Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
Vom Netzwerk:
verstecken, wenn wir dich hier rausbringen. Du musst nur bis hinter der nächsten Straßenecke in dem Sack bleiben. Und hier, riech mal, wonach duftet er?«
    Leni schnupperte an dem groben Stoff, runzelte aber ratlos die Stirn.
    Â»Das ist Kaffee«, erklärte Oliver. »Das trinken die reichen Leute zum Frühstück.«
    Leni lächelte. »Es duftet gut. Ein bisschen nach Wald und ein bisschen nach Zimt.«
    Â»Also, hab keine Angst, ja? Ich ziehe dir jetzt den Sack über den Kopf, aber du wirst die ganze Zeit auf meinen Armen bleiben.«
    Â»Ist gut«, sagte Leni tapfer.
    Â»Kriegst du genug Luft?«, fragte Oliver, als die anderen Jungen Leni geschickt in den Sack gesteckt und diesen locker zugeschnürt hatten.
    Â»Ja«, wisperte sie. »Aber jetzt sage ich nichts mehr. Säcke können ja nicht reden. Was sollen denn wohl die Leute auf der Straße denken, wenn du dich mit einem Kaffeesack unterhältst?«
    Paul, Harry und Olaf prusteten los, und auch Oliver musste kichern. Mit einem Mal fiel die schlimmste Anspannung von ihm ab.
    Wir werden es schaffen, dachte er frohgemut. Wir bringen Leni nach Altona.
    In dem Moment hörte er die schweren Schritte auf der Treppe.

26
    D ieser Eimer noch«, sagte Gerlinde, »dann muss ich heim.«
    Greta nickte und packte mit an. Sie selbst würde bis zum Abend im »Dreimaster« bleiben. Es gab noch einiges aufzuräumen, zudem wollte sie sich erste Notizen für eine Menüfolge machen. Zu Beginn würde sie sich auf einfache Gerichte beschränken. Schließlich galt es, einen wichtigen Aspekt zu bedenken: Die einzelnen Gänge mussten gut zu transportieren sein. Keine Hausfrau freute sich über ein Soufflé, das beim Rütteln über Kopfsteinpflaster zusammengefallen war, niemand nahm Greta eine ausgelaufene Krabbensuppe ab. Zerquetschte Torten waren ebenso unverkäuflich.
    Nun, dachte Greta, mit den Torten muss ich sowieso noch warten. Es hatte sich noch keine Gelegenheit ergeben, mit den Overbecks in den Vierlanden in Kontakt zu treten. Zwei Wochen war es her, dass Greta mit ihren Freunden über den Lieferdienst gesprochen hatte. Seitdem waren ihre Tage von morgens bis abends mit schwerer Arbeit angefüllt gewesen. Zusätzlich hatte sie Handzettel und Plakate drucken lassen. Auch Siggos Kutschen machten jetzt Reklame für sie. Zu Gretas freudiger Überraschung waren bereits erste Anfragen aus Altona und auch aus Hamburg eingegangen. Sie musste sich also beeilen mit demGroßputz im »Dreimaster«. Sodann musste die Küche neu eingerichtet werden. Greta hoffte, schon in der nächsten Woche, mit Beginn des Monats März, die eigentliche Arbeit aufnehmen zu können.
    Â»Also«, überlegte sie nun laut, während sie zusammen mit Gerlinde den schweren Eimer nach draußen schleppte, »bestimmt bringt es Glück, wenn ich zunächst ein Menü aus Fischgerichten zusammenstelle.«
    Gerlinde lachte. »Nur weil die Kneipe mal ›Dreimaster‹ hieß?«
    Greta stimmte in ihr Lachen ein, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Schaden kann es jedenfalls nicht. Was hältst du von einem Krabbenpudding als Vorspeise?«
    Â»Eine gute Wahl«, lobte Gerlinde. »Mit geschnittenem Weißbrot, Eiern und Milch wird das Krabbenfleisch schön gehaltvoll und stillt den ersten Hunger. Außerdem geht so ein Pudding nicht kaputt, wenn du ihn bis zur Ankunft in der Form lässt.«
    Â»Als Hauptgang dachte ich an gebackene Seezunge auf Bremer Art. Mit Semmelbröseln und Sardellenbutter. Dazu Salzkartoffeln und Kopfsalat.«
    Erneut war Gerlinde mit Gretas Wahl einverstanden. »Auch dabei kann auf dem Transport nicht viel passieren. Wichtig ist nur, dass die Gerichte warm bleiben.«
    Â»Im Hof liegt ein Stapel Ziegelsteine«, erwiderte Greta. »Die könnten wir erhitzen und auf den Boden des Lieferwagens legen. Darauf stellen wir die Schüsseln mit den warmen Gerichten, so bekommen sie auch für eine längere Fahrt genügend Hitze von unten. Rundherum muss dann noch eine Art Zaun … oder …«
    Â»Nimm die Kisten«, riet Gerlinde, und Greta wusstesofort, was sie meinte. In einem hinteren Raum der Kneipe hatten die Frauen vier alte Überseekoffer gefunden, die wohl nach langen Reisen dort vergessen worden waren.
    Â»Wenn wir sie mit Sandsäcken füllen, sind sie schwer genug, um den Schüsseln Halt zu geben«, sagte sie.

Weitere Kostenlose Bücher