Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
vielleicht nicht unbedingt die tiefgründigste Lösung, aber immerhin war dies hier auch nicht das schwierigste Problem.
Denn auf diese Frage, auf jede Frage, war Gewalt eine Antwort, die er verstand.
Die Niederlinge teilten offenbar seine Gedanken, als sie ihre Schwerter hoben und auf seine gefletschten Zähne mit gemeinem Grinsen antworteten.
Menschen waren in der Nähe, und sie waren sehr wahrscheinlich tot. Niederlinge waren näher, und sie würden sehr bald tot sein. Er würde heute Nacht Antworten finden, Antworten im Tod.
Er war sich nicht ganz sicher, ob es ihn kümmerte, wessen Tod.
Lenk spürte, wie ihn ein kalter Schauer durchfuhr, der seine Aufmerksamkeit beanspruchte.
»Sie sind zu einer Entscheidung gekommen.«
Der Anblick der gezückten Schwerter und ihrer boshaft grinsenden Gesichter bestätigte diesen Gedanken. Der kurze Streit der Niederlinge, wer wen wie töten durfte, hatte nur so lange gedauert, bis Worte Fäusten wichen, und die am wenigsten Verprügelte sich die Rosinen aus der Beute picken
durfte. Diejenige, die am stärksten blutete, begnügte sich knurrend mit dem bewusstlosen Dreadaeleon, der immer noch neben Lenk lag.
Die mit dem breitesten Grinsen und den blutigsten Handschuhen näherte sich ihm. Ihr folgten die finsteren Blicke derer, die sehr viele Spuren von Knöcheln am Kinn hatten. Von denen gab es viele. Die hier hatte ihn wirklich unbedingt gewollt.
»Sie wird uns nie bekommen «, murmelte die Stimme. »Wir werden sie zuerst finden, zunächst ihr und dann allen eine Offenbarung zeigen.«
»Eine Offenbarung«, flüsterte Lenk, »in Blut und Stahl. Wir werden sie ihnen zeigen.«
»Uns was zeigen?« Die Niederling, die sich ihm genähert hatte, legte den Kopf schief.
»Er könnte uns seine Innereien zeigen«, schlug ein anderes Langgesicht vor.
»Eigentlich könntest du das tun«, meinte eine andere, die neben der ausgestreckten Gestalt von Denaos kniete. »Ich habe vor, den hier ganz langsam sterben zu lassen. Xhai wird stinksauer sein.«
»Sterben? «, erkundigte sich die Stimme bei Lenk.
Lenk schüttelte den Kopf. »Nicht wir.«
»Nicht, wenn sie überleben soll.«
Hitze umhüllte Lenk und trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. »Und was ist mit deinem Überleben? Rette sie, versuche es nur, und du stirbst, wirst verfaulen, und sie wird ...«
Der Schweiß wurde eiskalt, gefror zu Reif auf seiner Haut. »Unbedeutend. Pflicht kommt vor Überleben. Pflicht kommt vor Leben. Pflicht kommt vor allem. Sie kommen. Sie werden sterben, so wie die hier sterben werden.«
»So wie alle sterben«, murmelte Lenk.
»Jetzt hast du es kapiert«, sagte die Niederling und grinste, als sie ihr Schwert langsam zur Stirn des jungen Mannes heruntersenkte. »Es ist genauso, wie Meister Sheraptus gesagt hat. Die Schwachen geben alles, die Starken nehmen alles.«
Ihr Grinsen wurde breiter. »Meister Sheraptus ist stark. Wir sind stark.«
»Schwäche ermöglicht Stärke. Stärke nährt sich von Schwäche. Durchaus zutreffend.«
»Aber ihre Vorstellung ist falsch«, murmelte Lenk.
»Was?« Die Niederling lächelte mit grässlichem Vergnügen. »Oh, warte, willst du einen von diesen Sterbemonologen halten, die Röschen normalerweise vor ihrem Tod absondern? Ich habe davon gehört! Aber mach es gut!«
Sein Blick hob sich und bohrte sich in ihre Augen. Schlagartig erlosch ihr Lächeln, die Bosheit auf ihrer Miene verpuffte und wurde durch Verwirrung ersetzt, die von Furcht getränkt war. Vollkommen ruhig sah er zu, wie ihr Schwertarm sich anspannte, und seine Stimme wurde von einem Atemzug getragen, der durch die Kälte sichtbar gemacht wurde, als er sie anstarrte.
»Wir sind stärker«, flüsterte er gelassen. »Wir werden dich zuerst töten.«
Sie wich zurück, als wäre sie von etwas Härterem geschlagen worden als von einer Faust. »Ich hoffe, dir gefällt das«, knurrte sie, und holte mit ihrer Klinge aus, bereit, sie ihm zwischen die Augen zu stoßen. »Aber du hast es ruiniert, du blöder, kleiner ...«
Ein lautes Brüllen zerriss die Luft und verschlug ihr die Worte. Sie erstarrte, Verwirrung verzerrte ihre Gesichtszüge, und die Furcht wich Neugier. Sie warf einen Blick über die Schulter und starrte mit ihren milchig weißen Augen über den Strand, suchte die Quelle dieses Wutgeschreis.
»Das ...«, summte ein anderes Langgesicht, während sie in die Dämmerung spähte, »das ist eine Kurzhand, hab ich recht? Eine von denen, die der Meister losgeschickt hat?«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher