Arme, und wir schafften es nicht einmal, uns ganz auszuziehen, bevor wir uns liebten. Wie gut war es, ihn wieder zu spüren!
Natürlich gab es gleich am ersten Abend ein großes Fest. Die Tafel bog sich unter all den Köstlichkeiten, und alle aßen und tranken nach Herzenslust.
Alle – bis auf Elisabeth. Ludwig fiel natürlich sofort auf, dass sie nur vom Hirschpfeffer nahm. Wild war rechtmäßige Speise, denn es stammte aus den Wäldern um die Wartburg, die zum Eigengut der Ludowinger gehörten. Außerdem war die Jagd schon seit jeher fürstliches Recht. Brot hingegen rührte Elisabeth nicht an, und auch nicht den Wein, der an diesem Abend in Strömen floss. Der junge Landgraf sagte nichts, aber an den verstohlenen Blicken, die er seiner Frau zuwarf, erkannte ich, dass ihm durchaus auffiel, wie viel sie an Gewicht verloren hatte. Ja, das Speisegebot des Konrad von Marburg forderte längst seinen Tribut. Elisabeth war in den letzten Monaten jede Pummeligkeit abhandengekommen, sie hatte ihr Bäuchlein, ihre prallen Hinterbacken und Schenkel und ihre üppigen Brüste verloren. Nicht, dass sie damals schon wirklich dünn gewesen wäre, aber ihre schwellenden Formen waren so gut wie verschwunden. Ludwig nahm das nicht ungern zur Kenntnis; wir wussten ja, dass er eher knabenhafte Frauen mochte. Wir merkten alle, dass er es eilig hatte, in die eheliche Schlafkammer zu kommen, und so verabschiedeten sich die Ritter und Räte recht früh. Und dann machten Guda und ich Elisabeth schön. Wir kämmten ihr Haar mit hundert Bürstenstrichen, rieben ihr Rosenöl auf die Haut und legten ihr einen Hauch von einem Seidenumhang um. Dann ließen wir die beiden allein.
Noch bevor er ihr den Mantel von den Schultern gestreift hatte, sprengte Ludwigs hochaufgerichtetes Glied fast die Schamkapsel, die er sich hastig abnestelte. »Gott, bist du schön geworden!«, flüsterte er und sah ihren schlanken Körper mit unverhohlener Gier an. Ganz nah trat er an sie heran und umfasste mit den Händen ihre Hinterbacken. Sie spürte seine harte Männlichkeit und presste sich an ihn. Ihr Körper sehnte sich nach ihm, auf eine ganz unheilige, fleischliche, begehrliche Art, die ihr Angst machte. Aber ihre Begierde war größer; sie stöhnte auf, als er mit den Lippen an ihren Brustwarzen saugte. Sie ließen sich aufs Bett fallen, und dann hielt er es nicht mehr aus. Ohne weitere Liebkosungen drang er unvermittelt in sie ein. Sie schrie auf, aber dann gaben sie sich dem Rhythmus der Liebe hin, schneller, immer schneller, bis zum letzten, fast unerträglich erregenden gemeinsamen Höhepunkt.
Danach schlief er zufrieden und glücklich ein, die Hand immer noch besitzergreifend auf ihrem Schenkel.
Am nächsten Abend, als ich die Einschlafmilch für die Kinder aus der Küche holen wollte, bemerkte ich, dass sich in der großen Eckstube im Erdgeschoss des Palas, die Ludwig stets für Beratungen nutzte, Ritter und Räte versammelten. Ihre Gesichter waren finster, und ich vermutete, dass sie sich über Elisabeths Regierung beschweren wollten. Das musste ich unbedingt hören! Ich rannte nach draußen und stellte mich kurzerhand mitsamt meinem Milchkrug unter eines der Fenster. Anfangs konnte ich kaum verstehen, was die Männer vorbrachten. Ganz offensichtlich ging es um das Öffnen der Kornspeicher, die Ausgaben für Sicheln und Erntegerät, die überreichen
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