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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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würden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Eins meiner ersten Konzepte war, dass ich berühmte Gemälde als Hintergrund nehme. Gemälde, auf denen Menschen essen, an einem Tisch sitzen. Oder ein Picknick machen. Cézanne, Monet, Velázquez, Renoir … es gibt viele Beispiele. Ich hatte die Idee, das Set so aufzubauen, dass das jeweilige Model praktisch Teil des Bildes wird, dass sich der gemalte Tisch oder die Picknickdecke …« Er rang um Worte, aber ich verstand ihn auch so.
    »Warum haben Sie diese Idee verworfen?«, wollte ich wissen.
    Er zuckte mit den Achseln. »Zu aufwendig, zu kompliziert: Es wäre irrsinnig teuer geworden, das alles so zu bauen, dass die optische Täuschung perfekt geworden wäre.«
    Ehe ich antworten konnte, erschien Marie mit einem großen Tablett, das sie auf einem kleinen Beistelltisch abstellte.
    »Haben wir Platz für den Espresso? Und ein paar Törtchen von der Meisterin?«
    Patricks Gesicht leuchtete auf, und er schob die Fotos zusammen, um sie wieder in die Mappe zu legen.
    »Halt, halt, nicht so schnell«, mahnte Marie, »oder darf ich die Kleider nicht sehen?«
    Sie verteilte kleine Tässchen und goss Espresso ein. Die Platte mit meinen Küchlein platzierte sie in die Mitte des Tisches und stellte kleine Teller daneben. Patricks Augen begannen zu glänzen, als er die Törtchen sah.
    »Nein, nein, natürlich können Sie sich die Bilder ansehen«, murmelte er abwesend, ohne den Blick von den Petits Fours zu wenden, und schob Marie die Mappe zu. Fast erwartete ich, dass er zu sabbern anfangen würde.
    »Was möchten Sie probieren?«, fragte ich und griff nach der bereitliegenden Gebäckzange. Ich deutete nacheinander auf die Küchlein und erklärte, was ihn erwartete.
    »Eins von jedem, wenn ich darf«, bat er.
    Natürlich durfte er!
    Er begutachtete seinen gefüllten Teller genauestens und sah sich die Törtchen aus jeder Perspektive an.
    »Sind das echte Lilien? Die sind doch nicht von meinem Strauß …?«
    »Nein, die habe ich gemacht«, erklärte ich. »Man kann beinahe jede Blüte aus Fondant formen, Blätter, Früchte, was Sie wollen. Fondant ist sehr gut formbar, wie Knete. Und nicht so brüchig wie Marzipan. Und ich kann es in jeder Farbe einfärben.«
    »So wie Sie es hier orange gefärbt haben«, sagte er und deutete auf die Blüte.
    »Ja, dafür gibt es verschiedene Methoden. Entweder, ich färbe die gesamte Masse mit Lebensmittelfarbe, wie ich es beim pinkfarbenen Überzug gemacht habe. Die Blüte allerdings ist aus der weißen Rohmasse geformt und dann besprüht und bemalt. Airbrush-Technik, wenn Sie so wollen, so sieht es echter aus.«
    »Helene hat schon ordentlich was auf dem Kasten«, prahlte Marie ungefragt und blätterte durch die Fotos. »Sagen Sie mal, Patrick: Wer ist denn dieser Ausbund an Fröhlichkeit? Mit der möchte ich aber auch keinen Ärger kriegen.«
    Sie grinste ihn breit an und ich dachte, bravo und willkommen in meinem Fettnapf, Marie, ich kann Gesellschaft gut gebrauchen, dann komme ich mir wenigstens nicht mehr allein blöd vor.
    »Nein, das möchte ich wirklich nicht empfehlen, mit Chantal Ärger anzufangen«, antwortete Patrick.
    »Vielleicht sollte sie mal einen Happen essen«, schlug Marie vor, »dieses Schoko-Dings zum Beispiel.«
    Mit der Kuchengabel pickte sie die Himbeeren ab, bevor sie sich die Schokohülle samt weißer Mousse in den Mund schob.
    »Das würde sie niemals anrühren«, sagte Patrick lachend, »und, um ehrlich zu sein, ich dürfte es auch nicht.«
    Marie winkte ab und griff nach dem nächsten Törtchen. »Das hatten wir ja vorhin schon einmal. Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß. Von mir erfährt sie nix«, feixte sie und stieß mich an. »Los, jetzt du, Helene. Zeig deine Kladden, und dann bin ich mal gespannt, was Patrick sagt.«
     
    Nun, außer »Ah!« und »Oh!« und »Das ist ja fantastisch!« sagte Patrick nicht mehr viel.
    Immer wieder streifte mich sein bewundernder und erstaunter Blick, wenn er beim Umblättern wieder einmal auf eine neue, spektakuläre Kreation stieß. Die Torte, die wie eine aufgeklappte Schatzkiste aussah, aus der Juwelen quollen. Eine Handtasche. Gestapelte Bücher. Eine Blumenwiese. Ein Paar Turnschuhe. Eine dreistöckige, türkisblaue Torte, die mit Fischen, Krebsen und Korallen in leuchtenden Farben geschmückt war. Ein Obstkorb. Als er den »Schinken« sah, lachte er laut.
    Es war spät geworden, und wir verabredeten uns für den übernächsten Tag, Sonntag, an dem ich keinen Dienst

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