Die Tore zu Anubis Reich
Bett, biß die Zähne zusammen, um den verzweifelten Schrei zurückzuhalten, der im Traum schon von seinen Lippen gebrochen war und den die neblige Luft ohne Echo verschluckt hatte: »Gott, Doyle! Es tut mir leid! Wirklich, es tut mir leid!«
»Ja, Chef«, sagte der junge Mann, der ihn geweckt hatte. »Wollte Sie nicht erschrecken. Aber Sie sagten, ich sollte Sie um halb sieben wecken.«
»Richtig, Pete«, ächzte Darrow, schwang die Beine aus dem Bett und rieb sich die Augen. »Ich gehe dann ins Büro. Wenn der Mann kommt, den ich beschrieben habe, schicken Sie ihn zu mir, ja?«
»Jawohl, Chef.«
Darrow stand auf, fuhr sich mit beiden Händen durch das weiße Haar und ging dann durch den Korridor zum Büro. Als erstes schenkte er sich ein Glas Brandy ein und leerte es auf einen Zug. Dann stellte er das Glas zurück, ließ sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch sinken und wartete, daß der Alkohol die Traumbilder aus seinem Kopf spüle.
»Mögen die verwünschten Träume mit dem Körper untergehen«, murmelte er, fummelte eine Zigarette aus einer Schachtel und entzündete sie an der Petroleumlampe. Er inhalierte den Rauch tief, lehnte sich zurück und blies ihn zu den aufgereihten Lederrücken auf dem Regal neben dem Schreibtisch. Er erwog und verwarf die Idee, an seinem bereits unübersichtlichen Netzwerk von Investitionen zu arbeiten. Er wurde rasch wieder reich, und es war verdrießlich, ohne Computer und Rechenmaschinen arbeiten zu müssen.
Bald waren die Schritte zweier Personen auf der Treppe zu vernehmen, und kurz darauf wurde an die Tür geklopft.
»Herein«, sagte Darrow und zwang seiner Stimme einen gleichmütigen und zuversichtlichen Tonfall auf.
Die Tür wurde geöffnet, und ein großer junger Mann kam herein, ein schmunzelndes Lächeln im hübschen, glattrasierten Gesicht. »Da ist er, Euer Gnaden«, sagte er und vollführte ein ironische Pirouette mitten im Raum.
»Gut, halten Sie still! Der Arzt wird Sie in ein paar Minuten untersuchen, aber ich wollte mich zuerst selbst überzeugen. Wie ist es mit dem Gehen?«
»Federnd wie Damaszenerstahl. Wissen Sie, was mich überraschte? All die Gerüche auf dem Weg hierher! Und ich glaube nicht, daß ich früher jemals so gut gesehen habe.«
»Nun, wir werden auch Ihnen einen guten besorgen. Keine Kopfschmerzen, Magenschmerzen? Er hat seit Jahren auf Turnieren gefochten.«
»Nichts, überhaupt nichts.« Der junge Mann schenkte sich einen Brandy ein, stürzte ihn hinunter und füllte das Glas auf.
»Langsam mit der Soße!« sagte Darrow.
»Der was?«
»Der Soße, dem Fusel - dem Brandy. Soll ich ein Magengeschwür kriegen?«
Der junge Mann stellte das Glas mit gekränkter Miene weg. Dann führte er die Hand zum Mund.
»Und keine Nägel kauen, bitte«, fügte Darrow hinzu. »Sagen Sie mal, kommt es nicht bisweilen vor, daß Sie Gedanken der alten Bewohner auffangen, die nach Ihrer Austreibung wie... Tassen in den Schrankfächern ihrer Köpfe zurückblieben? Und bleiben Dinge wie... ah... Träume im alten Körper?«
»Avo - ich meine, ja, ich glaube es, Sir. Im allgemeinen kümmere ich mich nicht darum, aber es kommt vor, daß ich von Orten träume, die ich nie gesehen habe, und ich glaube, es sind Bruchstücke aus dem Leben der Leute, durch die ich gegangen bin. Aber genau kann man es nicht sagen.« Er schwieg, und seine Brauen zogen sich zusammen. »Und manchmal, wenn ich gerade am Einschlafen bin, höre ich, na, stellen Sie sich vor, Sie stehen auf der Back eines Auswandererschiffes, mitten in der Nacht, und überall an den Wänden sind die Schlafkojen wie Bücherregale... Und stellen Sie sich vor, daß jeder von diesen Leuten im Schlaf redet...« Darrow langte über den Schreibtisch, nahm das gefüllte Glas und leerte es. »Auf diesen Magen kommt es nicht an«, sagte er, stieß seinen Stuhl zurück und stand auf. »Kommen Sie, gehen wir den Arzt besuchen!«
Der junge Fennery Clare, dem die Füße noch prickelten, weil er eine Zeitlang in dem warmen Wasser unterhalb des Blechwalzwerkes beim Execution Dock gestanden hatte, watete von den Kais hinaus, umging das Limehouse-Loch und versuchte die Landmarken wiederzufinden, die er sich am Morgen eingeprägt hatte. Es wurde jedoch von Minute zu Minute dunkler, und die zwei Schornsteine am jenseitigen Flußufer waren nicht mehr zu sehen, während der Kran auf der dritten Pier stromabwärts von ihm seinen Platz verändert zu haben schien, seit er ihn zuletzt gesehen hatte. Und obwohl wieder Ebbe
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