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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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Haus des Reeders Johansson parierte er Max durch und wandte sich ihr zu.
    Da zog Greta plötzlich einen Handschuh aus, legte ihm die Hand an die Wange und lächelte schwach. »Lieber Siggo, es tut mir so leid.«
    Â»Was?«, fragte er rau. Seine Stimme wollte ihm nicht mehr gehorchen, sein ganzes Gesicht brannte wie Feuer. Auf einmal bedauerte er, dass er keinen Bart trug. Er hätte sich dahinter verstecken können. Andererseits fühlte sich ihre warme Hand auf seiner Wange einfach wundervoll an.
    Greta ließ ihre Hand wieder sinken und holte tief Luft. »Ich war böse mit dir und deinem Vater. Ich habe euch die Schuld an Lohmanns Überfall gegeben. Wahrscheinlich wollte ich auf diese Weise vergessen, wie dumm ich an dem Abend selbst gewesen bin. Warum musste ich unbedingt allein im Dunkeln vorausgehen? Es ist einzig und allein meine eigene Schuld …«
    Â»Sei still.« Er nahm ihre Hand und küsste sanft die Fingerspitzen. Rasch zog Greta den Arm zurück, und wie schon so viele Male zuvor spürte Siggo den Stich der Enttäuschung. Mühsam wandte er den Blick von ihr ab, damit sie seinen Augen nicht seine Gefühle ablesen konnte. Sie ist mir nicht mehr böse, dachte er, aber das heißt noch lange nicht, dass sie mich liebt. Er war eben immer noch derselbe Trottel, der die Hoffnung nicht aufgeben wollte. Als er einigermaßen sicher war, dass seine Stimme ihm gehorchenwürde, sagte er: »Vorwürfe haben keinen Sinn, Greta. Was geschehen ist, das ist geschehen und lässt sich nicht mehr ändern. Wir müssen jetzt nach vorn schauen.«
    Â»Ja«, murmelte sie, und sofort fragte er sich, ob sie an diesen verdammten Christoph Hansen dachte, dem anscheinend immer noch ihr Herz gehörte, obwohl er sich schon seit zwei Monaten in Deutsch-Ostafrika aufhielt.
    Ich sollte endlich aufhören, gegen ein Phantom zu kämpfen, dachte er. Es ist ein Kampf, den ich nicht gewinnen kann. Sie hat ihren Christoph auf ein Podest gestellt und betet ihn an.
    Er sah Greta nach, wie sie in Johanssons Haus verschwand, und wendete dann die Kutsche. Dies war Gretas letzter Arbeitstag bei dem Reeder. Ab morgen hatte sie eine Anstellung bei einer Offizierswitwe an der Sternschanze, und Greta hatte Siggo bereits mitgeteilt, dass sie dorthin mit der Bahn fahren könne. Dann würde er sie eine Weile gar nicht sehen. Siggo fragte sich bedrückt, wie er das überleben sollte. Es gab nur eine Möglichkeit. Er musste Greta endlich vergessen und einsehen, dass sie beide nur gute Freunde und Geschäftspartner waren. Aber genauso gut hätte er versuchen können, sich das Herz aus der Brust zu reißen.

20
    A ls Siggo an diesem Vormittag nach Altona zurückkehrte, bekam er innerhalb weniger Stunden zu spüren, was Lohmanns schwerer Unfall für ihn bedeutete. Die Nachricht hatte sich bereits herumgesprochen. Einer der Kunden des Weinhändlers Eberle besaß einen Telefonapparat und hatte in Altona angerufen. Am Abend habe er eine große Gesellschaft in seinem Restaurant, lamentierte der Kunde, und er benötige dringend Ersatz für die zerstörte Fuhre. Eberle schickte sogleich einen Boten in die Georgstraße. Er müsse sofort wieder losfahren, hieß es, eine große Lieferung Wein zu den Restaurants am Berliner Bahnhof bringen. Auch Kommerzienrat Müller sowie einige andere Geschäftsleute ließen anfragen, ob Siggo für sie ausliefern konnte. Siggo sagte allen zu, erklärte jedoch, dass er nicht zaubern könne und jeder warten müsse, bis er an der Reihe war. Er rief seinen Vater zu Hilfe, der zu seiner Überraschung auch sofort kam und eine Fahrt mit Moritz zum Hafen übernahm. Vom Kohlenhändler Harry Köhler lieh Siggo sich einen Pritschenwagen und zwei Pferde und bat zwei junge Männer, die er kannte, bei ihm auszuhelfen. Innerhalb von einer Stunde waren die Wagen in alle Himmelsrichtungen unterwegs.
    Siggo selbst fuhr mit der Ladung Wein zurück nach Hamburg. Noch konnte er nicht ganz begreifen, wasgeschehen war, und er saß grübelnd oben auf dem Kutschbock, während sich die frischen belgischen Kaltblüter mächtig ins Geschirr legten. Siggo wusste, er hätte sich freuen können. Die Zeit der schlimmsten Sorgen war nun vorbei. Er würde es schaffen, für sich und seine Eltern wieder eine sichere Existenz aufzubauen, und er würde es sich vielleicht sogar leisten können, für eine kleine

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