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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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zu Christoph Hansen, und wenn es nach Greta ging, würde die Mutter auch erst davon erfahren, wenn Christoph aus Afrika heimkehrte und um ihre Hand anhielt. Und natürlich wusste sie auch nichts von Gretas großem Geheimnis. Manchmal in den vergangenen Jahren war Greta kurz davor gewesen, ihrer Mutter alles zu gestehen. Aber dann wäre es auch Tante Mathilde zu Ohren gekommen, und vor deren Missbilligung hatte Greta schreckliche Angst. Außerdem – Viola war doch schon immer so kränklich gewesen. Was, wenn diese böse Nachricht sie noch mehr geschwächt hätte? Das hätte sich Greta niemals verzeihenkönnen. Und nun, dachte sie, wird Mutti vielleicht nie mehr erfahren, dass …
    Â»Greta, Kind, was ist denn? Weine nicht, alles wird wieder gut.« Ein neuerlicher Hustenanfall hinderte sie daran, weiterzusprechen, aber der Blick ihrer Augen war klar und wachsam.
    Greta zögerte. »Kann ich dich denn allein lassen? Die Visite hat dich sehr angestrengt.«
    Viola Voss nickte entschlossen und ließ sich dann in die Kissen zurücksinken.
    Greta erhob sich nur widerwillig. Noch scheute sie davor zurück, zum Weinhändler Eberle zu gehen. Bestimmt würde er ihr das eine oder andere Speiselokal in Altona nennen können, in dem eine Köchin gebraucht wurde, aber sie hasste diese Arbeit. Ein paarmal hatte sie sich an ihren freien Tagen vermitteln lassen, als das Geld besonders knapp war. Dann hatte sie von früh bis spät in einer winzigen Küche stehen und ohne Pause Eier, Kartoffeln und kleine Würstchen braten müssen. Eine unwürdige Tätigkeit für eine Köchin ihres Könnens. Dazu noch die vielen fremden Menschen, die ihr Angst einjagten. Schrecklich, einfach schrecklich.
    Doch sie hatte keine Wahl. Die Dezembermiete war nächste Woche fällig, und der Vorratsschrank war leer bis auf eine Tüte Graupen und ein Glas eingelegte Gurken. Aber vor allem musste sie Geld verdienen, um Mutter ins Sanatorium schicken zu können. Und ob ihre Tante ihr eine neue Stellung vermitteln konnte, daran zweifelte Greta sehr. Mathilde würde heute doppelt schwer arbeiten müssen, da Greta ihr nicht mehr zur Hand ging.
    Sie nahm den Teller mit hinaus und streifte gerade ihrevielfach geflickten Handschuhe über, als es laut an der Tür klopfte.
    Christoph!, dachte sie aufgeregt. Er ist gekommen, um sich zu verabschieden.
    Doch es war nur der kleine Oliver, der vor Freude auf und ab hüpfte und rief: »Ich habe einen ganzen Groschen verdient, und du hast eine neue Arbeit.«
    Â»Wie bitte?«, fragte Greta und gab sich Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen.
    Â»Komm mit zu Siggo, er wird dir alles erklären.«
    Â»Ich bedaure«, sagte Gerlinde Freesen, »aber mein Sohn ist schon fort. Er wollte zum Weinhändler Eberle.«
    Ihr Blick fiel auf Oliver, der neben Greta stand und aufgeregt von einem Bein aufs andere hüpfte. »Du bist doch der Junge, der heute früh mit meinem Siegmar weggefahren ist.«
    Â»Stimmt!«, rief Oliver. »Siggo und ich sind dicke Freunde. Er wird mir alles beibringen, was ich wissen muss, und dann werde ich eines Tages selbst Fuhrunternehmer. Mit Pferden kann ich ganz toll umgehen. Und ich will…«
    Greta brachte ihn mit einer kleinen Geste zum Schweigen. Dann sah sie aus den Augenwinkeln einen Schutzmann um die Ecke kommen und spürte, wie Oliver sich neben ihr versteifte. Die Pickelhaube schimmerte matt im Novembernebel, der Schlagstock baumelte scheinbar unschuldig am Gürtel. In der nächsten Sekunde rannte Oliver wieselflink über die Straße und verschwand in einem Torhof.
    Die beiden Frauen sahen ihm verblüfft hinterher.
    Â»Ist das Ihr kleiner Bruder?«, erkundigte sich Gerlinde Freesen.
    Â»Oh nein, nur ein Nachbarsjunge.«
    Â»Scheint, als hätte er einen Grund, vor der Polizei wegzulaufen.«
    Greta hob die Schultern. »Ich kenne ihn nicht besonders gut. Er kam vorhin, um mich herzubringen. Es geht um eine Stellung.«
    Â»Ah, dann sind Sie die junge Köchin, von der mein Sohn sprach.«
    Â»Richtig.« Unter dem forschenden Blick Gerlindes wurde Greta rot, aber sie hob trotzig das Kinn. Wusste Siggos Mutter, warum sie bei Familie Hansen entlassen worden war? Hatte er ihr womöglich erzählt, dass sie den jüngsten Sohn der Familie liebte? Das Herz wurde ihr schwer, als sie an Christoph dachte. Um diese Zeit war er vermutlich bereits auf

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