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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Eine Kakofonie von Flüstern erfüllte den Raum, ein hohes Jammern, das durch die Steine sickerte, ein gutturales Murmeln im gekräuselten Wasser. Und doch waren es nicht seine Ohren, die dem Assassinen Schmerzen verursachten. Die Geräusche durchdrangen seinen gesamten Körper wie Laut gewordene Klauen, die durch jede Pore in ihn eindrangen und seine Sehnen vibrieren ließen.
    Aber nicht nur seine Sinne wurden so brutal misshandelt. Kataria wand sich im Griff ihres Häschers und fauchte so wild, dass Denaos vermutete, sie wollte damit die Laute übertönen. Der Mund reagierte auf eine ganz ähnliche Art, was ihm besorgte Blicke der versammelten Froschwesen und unbeteiligte Blicke der Abysmyths einbrachte.
    »Ja, ja«, flüsterte er an niemand Besonderen gerichtet, »ich höre Dich.« Dann knurrte er und schlug die Hände über die Ohren. »ICH SAGTE, ICH HÖRE DICH!«
    Der Dolch fiel aus seinen Händen, ebenso vergessen wie sein Opfer, als er an Kataria vorbeischlurfte, als wäre er erschöpft. Er ignorierte ihr Spucken und Fauchen. Denaos ertrug die Laute so lange, dass er die Intensität bemerkte, mit der der Mund auf den Granitquader am Ende der Halle starrte, hinter dem Lenk verschwunden war.
    »Was?«, murmelte der Mund und kreischte dann plötzlich. »WAS WAR DAS? Ich kann nicht… es ist schwierig …« Er biss sich auf die Unterlippe und musterte den Stein scharf. »Also gut. Ich muss nur … was? Sie kommen? Wie nah sind sie?«
    Denaos spürte, wie die Monstrosität, die ihn hielt, sich bewegte, und riskierte einen kurzen Blick. Das Abysmyth
starrte ebenfalls den Quader an. Der unbeteiligte Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert, soweit das bei einem ausdruckslosen Fischauge möglich war. Es wirkte nicht so hysterisch wie der Mund; seine Miene spiegelte eher das aufmerksame Schweigen eines eifrigen Schülers wider.
    Welche Lektion es in diesem quälenden Lärm lernen wollte, wagte Denaos nicht zu vermuten.
    »Sie können warten«, antwortete der Mund . Seine Stimme klang plötzlich jammernd. »Ich habe etwas zu erledigen … was? Nein, es ist nicht so …« Er verstummte und fauchte wütend den Stein an, als er über die Schulter auf Kataria zeigte. »Sie hat mich beleidigt! Sie hat Dich beleidigt! Und jetzt willst Du …?«
    Das Geräusch wurde lauter. Denaos konnte nicht mehr widerstehen und legte die Hände auf die Ohren, als das Murmeln zu einem dröhnenden Brüllen anschwoll und das Jammern zu einem wütenden Kreischen wurde. Die Versammlung duckte sich vor dem unsichtbaren Sprecher, und selbst die Abysmyths traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    Doch es war Kataria, die Denaos’ Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Shict wand sich immer heftiger im Griff der Monstrosität. Sie trat wie von Sinnen um sich, hatte Schaum vor dem Mund und brüllte, obwohl man das bei dem Lärm nicht verstehen konnte. Das Abysmyth hielt ihr die Arme auf dem Rücken fest, sodass ihre Ohren zuckten und sich krümmten, als wollten sie sich zuklappen und die Geräusche ausblenden.
    Der Assassine verzog das Gesicht. Trotz seines vorherigen Planes fiel es ihm schwer, den Schmerz seiner Gefährtin zu ignorieren. Außerdem, dachte er mit so viel Widerwillen, wie er aufbringen konnte, wird sich mir keine Fluchtmöglichkeit bieten, wenn sie einfach so zusammenbricht, ohne zu bluten oder viel Getue zu machen. Der Gedanke verflog jedoch in dem Augenblick, als sie ihn ansah.
    Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, wie die
eines Tieres. Nein, dachte er, nicht wie die eines Tieres. Sie sieht aus wie … wie … Er blinzelte. Als er die Augen wieder öffnete, war sie jemand anders, eine andere Frau, war es ein anderes Leben, das endete, während das Blut aus ihrem Hals sickerte. Sie bewegte die Lippen, aber seine Ohren schienen taub dafür. Sein Verstand jedoch war es nicht.
    »Hilf mir, großer Mann!«
    Erneut schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, hing die Shict schlaff im Griff des Abysmyth; sie atmete flach, und aus ihren Ohren sickerte Blut.
    »Nein! Nicht mehr! Nicht mehr!«
    Denaos’ Aufmerksamkeit richtete sich auf den Mund. Er war vor dem Stein zusammengesackt, als wäre dieser ein Altar, vor dem er betete.
    »Ich gehorche deinem Wunsch! Ich diene dem Propheten.« Er schlug den Kopf in unterwürfigem Eifer auf den Stein. »Ich werde dienen!«
    Das folgende Schweigen wirkte nach diesem höllischen Lärm nahezu ohrenbetäubend. Obwohl das Gebrüll verstummt war, konnte Denaos den

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