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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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können geheilt werden«, erwiderte er.
    »Das hoffen wir wenigstens«, gab Avaij zurück. Seine Stimme klang scharf und glatt, die seiner Schwester heiser und barsch. »Aber wir alle haben ihr Heulen gehört. Wenn sie nicht geheilt werden kann …«
    »Was dann, Bruder?«, erkundigte er sich. »Dann überlassen wir sie dem Tod? Oder töten wir sie?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Avaij.
    »Vielleicht doch«, sagte Inqalle.
    »Wir töten die Kranken nicht.« Naxiaw erhob sich vom Boden. »Wir behandeln die Krankheit und töten die Seuche.«
    »Die Menschen«, murmelte Avaij. »Du bist davon überzeugt, dass der Tod eines Rundohrs unsere abtrünnige Schwester zurückbringen wird.«
    »Ich bin nicht überzeugt davon.«
    »Hoffnung ist nichts für die s’na shict s’ha«, sagte Inqalle. »Unser Volk weiß .«
    »Dann weißt du, dass wir sie nicht töten dürfen und dass wir auch nicht einfach herumsitzen und sie leiden lassen können.«
    Er drehte sich um und betrachtete seine Stammesleute. Er fragte sich, wie die Menschen sie wahrnehmen würden: groß und stolz, muskulöse Gliedmaßen unter tätowierter grüner Haut. Das schwarze Haar grob zu hohen Kämmen auf dem Kopf zurechtgestutzt. Ihre Waffen waren scharf, genau wie ihre Augen, und wenn sie ihre Lippen fletschten, sah man ihre noch schärferen Reißzähne.
    Die Menschen kannten Geschichten über die Grünshict, sein Volk. Sie fürchteten sie, und zwar zu Recht. Dieser eine Mensch jedoch würde sie mit Terror in seinen blauen Augen anstarren. Dieser Mensch könnte sich wehren. Überlebensfähigkeit war das Wesen dieser Seuche.
    Aber Naxiaw sah in diesen beiden Grünshict nur den Bruder, die Schwester; ihr Heulen sprach eine klare Sprache. Sie mochten seine Methoden in Zweifel ziehen, aber sie hinterfragten nicht seine Ziele. Sie würden ihre Schwester nicht leiden lassen.
    Natürlich würde es wehtun. Sie war an diesen silberhaarigen Affen gebunden, und zwar viel stärker, als sie es sie wissen lassen mochte. Sie würde toben, sie würde gegen sie kämpfen, sie würde vielleicht sogar trauern.
    Krankheiten konnte man nicht heilen, ohne Schmerzen zuzufügen.
    Kataria holte tief Luft und atmete langsam aus. Als der letzte Atemhauch über ihre Lippen gestrichen war, öffnete sie die Augen.
    »Nein«, sagte sie. »Du irrst dich. Die Antwort liegt nicht im Blut. Jedenfalls bis jetzt nicht. Und die Antwort findet sich auch nicht in dir. Ich entschuldige mich nicht bei dir, und ich bitte dich auch nicht um Verzeihung, Bruder. Es gibt niemanden, der mir sagen kann, was ich herausfinden muss. Ich muss es selbst finden. Wenn das bedeutet, dass ich mit den Menschen zusammen sein muss, dann sei es so. Lebe wohl, Naxiaw. Ich jedenfalls werde tun, was nötig ist.«
    Sie nickte entschlossen und lächelte. Jetzt war es gesagt. Alles, was sie bis jetzt zurückgehalten, in sich verschlossen hatte, alles, was sie sich selbst bisher nicht eingestanden hatte, ganz zu schweigen einem s’na shict s’ha gegenüber.
    Sie hatte es gesagt und daran geglaubt.
    Es wäre ihr sogar gut gegangen, wenn Naxiaw tatsächlich vor ihr gestanden hätte. Die schweinsgroße bunte Kakerlake vor ihr jedoch zuckte einfach nur mit ihren Fühlern und klickte leise; was persönliche Enthüllungen anging, schien sie ziemlich uninteressiert zu sein.
    »Tu nicht so, als ob du schon mal etwas Besseres gehört hättest!«, schnaubte Kataria verächtlich und marschierte an dem Tier vorbei.
    Trotz der mangelnden Zustimmung des Insekts verließ Kataria den Wald mit einem Hochgefühl. Das Treffen mit dem Grünshict war gut gelaufen. Verdächtig gut, angesichts dessen, dass sie ihm gesagt hatte, es wäre ihr letztes Treffen. Sie hoffte, dass er verstanden hatte. Dass er es überhaupt gehört hatte.
    Sie hatte ihre atemlosen, gestammelten Entschuldigungen immer noch im Ohr. Natürlich verstand sie selbst sie nicht wirklich. Aber sie hoffte inständig, dass Naxiaw ihr unzusammenhängendes Gerede besser aufgenommen hatte.
    Wie auch nicht? Sie ging hart mit sich ins Gericht. Angesichts dieser aufregenden Zurschaustellung von gestammelten Entschuldigungen und kaum durchdachter Logik ist es das reinste Wunder, dass er nicht hier neben dir steht und dich unter Tränen umarmt, bevor er dich zu einem Menschen schickt. Zu genau der Rasse, die auszurotten er geschworen hat. Wie du übrigens auch.
    Vergangenheit, korrigierte sie sich. Sie hatte geschworen, Menschen zu töten, jedenfalls glaubte sie das. Sie war der alten

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