Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
geschafft.« Er nickte. »Überanstrenge dich nicht. Atme ruhig, so, wie du kannst.« Er half ihr in eine sitzende Position auf und drückte ihr einen Wasserschlauch in die Hand. »Trink. Bist du sicher, dass es dir wieder besser geht?«
»Jedenfalls ist sie ein weit angenehmerer Anblick als einige andere von uns«, schnarrte jemand hinter ihnen.
Aspers glühende Augen brannten sich durch die Maske aus Schleim auf ihrem Gesicht. Ihre Lippen darunter zitterten, als hätte sie gern geschrien, es sich dann aber anders überlegt. Sie war so wütend, dass der Schleim beinahe kochte, gab sich jedoch damit zufrieden, beleidigt zu knurren und sich die zähe Masse mit dem Ärmel vom Gesicht zu wischen.
»Oh, du kleines, schmutziges Ferkel!« Denaos kicherte, als er zu seinen Gefährten trat. »Du hast deinen Brei wie ein ungezogenes Baby gegessen, hab ich recht?«
Er wich geschickt dem Klumpen Schleim aus, den sie nach
ihm warf, und trat zu Lenk und Kataria. Seine Haltung war die eines Mannes, der nicht gerade den drohenden Tod einer Gefährtin als unglückliches Missgeschick abgetan hatte.
»Und wie geht es uns heute?«, erkundigte er sich mit einem strahlenden Lächeln. »Ich habe mir bereits Sorgen gemacht, dass wir deine Leiche in sechs Teile zerhacken müssten, damit du nicht von den Toten auferstehst.« Er nickte wissend. »Das passiert, wenn Shict sterben, weißt du. Sie kriechen aus ihren Gräbern, reißen einem die Augen aus und fressen sie.«
»Man kann nur hoffen, dass sie noch genug bei Verstand wäre, dir zuerst die Zunge herauszureißen.« Lenk fauchte den Assassinen an, als wäre seine Stimme eine Lanze, aber Denaos schien diesem Angriff ebenso geschickt auszuweichen wie dem Schleimbrocken. »Vielleicht möchte sie gern hören, was du …«
»Nun, jetzt ist ja alles schön, schön und wieder gut.« Denaos unterbrach den jungen Mann gerade noch rechtzeitig. »Gut zu wissen, dass wir alle eine weitere Nahtoderfahrung überlebt haben, bei der nur einer von uns beinahe gestorben wäre. Ein ganz ausgezeichnetes Ergebnis, wenn ich das sagen darf.«
Lenk wollte etwas erwidern, aber Katarias krampfhaftes Husten erstickte jede boshafte Bemerkung im Keim. Er kommentierte Denaos’ gelassene Miene nur mit einem eisigen Blick, bevor er ihr den Wasserschlauch an die Lippen hielt und seine Hand zurückzog, als sie danach schlug.
»Ich bin keine Invalide, Rundohr«, knurrte sie und schüttelte seinen Arm um ihre Schultern ab. Nach einigen gierigen Schlucken wischte sie sich den Mund ab. »Was ist eigentlich passiert?«
»Wir haben gehofft, dass du uns das erzählen könntest«, mischte sich Asper ein. »Denaos und ich sind durch deine Schreie alarmiert worden.«
»Zu spät«, murmelte Lenk.
»Mit Bedacht«, konterte Denaos.
»Jedenfalls«, fuhr Asper fort, »haben wir dich bewusstlos auf einem Strand gefunden, der fast vollkommen verbrannt war.«
»Es war höllisch«, warf Denaos ein.
»Was war mit Lenk?«, erkundigte sich Kataria.
»Was mit Lenk war?«
»Er war da. Ich habe gesehen, was passiert ist.«
»Ich kann mich nicht erinnern.« Lenk zuckte hilflos mit den Schultern. »Wir wurden ziemlich heftig angegriffen.«
Kataria hielt den Atem an und sah ihn scharf an.
»Wir …?«
»Ja.« Er nickte. »Du und ich.«
»Der Dämon hat ihn übel zugerichtet«, erklärte Asper. »Er kam gerade wieder zu sich, als wir eintrafen.«
Er ist nicht ohnmächtig gewesen, dachte Kataria.
Die Bilder erschienen wieder vor ihren Augen. Der dunkle Schimmer auf dem schwarzen Blut des Abysmyth, das chirurgische Silber von Lenks Schwert. Die Erinnerungen durchfluteten sie mit einer grotesken Lebhaftigkeit, der nur die schrecklichen Geräusche Konkurrenz machten, die sie in ihrem Verstand hörte.
»MAMMI! MAMMI! ES TUT WEH!« Sie erinnerte sich an die jammernde Stimme des Dämons. »MACH, DASS ES AUFHÖRT! MACH, DASS ES AUFHÖRT!«
Lenk hatte nichts gesagt.
Jemand anders hatte gesprochen.
»Bleib da «, hatte die Stimme durch seinen Mund hervorgestoßen. »Wir töten.«
Wer auch immer gesprochen hatte, hatte sich über sie gebeugt, mit einer Haut, die so grau war wie Stein, und mit Augen, so eisblau wie der Winter.
Jemand, der nicht Lenk war …
»Was auch immer du wie auch immer gemacht hast«, fügte Denaos mit einer Grimasse hinzu, »irgendjemand scheint den Dämon bekämpft zu haben. Und zwar ausgesprochen brutal.«
»Der Dämon.« Katarias Kopf ruckte hoch. »Was ist mit ihm passiert?«
Das Omen hüpfte
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