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Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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zu der Monstrosität, und sein Glaube forderte mit dieser Geste Natur und Schatten gleichermaßen heraus.
    »Nein.« Die Stimme der Kreatur klang atemlos wie die eines wimmernden Kätzchens. Sie riss die Augen weit auf, starrte Miron an, wie ihre Opfer sie angestarrt hatten. »Hör auf mit deinem erbarmungslosen Gejammer! Lass dein Trauern verstummen, Ungeziefer! Ich will es nicht hören!«
    Miron dachte gar nicht daran zu schweigen.
    Der Chor aus gefiederten Kreaturen kreischte zuerst los. Sie stießen eine Kakofonie aus Schreien aus, schlugen mit den Flügeln, sprangen herum, taumelten und flogen von ihren Plätzen auf der Reling und der Takelage auf. Der Himmel wurde weiß, und Männer warfen sich auf das Deck, als die großen weißen Schleier aus Federn über das Schiff schwärmten.
    Miron achtete nicht darauf.
    Mit jedem Atemzug schien der Priester größer zu werden. Seine Präsenz wurde strahlender, das Weiß seiner Robe blendete plötzlich, und seine Schritte ließen das Deck erbeben. Sein Gesang verwandelte sich in Donner, jedes Wort war wie ein Blitz, jede Silbe ein zielgerichtetes Knistern. Keiner wagte, ihn aufzuhalten, ihn zurückzuziehen, während er sich der Monstrosität näherte. Alle blieben stehen, hatten gleichermaßen Angst vor ihm und vor der Kreatur.
    Diese riss ihr Maul weit auf und stieß ein schreckliches, unirdisches Heulen aus, das wie die Stimmen von Tausenden von Ertrinkenden klang. Miron gab nicht nach, sein Gesang wurde lauter, genauso laut wie der Schrei der Monstrosität, als er sich ihr unaufhaltsam näherte. Die Kreatur griff sich mit den Klauen an den Schädel, als sie auf zitternden Beinen zurückwich, schrie voller Qual, während sie wütend den Kopf schüttelte. Der Priester schritt weiter. Sein Gesang war nunmehr zu einem Brüllen angewachsen, einem Chor aus fremdartigen Lauten, und sein Gesicht war eine Maske des Zorns, als er immer näher kam. Sein Medaillon hatte er wie einen Schild erhoben, und seine Stimme war seine Waffe.
    Der Chor verschwand mit entsetztem, gequältem Kreischen, getrieben vom Wind, wurde zu einer Wolke in dem blauen Himmel.
    Die mörderische Monstrosität selbst stieß ein letztes gepeinigtes Heulen aus, drehte sich um und rannte ungelenk in Richtung Reling. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie über die Seite des Schiffes und landete mit einer ungeheuren Fontäne im Wasser.
    Die Wellen beruhigten sich, und Mirons Gesang erstarb, als er die Hand sinken ließ und seine verzerrten Gesichtszüge sich entspannten. Dann holte er tief Luft. Sein Körper schrumpfte sichtbar zusammen, als er den Atem in einem Zug ausstieß. Niemand wagte, ein Wort zu sagen, während er über die Fluten starrte und den Blick auf die Kreatur richtete, die unter der Wasseroberfläche floh.
    Die Männer ließen die Waffen sinken, ihre Kiefer sackten herunter, die Augen traten ihnen aus den Höhlen, und sie murmelten atemlos. Dreadaeleon wirkte verblüfft, während Gariaths Züge sich zu einem Ausdruck besorgten Argwohns verzogen. Kataria zog ihren silberhaarigen Gefährten hoch und blickte über die Reling. Denaos sah Asper fragend an, aber sie hatte keine Erklärung parat, sondern blickte nur Miron ehrfürchtig und ungläubig an. Aus dem Krähennest
sah auch Quillian über das Meer. Sie konnte kaum glauben, dass die Monstrosität tatsächlich verschwunden war, und noch weniger fasste sie, wie sie vertrieben worden war.
    Nur Lenk trat vor. Seine Schritte hallten bis auf das Meer hinaus. Miron rührte sich nicht, reagierte nicht auf das Auftauchen seines gedungenen Abenteurers und sagte auch nichts, als Lenk sich hinter ihm räusperte.
    »Es ist jetzt weg, ja?«, flüsterte Lenk. »Die Bedrohung ist vorbei?«
    »Bedrohung?« Miron lächelte ihn unter seiner Kapuze hervor an. »Ich vermute stark, dass Ihr schon sehr bald den Grund kennenlernen werdet, aus dem dieses Wort ersonnen wurde.«

»Auf drei, in Ordnung?«, ächzte Sebast.
    Lenk nickte.
    »Gut, also … eins … zwei …«
    Sie hoben den letzten Leichnam an. Die beiden Männer waren so außer Atem, dass sie nicht einmal mehr Luft zum Stöhnen hatten, als sie den toten Piraten über die Reling in die gierigen Fluten hievten. Lenk verzog das Gesicht und beobachtete mit makabrer Faszination, wie der kopflose Leichnam steif in die schlammigen Fluten stürzte.
    Das Meer glich einem schwimmenden Friedhof. Die Leichen der Piraten tanzten auf der Oberfläche wie fleischige Köder, und ihre leblosen Augen starrten in den sich

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