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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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grinsten.
    Im Nu hatte er einen rostigen Draht in der Hand, bog ihn auf für Oliver geheimnisvolle Weise hin und her und steckte ihn in das Schlüsselloch. Er ruckelte ein wenig daran, zog den Draht noch einmal heraus, verbog ihn erneut und wiederholte die Prozedur.
    Â»Bitte sehr«, sagte er zwei Minuten später voller Stolz und ließ die Tür aufspringen. Er warf sich wie ein Zirkusdirektor in Pose. »Immer hereinspaziert, meine Herren! Nur keine Scheu.«
    Harry und Olaf kicherten, aber Oliver hatte keinen Blick mehr für die Freunde. Er steuerte direkt auf Lenis Kammer zu, trat ein, sah sich suchend um. Es dauerte nicht lange, bis sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten.
    Leer. Die Kammer war leer.
    Oliver stieß ein Stöhnen aus. Verdammt, er war sich doch eben noch so sicher gewesen! Ihm wurde ein wenig schwindelig, und er musste daran denken, was Mathilde gesagt hatte. Dass sie sich Sorgen machte, weil er so dünn war. Der alte Doktor Hausmann sollte ihn noch mal untersuchen. Plötzlich fand er die Idee gar nicht so blöd. Er fühlte sich gar nicht wohl…
    Ein Wispern drang durch die Kammer, leise wie ein Lufthauch. »Ooo… li… er.«
    Es klang wie das Klagelied der Gespenster. Er zitterte jetzt am ganzen Körper und wünschte, Paul und die anderen kämen herein. Oder nein, besser nicht. Wenn sie sahen, wie er vor Angst schlotterte, wäre er zeit seines Lebens ihrem Spott ausgesetzt. Er …
    Â»Oli…«
    Â»Verflucht!«, sagte er laut, stürmte zum Fenster und stieß die Läden auf. Mal sehen, ob sich die Gespenster im Tageslicht immer noch an ihn rantrauten.
    Mit einem Ruck fuhr er herum, starrte in jeden Winkel der Kammer. Dann plötzlich entdeckte er zwischen Bett und Schrank das winzige Menschenbündel.
    Â»Leni!«
    Sie rührte sich nicht, wisperte nur wieder seinen Namen: »Oliver.«
    Er sank auf die Knie, legte seine ziemlich schmutzigenFinger auf ihre weißen, schmalen Hände. Verdammt! Wie kalt sie waren. Er musste ganz furchtbar aufpassen, dass er nicht losheulte. Jeden Moment konnten die Freunde in der Kammer auftauchen. Wenn sie ihn flennen sahen, würden sie ihn auslachen.
    Â»Warum hast du denn nicht aufgemacht? Ich habe die ganze Zeit geklopft.«
    Sie holte tief Luft. »Ich … wollte es. Bestimmt. Aber ich konnte nicht.«
    Â»Nun bin ich ja hier«, sagte er sanft. »Ich bringe dich weg. Nach Altona.«
    Ihr Gesicht wirkte ausdruckslos, nur als er »Altona« sagte, leuchtete es kurz auf. »Zu Greta?«
    Â»Hm, sozusagen«, murmelte er. »Komm jetzt, steh auf.«
    Â»Ja«, wisperte Leni und rührte sich nicht. Sogleich flossen dicke Tränen über ihre Wangen. »Ich … kann nicht.«
    Â»Wieso denn nicht?«
    Â»Meine Beine …«
    Kalte Angst ergriff ihn. Hatte der alte Kröger sie so schlimm geschlagen, dass sie gelähmt war?
    Â»Wenn sie schon lange da so hockt, sind die Beine eingeschlafen«, sagte Paul von der Tür her. »Ist mir auch mal passiert. Als ich mich zwischen einer Ladung mit Teekisten versteckt habe, um nach Hamburg zu kommen. Das war so eng da drinnen, dass ich mich eine ganze Weile nicht rühren konnte, als ich eigentlich schon längst abspringen wollte. Irgendwann hat’s aber in den Beinen gekribbelt, und ich konnte abhauen, bevor mich der Kutscher erwischt hat.«
    Oliver atmete erleichtert auf. Dann schob er Leni einfach einen Arm unter die Achseln und den anderen unterdie Knie. Es schien ihm, als würde er einen Sack mit Daunenfedern hochheben, gerade von der Art, wie er sie einmal für Siggo verladen hatte. Der Freund hatte ihm verraten, dass damit die Bettwäsche der reichen Leute gefüllt wurde. Federbetten nannte man sie dann. Oliver hatte das kaum glauben können. Wie sollte ein Mensch ohne eine feste Schicht aus Stroh und dicken Wolldecken richtig warm werden?
    So leicht jedenfalls fühlte sich nun Leni an. Obwohl er nicht sehr kräftig war, hob er sie mühelos hoch.
    Sie stieß einen kleinen Schrei aus, als das Gefühl in ihre Beine zurückkehrte.
    Â»Tut asig weh«, meinte Paul. »Aber das wird gleich besser.«
    Hinter ihm tauchten jetzt auch Harry und Olaf auf.
    Â»Nu aber nix wie weg hier«, befahl Paul. »Harry, wo ist der Sack?«
    Leni begann, auf Olivers Armen zu zittern. »Hab keine Angst«, flüsterte er ihr zu. »Wir müssen dich

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