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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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anderer. »Schau hin, Alter, dort liegt ein Stück von seinem Ohr. Hoppla, Vorsicht! Ihm wird schlecht!«
    Und so war es. Ein paar Augenblicke später brachte er die Kraft auf, sich durch die immer weniger um ihn besorgte Menge zu drängen. Ohne die verwunderten Blicke zu beachten, die von allen Seiten auf ihn gerichtet wurden, zog er die Jacke aus, riß sich die Reste seines Hemdes vom Leib, band sie sich fest um den Kopf, um das Blut zu stillen, das auf das Pflaster troff und seine Hände glitschig machte, zog sich die Jacke wieder an und taumelte, schwindlig vom Schock und Blutverlust, davon, eine Schenke zu suchen; denn obwohl er ini Augenblick kaum Gewißheiten irgendwelcher Art hatte, tröstete er sich mit dem Wissen, daß der Erwerb der Pistole, die ihm noch vom Hals hing, genug Bargeld für zwei Brandys übriggelassen hatte: einen, um den Kopfverband zu durchtränken, und einen, um ihn durch die Kehle zu jagen.

    Zwei Tage später hörte er wieder die Beatles-Melodie. Als er am Sonntagnachmittag zu Kusiak zurückgekehrt war, die Haustür aufgestoßen hatte und in die Diele gewankt war, hatte der alte Gastwirt mit einem Ausdruck von Erschrecken, das sich rasch zu schmallippigem Zorn gewandelt hatte, von einer Schreibarbeit aufgeblickt. Er hatte Doyles unzusammenhängende Erklärungen abgeschnitten und angeordnet, daß Doyle in einem unbenutzten Zimmer ins Bett gesteckt und überwacht werde »bis seine Seele durch die Decke verpufft sei oder seine verdammten Füße ihn zur Hintertür hinaustragen könnten«. Er hatte einen Knöchel unter Doyles Kinn gelegt und das bleiche Gesicht emporgehoben. »Mir ist gleich, was von beidem geschieht, Doyle, aber du verschwindest hier so bald wie möglich - hast du mich verstanden, hah?«
    Doyle hatte sich zu seiner vollen Höhe aufgerichtet und eine würdevolle Antwort gegeben - an die er sich hinterher nicht erinnern konnte -, und dann hatten seine Augen plötzlich das Weiße gezeigt, und er war wie ein gefällter Baum rücklings hingeschlagen; der Boden dröhnte wie eine Trommel, als er aufschlug, und seine Fingernägel, die noch einen Augenblick auf den polierten Dielenbrettern kratzten, klangen wie Kastagnetten.
    Kusiak erklärte ihn mit einiger Erleichterung für tot und ließ ihn zur Hintertür hinausschaffen, um die Ankunft eines herbeigerufenen Gendarmen abzuwarten, doch als ein paar Küchenjungen den schlaffen Körper bis zur Hintertür geschleift hatten, setzte Doyle sich auf, blickte besorgt umher, sagte: »Flug 801 nach London - ein Ticket ist für mich reserviert und bezahlt. Wo ist das Problem?« und wurde wieder ohnmächtig.
    Der überdrüssige Kusiak verfluchte Doyle und die abwesende Jacky, und dann befahl er den Jungen, den delirierenden und unwillkommenen Gast in das kleinste unbenutzte Zimmer zu bringen und von Zeit zu Zeit bei ihm hineinzuschauen, bis er den Anstand hätte, zu sterben.
    Zwei Tage lang schmachtete Doyle auf einem schmalen Bett in einem fensterlosen und eigentümlich geformten Raum unter der Treppe, ernährt von Kusiaks vorzüglicher Fischsuppe und dunklem Bier, und schlief die meiste Zeit; am Dienstagabend stand er auf und ging in die Diele hinaus, wo er vom beschürzten Kusiak gesehen wurde, der ihm erklärte, daß er, wenn er sich hinreichend erholt habe, das Zimmer zu verlassen, auch gesund genug sei, sich aus dem Gasthaus fortzupacken.
    Als Doyle seine Jacke angezogen und ein paar wacklige Schritte die Straße entlang getan hatte, hörte er auf dem Pflaster hinter sich etwas klappern. Er wandte sich um und sah, daß Kusiak ihm seine zersplitterte Pistole nachgeworfen hatte. Er kehrte um und hob sie auf, denn sie mochte bei einem der überall anzutreffenden Trödler und Althändler ein paar Pennies einbringen, und wie die Dinge lagen, würde der Erwerb von drei Pennies sein Vermögen verdoppeln.
    Zu reparieren gibt es da nichts mehr, dachte er, als er die Pistole aufhob. Hammer und Zündpfanne waren abgebrochen und verloren, der Kolben zersplittert, und der deformierte Leichnam der Kugel, der hineingefahren war, saß tief im Holz verkeilt. Doyle schauderte bei dem Gedanken, daß die Kugel seine Brust durchbohrt hätte, wenn diese Waffe nicht zufällig im Weg gewesen wäre.
    Er betrachtete die Kugel genauer; sie hatte das abgeflachte Ende eines Geschosses, das aus einer Patrone verfeuert worden war, keine Kugel.
    Nun, das ist der Beweis, dachte er nervös. Munition dieser Art kommt erst um 1850 in Gebrauch. Es gibt hier - ich meine,

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