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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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trockener Zweig.
    Sie hatte sich schon vorher Knochen gebrochen und Blut vergossen, Eisen in ihrem Körper gefühlt. Dieser Schmerz, der jetzt ihren Körper verzehrte, war jedoch anders, hatte keine sichtbare Ursache, keinen körperlichen Grund. In einem Lidschlag, einem Zucken der Muskeln, einem Knacken faltete ihr Arm sich noch einmal, und ihr Ellbogen berührte ihre Schulter.
    »Was …«, ihr Schrei übertönte das Krachen, »was ist das? WAS IST DAS?«
    »Es tut mir leid«, schluchzte jemand.
    Sie sah die Menschenfrau an, sah die Tränen, die über ihre Wangen rollten. Sie sah, wie der Ärmel der rosa Kreatur aufriss und rot glühende Haut entblößte. Das Licht, das den Arm der Frau umhüllte, pulsierte, und bei jedem Herzschlag leuchteten schwarze Knochen, Gelenke und Knöchel in dem blutroten Schein auf.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte die Frau erneut.
    »Dann hör auf! Hör auf! HÖR …!«
    Es knackte wieder. Die Niederling fiel auf ihr rechtes Knie; ihr linkes Bein war eine verformte Masse aus gefalteten Knochen und Sehnen. Ihr Absatz berührte ihr Knie, und ihre eisengepanzerten Zehen bohrten sich in ihr Gesäß. Die Frau sank mit ihr zu Boden. Ihr ganzer Körper zitterte, außer dem Arm, dessen knochige Klauen sich tiefer in die purpurne Kehle gruben.
    »Das kann ich nicht«, wimmerte die Menschenfrau. »Ich kann nicht… ich kann nicht aufhören.«
    Tränen waren der Niederling fremd. Sie hatte noch nie geweint. Niederlinge waren zäh. Niederlinge waren hart. Niederlinge
waren stark. Niederlinge weinten nicht. Niederlinge baten nicht um Gnade.
    »Bitte«, kreischte sie, »bitte! Es tut so weh! Es tut schrecklich …!«
    Knack .
    Sie spürte, wie ihre Zähne die Wurzel ihrer Zunge berührten, wie ihr Kiefer sich faltete, einmal, zweimal. Salzige Tränen sammelten sich in ihrem Mund, rannen über ihren zerschmetterten Kiefer. Ihr Rückgrat bog sich immer weiter, ächzte wie ein alter, schwacher Baum, bevor es brach.
    Knack.
    Das war ihr anderer Arm.
    »Es ist nicht meine Schuld«, flüsterte die Menschenfrau.
    Knack. Das war ihr anderes Bein.
    »Was hätte ich tun sollen?«, flüsterte der Mensch.
    Knack. Ihr Genick.
    »Verzeih mir«, flehte die Frau.
    Asper hätte gern Talanas für ihre Tränen gedankt, dem Heiler gedankt, dass sie die Missgestalt, die sie geschaffen hatte, durch den flüssigen Schleier nicht sehen konnte. Sie hätte Ihm gern dafür gedankt, dass sie die Schreie aus dem, was einst ein Mund war, wegen des Kreischens in ihrem Verstand nicht hören konnte. Aber sie brachte keinen Dank über die Lippen, konnte sich nicht einmal daran erinnern, dass sie Lippen besaß, mit denen sie zu lobpreisen vermochte.
    Der Schmerz, der sengende rot-schwarze Schmerz, der sie umhüllte, erlaubte es nicht. Der Arm ließ nicht zu, dass sie aufhörte.
    Ihr Körper hing schlaff an diesem Arm; wie ein nutzloser Fleischberg, aus dem Tränen troffen, hing er an diesem steifen, rot glühenden Glied. Sie konnte ihre Hand nicht von der Kehle des Langgesichts lösen, konnte nicht einmal ein Gebet für ihre Seele sprechen. Sie konnte nur die Augen schließen.
    Sie versuchte, das laute Krachen zu ignorieren. Sie versuchte, das Gefühl zu missachten, als sich ihre Handfläche
um Luft schloss, sie versuchte, das helle rote Blitzen hinter ihren Lidern zu verdrängen.
    Sie versuchte es, scheiterte und flüsterte: »Vergib mir …«
    Sie hatte gebetet, dass sie nie wieder sehen musste, was sich jetzt ihrem Blick darbot, als sie die Augen aufschlug.
    Von dem Langgesicht war nichts mehr übrig. Kein Eisen, kein schwarzes Haar, nicht einmal ein Fetzen purpurner Haut. Nichts ließ darauf schließen, dass jemand dort gestanden und gekniet hatte, dass jemand dort gestorben war.
    Nichts, bis auf Asper, die auf dem Boden hockte, und die rußigen schwarzen Flecken, die sie umringten. Ihr Arm war der Beweis, ein gesundes rosafarbenes Glied, das jetzt befriedigt in ihrem Schoß lag. Es war wieder gesund, brannte nicht, glühte nicht. Es fühlte sich normal an, gut.
    Warum, fragte sie sich, fühlt sich das so gut an?
    Wer auch immer sie hörte, gab ihr keine Antwort.
    Dreimal, dachte sie dann. Einmal das Froschwesen im Frachtraum der Gischtbraut, ein zweites Mal das Langgesicht. Und das dritte Mal …
    Es war ein Unfall, unterbrach sie sich. Nein … es war …
     
    »Interessant.«
    Asper machte sich nicht die Mühe, beim Klang der männlichen Stimme aufzublicken. Sie war weit entfernt, und der Schatten, den seine schlanke

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