Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
er weiß. Das Meer ist riesig, und sein Schiff könnte überall sein und ...«
»Es befindet sich zwei Wegstunden in diese Richtung«, unterbrach ihn Dreadaeleon und deutete aufs Meer.
»Wie bitte?«
»Er schwitzt Magie aus allen Poren«, antwortete der Jüngling. »Auf mich wirkt er wie ein in Leinen gewandeter Skunk.«
»Oh.« Lenk sah Denaos an und zuckte mit den Schultern. »Dann tu dir keinen Zwang an.«
»HALT!«
Der Gonwa tauchte aus der Dunkelheit auf, bevor Denaos’ Handgelenke auch nur zuckten. Sie betrachteten ihn ebenso misstrauisch wie er sie, obwohl er sich keineswegs der Täuschung hinzugeben schien, dass der angespitzte Stock in seiner Hand auch nur in irgendeiner Weise ein ernsthafter Gegner für das blutige Schwert in Lenks Faust war. Trotzdem strahlten seine Augen eine misstrauische Offenheit aus, an die sich Lenk sofort erinnerte.
»Hongwe«, murmelte er, als ihm auch der Name der Kreatur einfiel. »Wenn du hier sein solltest, um den Verrat zu Ende zu führen ...««
»Ist er nicht«, knurrte Gariath.
»Das würde ich glauben, wenn irgendjemand anders es gesagt hätte«, konterte Denaos.
»Wieso bist du dir so sicher?« Draedaeleon sah den Drachenmann fragend an.
»Ich weiß es«, erwiderte der.
»Der Rhega sagt die Wahrheit, Vettern«, meinte Hongwe leise. »Ich bin kein Freund der Langgesichter.« Er deutete auf Togu. »Togu ist das ebenso wenig.«
»Er hat uns an sie verkauft«, knurrte Denaos.
»Um zu überleben«, erwiderte Hongwe scharf. »Er hatte die Wahl ... und hat die falsche Entscheidung getroffen.«
»Und wieso wäre das nicht Grund genug, ihn zu töten?«
»Weil ich nicht zusehen kann, wie er stirbt«, erwiderte Hongwe. »Jetzt verlangt nicht von mir, einfach wegzusehen. Togu hat mein Leben und das meines Volkes gerettet. Ich habe ihm vertraut, und wenn ihr meine Hilfe wollt, bitte ich euch, ihn zu verschonen.«
»Welche Hilfe?«, fragte Denaos verächtlich. »Wir wissen, wo das Schiff ist. Wir haben jetzt sowohl unsere Waffen wieder als auch unser Monster, nichts für ungut, Gariath. Also ist das Einzige, was noch fehlt, ein loser Faden, den ich bereits geknüpft habe und jetzt zuziehen werde.«
Hongwe zuckte mit den Schultern. »Ihr habt kein Boot.«
»Da hat er recht.« Dreadaeleon betrachtete Denaos. »Wieso interessiert dich das überhaupt? Der Tod ist uns sozusagen gewiss. Das entspricht doch ganz sicher nicht deiner idealen Situation, oder?«
»Präpubertierende Jungs im Lendenschurz«, gab Denaos zurück, »sind für gewöhnlich in der ausgesprochen miesen Situation, dass sie sich ihre Helfer nicht aussuchen können.«
»Postpubertierend.«
»Sagst du.«
»Ruhe, schweigt, haltet die Klappe!«, schnarrte Lenk. Er wirbelte herum und starrte Hongwe finster an. »Du kannst uns zu einem Schiff bringen?« Als der Gonwa nickte, sah er Gariath an. »Kommst du mit?«
»Sterben Leute?«, fragte Gariath.
»Leute sterben.«
»Ja.«
»Großartig, fantastisch, hervorragend«, murmelte Lenk und fuchtelte mit dem Arm herum. »Holt das Boot, macht euch bereit. Wir greifen an, bringen alle um und überstehen das alles hoffentlich unbeschadet.«
»Das ist dein Plan?«, erkundigte sich Denaos. »Ich will dem Jüngling nicht nach dem Mund reden, aber bei einem
Feuer schwitzenden Hexer als Gegenspieler scheint es sich meiner Meinung nach zu lohnen, dass wir genau überlegen, wie wir ihn angreifen.«
»Glaube erlischt, Stahl zerbricht, Leib verfällt«, erwiderte Lenk und hastete zu der Sänfte. »Pflicht überdauert.«
»Was zum Teufel soll das heißen?«
»Bei Khetashe, ich habe keine Ahnung, du blöder Knochenbeutel! Halt die Klappe, und hilf mir, meine Hose zu finden!«, fauchte er und durchwühlte den Inhalt der Sänfte. »Wenn ich ein Schiff angreifen soll, auf dem es von purpurnen Psychopathinnen nur so wimmelt, die jemanden anbeten, der sich ebenfalls darauf befindet und der Feuer ausschwitzt, dann werde ich das ganz gewiss nicht angehen, solange meine Hoden frei herumbaumeln.«
»Das ist zumindest ein guter erster Schritt«, räumte Dreadaeleon ein. »Wie sieht der nächste aus?«
Lenks Finger berührten etwas Weiches, Schweres. Er hob den abgetrennten Kopf zwischen den Beutestücken hervor, hielt ihn an den goldenen Locken hoch und starrte auf das beinahe heitere Gesicht und die geschlossenen Augen.
»Oh, da fällt mir bestimmt etwas ein.«
Alle Shict wussten, wie man mit Raubtieren verfahren musste.
Es war eine Frage des Instinktes. Diejenigen, die
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