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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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jedenfalls nicht mit Worten. Ihre Präsenz wurde jedoch durch sein Blut deutlich, das zu gefrieren schien, durch den kalten Schauer, der ihn überlief. Sein Schädel überzog sich mit Raureif, wurde taub für Gedanken, für Furcht, für Zweifel. Seine Muskeln wurden hart, ohne jedes Gefühl für Schmerz, als er an den Tauen zog. Sie schmerzten nicht, brannten nicht, protestierten nicht. Sie waren aus Eis.
    Lenk wusste irgendwie, dass ihm das Anlass zur Sorge geben sollte.
    Seine Hände befreiten sich. Er spürte das Blut, das kalt über seine Haut drang, aber irgendwie tat es nicht weh. Er erhob sich auf gefühllosen Beinen und stolperte nach vorn. Vor ihm stand die Sänfte, auf der sein Schwert lag. Der mit Leder umwickelte Griff reckte sich ihm einladend entgegen. Er packte ihn und spürte, wie die Energie ihn in einem Stoß durchströmte. Er fühlte sich wieder ganz.
    »Du hast dein Schwert, um dich verteidigen zu können, das Mittel zur Flucht« , flüsterte eine andere, fiebrige Stimme. »Fliehe! Lauf weg! Rette dich! Du musst nicht hier sterben!«
    Die Worte trafen auf taube Ohren; er würde nicht hier sterben. Er trat vor, zog das Schwert über den Sand hinter sich
her. Gariath schwang den Leichnam wild hin und her; er war unwichtig. Die Niederlinge tanzten um ihn herum und suchten eine Lücke in seiner Abwehr; sie waren ebenfalls unwichtig. Eine von ihnen stand etwas abseits, diejenige, die ihn nicht getötet hatte, diejenige, die ihn ermächtigen würde.
    Sie war die Erste.
    Sie hörte, wie er näher kam, spürte seinen Atem in ihrem Nacken, seine Präsenz; all das war vollkommen ohne Belang. Sie wirbelte herum, die Klinge in der Hand, einen Fluch auf den Lippen, und riss den Schild hoch; auch das war unerheblich.
    Er hob rasch sein Schwert. Er sah sich in dem spiegelnden Metall, sah die toten, pupillenlosen Augen, die ihn anstarrten. Dann war sein Spiegelbild in einem roten Sprühnebel verschwunden. Er konnte sich nicht einmal erinnern, wann die Klinge ihren Hals gefunden hatte. Ebenso wenig konnte er sich daran erinnern, was er gesagt hatte, dass sie ihn so schmerzerfüllt, so furchtsam anstarrte.
    Aber er erinnerte sich an das Gefühl, die Stärke. Er hatte es in eisigen Flüssen und dunklen Träumen gespürt, in der Abwesenheit von Fieber und der Kälte des Windes. Er erinnerte sich an die Stimme, die jetzt zu ihm sprach, als sie aus seinem Schädel zu quellen schien. Er erinnerte sich an die Botschaft. Er hörte sie.
    »Stärke schwindet, Leib verfällt, Glaube erlischt, Stahl bricht.«
    »Pflicht«, flüsterte er, »überdauert.«
    Das Leben kehrte zu ihm zurück, warmes, brennendes, fieberndes Leben. Die Niederling fiel zu Boden, gurgelte und presste ihre Hände auf die klaffende Wunde in ihrem Hals. Die anderen wirbelten herum, starrten sie an und richteten dann ihre fassungslosen Blicke auf Lenk.
    »Shtehz !«, keuchte eine von ihnen. »Das verdammte Ding hat gerade...«
    Ein Krachen übertönte ihre Bemerkung und hätte sie unterbrochen, selbst wenn der Mund der Niederling nicht zu einem blutigen Brei gequetscht worden wäre, als eine rote
Klaue ihren Hinterkopf packte und ihren Schädel gegen den ihrer Gefährtin hämmerte.
    Gariath trat vor und betrachtete Lenk einen Augenblick neugierig. Dann schnaubte er.
    »Noch am Leben?«, grunzte er.
    »Noch am Leben«, erwiderte Lenk.
    »Dass du überlebst, habe ich mir gedacht.« Gariath bückte sich und packte eine Niederling an ihrem Oberarm. »Die anderen sind tot?«
    »Noch am Leben«, wiederholte Lenk. »Jedenfalls noch. Es gibt ein anderes Langgesicht, Sheraptus. Er hat die Frauen mitgenommen.«
    »Das ist ein Problem«, meinte Gariath, während er einen klauenbewehrten Fuß zwischen die Schulterblätter der stöhnenden Niederling setzte. »Was willst du dagegen unternehmen?«
    »Sie haben sie auf ein Schiff verfrachtet«, erwiderte Lenk und deutete aufs Meer. »Weit können sie nicht sein.« Dann sah er den Drachenmann an und hob eine Braue. »Warum interessiert dich das überhaupt?«
    »Ich habe vorhin zwei von diesen Dingern getötet. Habe keine Antworten gefunden. Ich werde mir ein bisschen mehr Zeit geben.«
    »Verstehe ... soll ich fragen?«
    Gariath antwortete nicht. Seine Muskeln spannten sich an, als er mit dem Fuß zutrat und gleichzeitig die Arme des Langgesichts festhielt und nach hinten bog. Die Frau kreischte, lange und laut, aber nicht laut genug, um das Geräusch zu überdecken, mit dem ihre Arme aus ihren Gelenken rissen, und auch

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