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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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sich mehr als zwei Hände, um ihre Blößen zu bedecken. Ludwig sah sie an, sie spürte seine Anspannung. Dann löste er den Strick seiner Bruoche und schlüpfte aus der beinlosen Unterhose. Elisabeth traute sich gar nicht hinzusehen. Sie streckte sich aus, kniff die Knie zusammen, schloss die Augen und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    Und dann spürte sie seine Hände. Er streichelte sie an Stellen, die sie selber noch nie gewagt hatte zu berühren. Ein prickelndes Wohlgefühl stieg in ihr hoch. Sie überließ sich seinen sanften Berührungen, gab sich einfach dem Genuss hin. Als er begann, ihre Brüste zu küssen, wimmerte sie leise wie ein Kätzchen. Die Els hatte ja gar nichts davon gesagt, wie schön es war! Sie wollte mehr davon, immer mehr. Seine Finger zwischen ihren Schenkeln bereiteten ihr nie gekannte Lust. Und dann legte er sich auf sie. Sie spürte etwas Hartes – das Schwert, das in die Scheide will, dachte sie und spreizte bereitwillig die Beine, um es einzulassen. Doch zu ihrer Bestürzung war plötzlich das Harte nicht mehr da. Sie hörte Ludwigs gequältes Stöhnen. Er hielt inne, ließ den Kopf in ihre Halsbeuge sinken. Was stimmte nicht? Lag es an ihr?
    »Bruder«, flüsterte sie, »was ist dir?«
    Er schüttelte den Kopf, sah sie aber nicht an. »Es tut mir leid«, sagte er leise. »Mir ist nicht recht wohl. Vielleicht habe ich zu viel durcheinandergegessen.«
    Sie war erleichtert. Also war es nicht ihre Schuld. »Was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    Er setzte sich auf. »Sie wollen Blut auf dem Laken sehen, zum Zeichen, dass die Ehe vollzogen wurde.«
    »Du meinst …?«
    Er nickte. »Sie kommen später wieder.«
    Elisabeth überlegte eine Weile. Dann sprang sie aus dem Bett und holte vom Tischchen in der Fensternische das kleine Messer, das neben der Holzschale mit Winteräpfeln lag. »Hier«, sagte sie und hielt es Ludwig hin.
    Er nahm es unschlüssig, aber sie sah ihn aufmunternd an und nickte. Da schnitt er sich quer über die Innenfläche der linken Hand und schmierte das Blut aufs weiße Leinen. Elisabeth kicherte, sie freute sich wie ein Kind über die kleine Verschwörung. Jetzt hatten sie und Ludwig ein Geheimnis. Auch er musste wider Willen schmunzeln.
    Als nach einer Stunde die Zeugen wieder an die Tür klopften, reichte Ludwig ihnen das Laken hinaus. Der Graf von Orlamünde reckte den blutbefleckten Stoff triumphierend hoch, damit ein jeder ihn sehen konnte. Gelächter und Hochrufe drangen zu den Brautleuten nach drinnen, dann entfernte sich der Besuch lärmend, und es wurde still.
    »Versuchen wir’s morgen wieder?«, fragte Elisabeth schüchtern.
    Ludwig war unendlich froh, dass sie ihm keine Vorwürfe machte. »Willst du das denn?«
    »Ja«, sagte sie schlicht. »Das war schön.«
    Sie kuschelte sich an ihn, und dann schliefen sie engumschlungen ein.

Zweites Buch Fürstin der Armen

Primus
    D er Landgraf hat geheiratet, und zwar die Dunkle! Ein großes Fest hat’s gegeben; der Michel und ich und die Ida sind sogar in den Steinhof hineingekommen. Wir haben uns den Bauch so mit Ochsenfleisch und Kraut und Würsten vollgeschlagen, dass die Ida später an die Rathausecke gekotzt hat. Die reinste Verschwendung! Eisenach war voller Leute, meistens reiche Fremde mit ihrer Dienerschaft. Unser Haufen hat fette Beute gemacht in dem ganzen Durcheinander, drei Tage lang haben wir in Saus und Braus gelebt. Nur den Konrad, den haben sie erwischt, der war schon immer zu langsam. Weil es das dritte Mal war, hat ihn der Büttel mit Ruten gestrichen, au weh, gebrüllt hat er, dass man’s bis in die Fischervorstadt gehört hat. Später hat er uns seinen Rücken gezeigt, ganz grün und blau war der und sogar ein bisschen aufgeplatzt. Aber er hat keinen von uns verraten. Guter Mann, sagt Ortwin.
    Kurz darauf hat es bei uns daheim große Aufregung gegeben. Weil, mein Vater ist abgehauen. Und ich hab erfahren, dass er eigentlich gar nicht mein Vater ist. Irgendwann um Fastnacht herum ist er sturzbesoffen heimgekommen, und als die Mutter ihn angeplärrt hat, ist er auf sie losgegangen, schlimmer als je zuvor. An den Haaren hat er sie herumgezerrt und auf sie eingedroschen wie wild. Der Michel, die Ida und ich haben uns an ihn hingehängt und gebettelt, dass er aufhören soll. Die Mutter hat geschrien und geweint, da hat ihn die Ida ins Bein gebissen. Er ist herumgefahren und hat sie gepackt, und, na ja, da hab ich ihm die dreibeinige Pfanne übergezogen, was hätt ich denn machen sollen?

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