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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Gemahl haben?«
    Ludwig schloss kurz die Augen, dann antwortete er mit fester Stimme: »Ja.«
    »Elisabeth, Prinzessin von Ungarn, willst du Herrn Ludwig, Landgraf zu Thüringen, Pfalzgraf zu Sachsen und Graf von Hessen, zum ehelichen Gemahl haben?«
    Sie lächelte; ihre Augen strahlten. »Ja«, sagte sie. Und wie es seit jeher üblich war, stellte sie sich Ludwig gegenüber und umfing seine Unterarme.
    »Weil denn diese beiden einander zur Ehe begehren«, schallte Bertholds Stimme über den Platz, »und solches hier öffentlich vor Gott und der Welt bekennen, darauf sie die Hände sich gegeben haben, so spreche ich sie ehelich zusammen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«
    Er nickte Ludwig zu, worauf dieser seiner Braut leicht mit der Stiefelspitze auf den linken Fuß trat, zum Zeichen, dass er nun als Ehemann Gewalt über sie habe. Dann hob der Kaplan die Hände über die Köpfe des jungen Paars und erteilte den Segen: »Herrgott, der du Mann und Weib geschaffen und zum Ehestand verordnet hast, dazu mit Früchten des Leibes gesegnet und das Sakrament deines lieben Sohnes Jesu Christi und der Kirche, seiner Braut, darin bezeichnet; wir bitten deine grundlose Güte, du wolltest solch dein Geschäft, Ordnung und Segen nicht lassen verrücken, noch verderben, sondern gnädiglich in uns bewahren, durch Jesum Christum, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.« Er hatte nicht ein einziges Mal gestottert!
    Im Anschluss an die Segnung betrat das Brautpaar die Kirche, und der Gottesdienst begann.
     
    Gleich nach der heiligen Messe begann für die Menschen in der Stadt das Tanzen und das Feiern, für Adel und hohe Gäste das Festmahl. Der Nachmittag verging, die Zeit des Beilagers rückte unerbittlich näher, und Ludwig war nervös. Den ganzen Tag über hatte er alles getan, was man von ihm erwartete, aber eigentlich hatte er dabei immer nur an eines gedacht: das Beilager. Und da erhob sich auch schon der Truchsess, der für den Ablauf des Abends verantwortlich war, und gab das Zeichen. Die Gäste verabschiedeten das junge Paar mit lautem Jubel und Händeklatschen, als es den Saal verließ, gefolgt von ausgewählten Zeugen aus Hochadel und Geistlichkeit. Man durchschritt hell erleuchtete Gänge, bis das Schlafgemach des Landgrafen erreicht war. Drinnen brannten die Fackeln, und das große Himmelbett war mit seidenen Kissen und Laken für die Brautnacht bereitet. Elisabeth begab sich mit Gislind und Guda in eine Nebenkammer, wo die beiden ihr halfen, sich auszuziehen. Währenddessen entledigte sich Ludwig seiner Kleider bis auf die Bruoche und legte sich zu Bett. Die Braut trat wieder ein, in ein dünnes Leinengewand gehüllt. Es sollte Elisabeths Nacktheit vor den Augen der Zeugen verbergen – sonst war es nicht üblich, ein Nachthemd zu tragen. Sophia nahm ihre Schwiegertochter bei der Hand, führte sie zum Bett und half ihr, sich hinzulegen. Und dann zogen der Abt von Reinhardsbrunn und Markgraf Dietrich von Meißen feierlich das Laken über die beiden Eheleute. Alles brach in Hochrufe aus. Gleich anschließend verließen die Zeugen nacheinander das Zimmer, wobei manch einer dem jungen Landgrafen aufmunternd zuzwinkerte.
    Das Paar verharrte in verlegener Stille reglos nebeneinander. Ludwigs Kiefer mahlten, und Elisabeth spürte Angst in sich aufsteigen. Sie wusste ungefähr, was kommen würde – nicht etwa von Sophia, die über solche Dinge nicht redete, sondern von der Hühner-Els, zu der Gislind in ihrer praktischen Art sie vor zwei Tagen geschleppt hatte. »Weißt du, wenn Mann und Weib einander beiliegen«, hatte die alte Magd erzählt, »dann will er sein Schwert in ihre Scheide stecken, und die liegt zwischen ihren Beinen. Das ist so, wie’s der Hengst mit der Stute macht und der Stier mit der Kuh. Wie der Hahn mit der Henne, und wie Hund und Katz. Hast du so was schon mal gesehen?« Elisabeth hatte genickt. »Bloß natürlich nicht von hinten«, hatte die Els ergänzt. »Das ist Sünde.«
    »Und wie dann?«, hatte Gislind gewagt zu fragen.
    »Na, der Mann legt sich auf die Frau, so geht das.« Die Els lachte. »Keine Angst, die Männer wissen schon, wie.«
    Nun hoffte Elisabeth bang, dass Ludwig auch wirklich wusste, was zu tun war. Und tatsächlich, nach einer Weile drehte er sich zu ihr, zog das Bändchen an ihrem Halsausschnitt auf und half ihr etwas ungeschickt aus dem Nachthemd. Sie lag da, ein pummeliges junges Ding, das sich seiner Reizlosigkeit bewusst war, und sie wünschte

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