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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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Essen raubten ihm schnell die Kräfte.
    Â»Gib sie mir mal«, sagte Paul kurzerhand und nahm ihm das Mädchen ab. Danach wechselten sich die Jungen damit ab, Leni zu tragen.
    Oliver hatte befürchtet, die Kleine könnte es mit der Angst bekommen, aber dann sah er, wie ihr Gesicht vor Freude strahlte. Sie klammerte sich wie ein Äffchen an den Hals des jeweiligen Jungen, ließ sich die Wintersonne ins Gesicht scheinen und genoss den wilden Ritt. Ihre goldenen Locken flogen durch die Luft, und aus ihrem Mund kamen kleine schnelle Jauchzer.
    Erst als sie die Haltestelle für den Pferdeomnibus erreichten, wurde Leni wieder ruhig. Sie schien zu spüren, dass sie sich nun unauffällig benehmen musste. Schweigend ließ sie sich von Paul und Harry an der Hand nehmen und gab sich gesittet wie ein feines Fräulein. Da sie den Kopf gesenkt hielt, bemerkte niemand ihr Gebrechen. Oliver war froh darüber. So weit waren sie vom Kröger'schen Haus nicht entfernt, als dass nicht zufällig ein Nachbar oder eine Marktfrau das blinde Mädchen erkennen konnte.
    Er löste für alle fünf die Fahrkarten, dann quetschten sie sich gemeinsam auf eine der hintersten Bänke. Die Augen der Jungen leuchteten vor lauter Stolz und Abenteuerlust, nur Oliver fühlte sich auf einmal schrecklich müde. Er hatte alles genau geplant, und der geheime Kellerraum wartete auf Leni. Aber weiter hatte Oliver nicht gedacht. Erst jetzt fragte er sich, wie lange er ein kleines Mädchen eigentlich verstecken konnte. Gut, er hatte sie von ihren brutalen Pflegeeltern befreit, aber er konnte ihr nun keineliebevolle Familie bieten. Nur einen Kellerraum mit einem Bett aus Brettern.
    Eine kleine Hand schob sich in seine. Leni, die mit ihrem feinen Spürsinn seinen Stimmungswandel bemerkt hatte, sagte leise: »Ich habe keine Angst, weißt du? Ich kann überall sein. Auch allein, wenn Greta keine Zeit für mich hat. Aber du kommst mich besuchen, ja? Und Paul und Harry und Olaf. Ihr seid jetzt alle meine lieben Freunde.«
    Darauf machten Paul, Harry und Olaf ziemlich betretene Gesichter. Sie waren harte Jungs, die den Überlebenskampf auf der Straße bisher erfolgreich bestritten hatten. Aber plötzlich bekamen sie alle gleichzeitig kleine Dreckkrümel in die Augen und mussten heftig zwinkern.
    Â»Klar bin ich dein Freund«, brummte Paul, um einen Rest Würde bemüht.
    Â»Ich auch«, sagte Harry.
    Â»Ich sowieso«, fügte Olaf hinzu, dessen Stimme schon sehr nach einem Schluchzen klang.
    Leni schenkte allen ein zufriedenes Lächeln. Dann lehnte sie sich ein wenig an Oliver. »Kannst du mir bitte erzählen, was da draußen ist? Wie sehen die Häuser aus? Und die Kutschen? Kommen wir am Hafen vorbei? Kannst du ein Schiff sehen?«
    Daraufhin überschlugen sich die vier Jungen in ihren Beschreibungen von Hamburg und später von Altona. So fleißig erstatteten sie über alles Bericht, dass es ziemlich lange dauerte, bis sie endlich bemerkten, dass Leni fest eingeschlafen war.
    Erst als der Omnibus an ihrem Ziel eine Weile ruhig stand, wurde sie wieder munter. Vertrauensvoll ließ siesich von ihren neuen Freunden zu ihrem Versteck bringen. Es war nur ein kurzer Fußmarsch.
    Â»Hier ist es so schön warm!«, rief sie begeistert aus, kaum dass sie den Keller betreten hatte.
    Â»Dafür habe ich gesorgt«, sagte Oliver voller Stolz, obwohl er sich gleichzeitig ein bisschen albern vorkam. Konnte es sein, dass er und die anderen um Lenis Gunst wetteiferten?
    So ein Unsinn. Es ging hier um ein kleines blindes Mädchen, nicht um eine Märchenprinzessin.
    Â»Ich habe auch geholfen, damit du es gemütlich hast«, erklärte Paul.
    Â»Ich auch«, sagte Harry.
    Olaf brüstete sich damit, dass er mindestens genauso viel wie die anderen getan habe.
    Â»Danke, danke, danke«, sagte Leni immer wieder, und sie strahlte, strahlte eben doch wie eine Märchenprinzessin, die gerade ihr neues Schloss erkundete. Im Nu hatte sie sich durch den Raum getastet und wusste nun schon, wo der Herd, das Bett und die Obstkisten standen.
    Â»Ihr solltet nun gehen«, sagte Oliver schließlich zu den anderen. »Wir dürfen hier nicht auffallen, außerdem braucht Leni ein bisschen Ruhe.«
    Eher unwillig trollten sich die Jungen, versprachen jedoch, am Abend wiederzukommen. Dann wollten sie Leni wahre Schätze mitbringen. Eine Lakritzstange vielleicht oder ein

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