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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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ich das.« Sie hatte noch keine Ahnung, wie sie das Geld dafür verdienen sollte, aber irgendwie musste sie es schaffen. Sofort stand sie wieder auf, straffte die Schultern und begegnete fest dem skeptischen Blick des Arztes. »Bitte erkundigen Sie sich, ob man meine Mutter dort aufnehmen wird.«
    Â»Gern, meine Liebe. Aber Heilung kann ich Ihnen trotzdem nicht versprechen. Die Krankheit ist schon weit fortgeschritten.«
    Â»Wenigstens werden wir Hoffnung haben«, erwiderte Greta leise.
    Â»Und wie geht es Ihnen? Sie sehen erschöpft aus, mein Fräulein.«
    Sie verstand die Frage nicht gleich, dann erschrak sie zutiefst. »Sie meinen, ich könnte mich mit der Schwindsucht angesteckt haben?«
    Â»Das wäre möglich«, sagte der Arzt.
    Â»Aber ich fühle mich gut. Vollkommen gesund.«
    Â»Sie sehen ein wenig mitgenommen aus.«
    Â»Das … hat andere Gründe.«
    Â»Und Sie sind in letzter Zeit nicht krank gewesen?«
    Greta zögerte. Mit gesenktem Blick erwiderte sie: »Ich hatte die Röteln. Aber das ist schon sechs Jahre her.« Die Krankheit hatte damals böse Auswirkungen gehabt, aber nicht auf sie. Einen kurzen Moment lang war sie versucht, dem gütigen Dr. Hausmann davon zu erzählen. Sie trug ihre Last jedoch schon zu lange allein mit sich herum. Manche Geheimnisse wurden mit den Jahren schwerer, nicht leichter. Und wenn Christoph fort ist, dachte sie bedrückt, werde ich niemanden mehr haben, mit dem ich wenigstens manchmal darüber reden kann.
    Â»Alles in Ordnung, meine Liebe?«
    Â»Gewiss.«
    Â»Gut. Sie sind jung und stark. Da ist die Gefahr nicht so groß. Es wäre möglich, dass Sie den Erreger zwar in sich tragen, aber nicht erkranken. Bei älteren, schwachen Menschen oder kleinen Kindern ist es wahrscheinlicher, dass sie sich anstecken.«
    Â»Oh mein Gott.« Greta sank wieder in den Sessel. Leni, dachte sie. Leni, um Himmels willen!
    Â»Was haben Sie denn?«
    Greta zwang sich, nachzudenken. Mutter war seit Oktober krank, und Leni – sie hatte Leni schon viel zu lange nicht mehr besucht. Das Herz tat ihr weh vor Sehnsucht, aber jetzt war sie froh, dass die Pflege ihrer Mutter und die viele Arbeit in der Villa Hansen sie von einer Fahrt zu Leni abgehalten hatten.
    Â»Wenn ich mich infiziert habe«, fragte sie mit zitternder Stimme den Arzt. »Wie lange muss ich warten, um ganz sicher zu sein, dass ich nicht krank bin? Und dass ich … niemanden anstecke?«
    Dr. Hausmann wiegte den Kopf hin und her. »Mindestens zwei Wochen, besser vier. Ich bin sicher, wir bekommen einen Platz im Sanatorium. Sobald Ihre Mutter abgereist ist, müssen Sie die ganze Wohnung gründlich desinfizieren. Anschließend zählen Sie zur Sicherheit dreißig Tage.«
    So lange, dachte Greta bedrückt. Ich darf Leni so unendlich lange nicht sehen.
    Sie verspürte plötzlich den Wunsch, in ihre Kammer zu gehen und sich auf dem Bett zusammenzurollen. Sollten doch andere kämpfen, sie war es müde.
    Â»Es wird schon alles gut, liebe Greta.« Die Worte des Arztes klangen tröstlich, aber seine Augen sagten etwas anderes. Trotzdem stand sie nun zum zweiten Mal aus dem Sessel wieder auf, ging zum Herd und rührte die noch immer heiße Suppe um. »Kommen Sie und lassen Sie es sich schmecken. Und danach bezahle ich Ihr Honorar.«
    Der Arzt nahm den Teller entgegen und setzte sich auf den einzigen Stuhl in der Stube. »Damit hat es doch keine Eile.«
    Â»Ich bestehe darauf.«
    Ihr Vater war auf See geblieben, ihre Mutter todkrank. Die kleine Leni durfte Greta nicht besuchen, und Christoph würde bald weit fort sein. Sie hatte keine Arbeit mehr und fürchtete sich vor der Zukunft. Aber sie besaß noch ihren Stolz, und den durfte ihr niemand nehmen.

7
    B itte, Mutti, nur ein oder zwei Löffel.« Greta saß an Violas Krankenlager und balancierte einen Teller mit Kartoffelsuppe auf den Knien.
    Ihre Mutter unterdrückte einen Hustenanfall und schüttelte den Kopf. »Später, Liebes«, sagte sie schwach.
    Â»Versprochen?«
    Â»Ja, gewiss. Geh jetzt. Vielleicht weiß der Herr Eberle etwas für dich.«
    Nachdem Dr. Hausmann gegangen war, hatte Greta ihrer Mutter die Wahrheit sagen müssen: dass sie seit gestern ohne Arbeit war und noch keine neue Stellung hatte. Mehr nicht. Die wahren Hintergründe blieben Viola Voss verborgen. Sie wusste nichts von Gretas Liebe

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