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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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Siggo hatte sie gesagt: »Leni hatte noch nie einen Freund. Oliver wird auch nichts ausrichten können, aber er kann ihr zumindest ein wenig Hoffnung und Trost geben.«
    Weder Greta noch Siggo hatten seitdem nach Barmbeck fahren können, und sie gingen davon aus, dass auch Oliver die kleine Leni nicht mehr besucht hatte. Darin allerdings täuschten sich beide.
    Nun saß Greta also mit dem dampfenden Teebecher in der Hand vor Gerlinde Freesen und sollte zum dritten Mal erzählen, was ihr als junges Mädchen widerfahren war. Es dauerte lange, bis sie die richtigen Worte fand, aber Gerlinde drängte sie nicht, saß nur da, faltete die Hände im Schoß und schwieg.
    Â»Ein wirklich großer Schlamassel«, wiederholte sie eine halbe Stunde später, als Greta geendet hatte. »Und dumusstest viel zu lange allein damit fertig werden. Das arme Kind! Ich hätte heute selbst eine Tochter in dem Alter haben können, wenn dieser Teufel Oswald Lohmann mich nicht umgefahren hätte.« Sie seufzte leise. »Aber reden wir nicht von mir. Du und Leni, ihr braucht alle Hilfe, die ihr bekommen könnt.«
    Greta atmete auf. Ihre Befürchtungen waren überflüssig gewesen. Doch schon im nächsten Moment erstarrte sie, denn Gerlinde traf mit sicherem Gespür ihren wundesten Punkt. »Dieser jüngste Sohn der Familie, dieser Christoph Hansen – liebst du ihn?«
    Â»Wie … wie kommst du denn darauf?«
    Gerlinde lächelte leicht. »Ist nicht schwer zu erraten. Deine Augen leuchten auf, wenn du von ihm sprichst, und deine Stimme bekommt einen anderen Klang.«
    Â»Er musste Hamburg verlassen«, sagte Greta. »Er ist zusammen mit seinem älteren Bruder Meinhard nach Deutsch-Ostafrika gereist. Sie sollen dort eine Filiale der Familienbank aufbauen.«
    Â»Interessant. Das ist aber nicht die Antwort auf meine Frage.«
    Greta senkte den Kopf. »Nun, ich … also …«
    Â»Du weißt es selbst nicht mehr so genau.«
    Sie nickte. Gerlinde war eine kluge Frau.
    Â»Kein Wunder. Der junge Mann ist sehr weit weg, und meinen Siggo siehst du ziemlich oft.«
    Â»Siggo? Aber ich … also er und ich … wir sind nur gute Freunde.«
    Ein Lächeln stahl sich in Gerlindes Mundwinkel. »Ach Kindchen, sei nicht dumm. Mein Sohn liebt dich. Das sollte dir doch klar sein. Und meiner Meinung nach liebstdu ihn auch. Du willst es dir nur nicht eingestehen, weil du in diesem Fall deinen schönen Traum von einem sorgenfreien Leben als feine Bürgersfrau an Christoph Hansens Seite aufgeben müsstest.«
    Greta wurde über und über rot. Natürlich, dachte sie, so ist es. Er ist nicht nur mein Freund, er will viel mehr sein. Und sie erinnerte sich an die verwirrenden Gefühle, die sie empfunden hatte, als sie ihn im Stall aufgesucht hatte. Gerlinde schien sie besser zu kennen als sie sich selbst. Konnte es sein, dass sie seit Wochen der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen wollte? Liebte sie wirklich Siggo?
    Greta erzitterte, als sie daran denken musste, wie es wäre, wenn Siggo mit ihr die schrecklichen Dinge tun würde, die damals Friedrich mit ihr getan hatte. Ihr Verstand sagte ihr zwar, dass es zwischen Mann und Frau auch anders gehen konnte. Nicht mit Gewalt, auch mit Zärtlichkeit und Geduld. Aber die Verletzungen in ihrer Seele lagen zu tief. Das Zittern hörte einfach nicht auf.
    Gerlinde griff nach der Rumflasche und schenkte Greta großzügig nach. »Hier. Das kannst du jetzt brauchen. Und du musst keine Angst haben. Mein Siggo ist kein Mann, der ein Mädchen schändet.«
    Greta kam zu dem Schluss, dass Gerlinde Gedanken lesen konnte. Sie nahm einen großen Schluck von ihrem Rum, der kaum noch mit Tee vermischt war, verschluckte sich und musste furchtbar husten.
    Â»Na, na«, murmelte Gerlinde und schlug ihr kräftig auf den Rücken.
    Als sie sich wieder beruhigt hatte, fragte Greta zaghaft: »Was soll ich bloß tun?«
    Â»Du könntest Siggo heiraten, und dann nehmt ihr Lenizu euch. Sie wird von Siggo adoptiert und hat in Zukunft ein glückliches Leben. Aber da dir diese Lösung offenbar noch so viel Angst einjagt, werde ich mir mal in Ruhe darüber Gedanken machen. Das Kind kann jedenfalls nicht bleiben, wo es ist. Nun schlage ich vor, wir backen zunächst einmal eine schöne Torte, und die großen Entscheidungen des Lebens verschieben wir auf später. Ich zeige dir

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