Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
gellte, die immer noch auf den Wellen dümpelten. Als er herumfuhr und sich den Kopf hielt, zuckten sie zusammen und kehrten zu ihren Pflichten zurück. Gleichzeitig traten sie alle einen Schritt von ihm weg.
Kataria aber wandte den Blick nicht ab.
»Was ist los?«, wiederholte sie.
»Nichts. Mir geht es gut, fantastisch.« Diese Behauptung hörte sich in seinem Kopf weniger absurd an, aber sein Hirn wurde auch von eisigen Fingern gewürgt, während ein Echo immer noch in seinem Schädel widerhallte. »Mir geht es wirklich ausgezeichnet. Würdest du bitte aufhören, mich anzustarren?«
Sie hörte nicht damit auf.
»Dir geht es nicht gut«, erklärte sie dann, während sich ihr Blick durch sein Haar und seine Haut zu bohren schien, als wollte sie herausfinden, was in seinem Schädel hallte. »Du hast mich gerade absolut grundlos angebrüllt.«
»Es gibt immer einen Grund für mich, jemanden anzuschreien«, erwiderte er mürrisch. »Erst recht dich.«
»Was soll das denn heißen?« Sie kniff die Augen zusammen; sie blickten nicht mehr forschend, sondern wirkten eher wie eine Waffe, mit der sie ihn durchbohrte.
»Was meinst du mit ›Was soll das denn heißen?‹ Ist das nicht offensichtlich? Ich wäre heute fast getötet worden!«
Und jetzt höre ich Stimmen in meinem Kopf, hätte er gern hinzugefügt, sah aber davon ab.
»Du läufst fast jeden Tag Gefahr, getötet zu werden! Wie wir alle! Wir sind Abenteurer!«
»Aber wir sollten nicht von grauenhaften Kreaturen getötet werden, denen Stahl nichts anhaben kann, und die Männer auf dem Trockenen ertränken können. Moscoff …«
»Mossud.«
»Wie auch immer sein Name war, er hat dieses verfluchte … diese verfluchte Kreatur mit einer Harpune durchbohrt, und sie hat nicht mal gezuckt! Gariath und ich haben
sie mit allem bearbeitet, was wir hatten, und sie ist keinen Schritt zurückgewichen! Ich …« Er stockte und stieß dann die Worte zwischen den Zähnen hervor. »Ich habe in ihre Augen geblickt, und ich habe keinerlei Regung dort gesehen.«
»Und deshalb hast du mich gerade angeschrien?«
Ich habe dich angeschrien, weil ich vermutlich gerade meinen Verstand verliere.
»Hast du das Gefühl, das wäre unangemessen?«, fragte er spöttisch.
»Ein bisschen.« Sie seufzte und ließ die Schultern sinken. »Du begegnest einer Kreatur, die du nicht umbringen kannst, und das ist deine Reaktion darauf? Ist es denn so schwierig zu akzeptieren, dass Dinge existieren, die du schlicht und einfach nicht ändern kannst? Ich hätte vermutet, dass du daran gewöhnt bist. Schließlich bist du ein …«
»Mensch.« Er verdrehte die Augen. »Selbstverständlich. Wie sollte ich auch nicht an solche Dinge gewöhnt sein, als willensschwacher Mensch mit kleinen, runden Augen?«
»Das wollte ich nicht sagen.«
»Aber du hast es gedacht.«
Ihr Blick war hart und grausam. »Das denke ich immer.«
»Wenn du so wenig von uns hältst, warum verschwindest du dann nicht einfach und tobst im Wald mit den anderen Wilden herum?«
»Weil ich mich so entschieden habe!«, spie sie hervor. Sie verschränkte die Arme und hob die Nase. »Wer sollte mich zu etwas anderem zwingen?«
»Ich«, knurrte Lenk und hob eine Faust. »Und das hier!«
Sie sah von seinen Augen zu seiner Faust und wieder zurück. Sie wirkten wie das Spiegelbild des anderen. Beide hatten das Kinn kriegerisch vorgeschoben und die Augen wütend zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, und ihre Hände, mit denen sie sich eben noch beinahe umfasst hätten, waren jetzt vor Wut zu Fäusten geballt.
»Wage es ja nicht!«, zischte sie.
Asper zog die Bandage um Mossuds Arm fest. Sie runzelte grimmig die Stirn, als sie den eingewickelten Leichnam betrachtete, der auf dem Tisch vor ihr lag. Dürr, wie er war, die Arme über die Brust gelegt und die Beine fest zusammengedrückt, wirkte er in den weißen Bandagen, die ihn vollkommen verhüllten, wie ein Insekt in einem Kokon.
Sie hasste bandagieren. Es war ein so unwürdiger Akt der Konservierung. Aber es war immer noch besser, als einen Toten in ein Fass mit Rum zu stecken. Wenigstens schrumpften die Leichen nicht, wenn sie mit Salz eingerieben waren. Mossud würde sich halten, bis die Gischtbraut Toha erreicht hatte und er den richtigen Leichenbestattern übergeben werden konnte.
Trotzdem hatte ihr das die Aufgabe, all die Toten einzuwickeln, nicht erleichtert.
Ihr war übel, als sie die bandagierten Leichname musterte, die auf den Tischen der Messe lagen. Durch
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