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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Pferd demjenigen Hathis folgen ließ, der vor ihm ritt, paradierten mit einer Ausnahme alle vierhundertachtzig Mameluckenbeys, die Führer ehemaliger Sklaven, die es zur absoluten Herrschaft über das Land gebracht und in den letzten Jahren nur wenig von dieser Machtfülle eingebüßt hatten, in farbenprächtigem orientalischen Glanz unter dem leeren blauen Himmel Ägyptens.
    Amins bewegliche und kraftvolle Stute Melbus tänzelte stolz und ungebärdig, warf manchmal den Kopf hoch und ließ ihren Reiter insgesamt scheinen, was er nicht war, nämlich ein guter Reiter. Sie war ein feines Tier und Amins liebster Besitz gewesen, aber die Personifizierung hatte verlangt, daß er sie zurückließ.
    Er würde Amin vermissen, der als einziger in Kairo wußte, daß Eshvlis in Wirklichkeit kein Taubstummer war. In Wien ausgebildet, hatte der junge Bey andere Ziele und Perspektiven als den traditionellen Kriegs- und Beuteruhm der Mamelucken kennengelernt, und viele lange Nachmittagsstunden hatte er vor der Nische des Schuhflickers gestanden und mit ihm auf englisch über Geschichte, Politik und Religion diskutiert, wobei sie stets darauf bedacht gewesen waren, ihr Gespräch abzubrechen, wenn ein Passant oder Kunde nahe genug herangekommen war, ihr gedämpftes Gespräch zu hören, denn Amin hatte erfahren, daß der Pascha eine Belohnung für die Ergreifung eines großen, englischsprechenden Ausländers ausgesetzt hatte.
    Nun kam eine Abteilung der albanischen Söldner des Paschas geritten, starrend von Säbeln, Kriegskeulen und Pistolen, und Gewehren, die länger waren als sie selbst. Wenigstens für Eshvlis nahmen sie sich in ihren gefältelten weißen Röcken und besonders hohen Turbanen lächerlich aus.
    Die Albaner ritten eine Reihe von Stufen hinab in eine schmale Straße, die den steilen Hang zur Zitadelle hinaufführte, und die Reihen der Mamelucken folgten ihnen, als das Bab-el-Azab-Tor am anderen Ende der eingetieften Straße langsam geöffnet wurde.
    Trotz des Umstandes, daß sie jetzt von keinen Schaulustigen mehr gesehen werden konnten, wahrten die Mamelucken ihren gemessenen Schritt, obwohl die Albaner lärmend voraus und auf das offene Tor zugaloppierten.
    Doyle betrachtete neugierig die zwischen hohen Mauerbastionen aufwärtsführende Straße, durch die sie zogen; sie war Teil des äußeren Befestigungsringes der Zitadelle und wies in dem massiven Mauerwerk zu beiden Seiten nur wenige, stark gesicherte Türen auf, und die Fenster, obschon zahlreich, waren vertikale Schießscharten, gerade breit genug, um einen Gewehrlauf durchzustecken.
    Fünfzig Schritte voraus passierten die galoppierenden albanischen Söldner durch das Bab-el-Azab-Tor... und Doyles Augen weiteten sich vor Schreck, als er sah, daß die Torflügel sich zu schließen begannen, als die letzten innerhalb des Torturmes waren. Er wandte sich im Sattel um und blickte zurück - und sah sofort, daß der Zugang zu der ummauerten Straße von einer weiteren Söldnerabteilung abgesperrt war. Noch als er hinsah, kniete die erste Reihe nieder und brachte die langen Flinten in Anschlag.
    Als er Atem holte, einen Warnruf auszustoßen, dröhnte ein Kanonenschuß und blies grauen Pulverrauch in den blauen Himmel, und einen Augenblick später eruptierte die Straße in ohrenbetäubendem und andauerndem Gewehrfeuer von vorn und hinten und aus den seitlichen Schießscharten, und die Luft zirpte und kreischte von Dutzenden Kugeln in jeder Sekunde. Staub und Steinsplitter platzten von den Wänden, beißender Rauch brannte in Augen und Kehlen und verbarg den Feind.
    Die Reihen der Mamelucken brachen auseinander wie japanische Papierlaternen, die von den Wasserstrahlen mehrerer Feuerwehrschläuche getroffen werden. Die meisten Beys wurden in den ersten Sekunden von ihren Pferden gerissen, und selbst diejenigen, denen es gelang, ihre Waffen zu ziehen, hatten keinen sichtbaren Feind, den sie angreifen konnten, ausgenommen die Albaner am unteren Ende der Straße. Doch das Häuflein Mamelucken - zu dem, wie Doyle benommen sah, auch Hassan gehörte -, das einen Angriff in diese Richtung versuchte, wurde von dem mörderischen Feuer zu Boden geworfen, bevor es zehn Schritte vorangekommen war.
    Obwohl er mehrmals ein scharfes Zupfen an seinem Umhang gespürt hatte, war Doyle nach vier vollen Sekunden noch nicht getroffen, und nach der Art und Weise zu urteilen, wie Melbus über einen Berg Gefallener vorwärtssprang, als auf ihrer Flanke ein Schuß aus einer Maueröffnung krachte,

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