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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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fröhlich, während wir schlemmten.
    Schorsch war zu Patrick in den Strandkorb gesprungen, der sich überhaupt nicht daran störte, dass der gierige, beinahe schon sabbernde Kater ihm jeden einzelnen Bissen von der Gabel stierte.
    Patrick erzählte von seinem Beruf und der Hoffnung, sich als Designer einen Namen zu machen. Die geplante Fotoproduktion war ein großer Glücksfall für seine Karriere. Nachdem er einige Jahre erfolgreich für andere Designer gearbeitet, Kontakte aufgebaut und Erfahrungen gesammelt hatte, war dies seine erste eigene Kollektion.
    »Und dann hat die Chefredakteurin zufällig meine Entwürfe gesehen und mir diese Fotostrecke angeboten. Sehr groß ist mein Budget nicht, aber ich werde selbst fotografieren – das habe ich mal studiert«, erklärte er. »So spare ich einen teuren Fotografen. Die Models kenne ich schon lange, und sie verzichten mir zuliebe auf einen Teil der Gage.«
    Er legte sein Besteck ab und tupfte sich den Mund mit der Stoffserviette, die Marie zur Feier des Tages aus dem Schrank geholt hatte.
    »Das war köstlich«, stöhnte er und grinste jungenhaft. »Ich esse für mein Leben gern und bin damit in meiner Branche leider ziemlich allein auf weiter Flur. Wenn ich die Models schon an ihren Salatblättern knabbern sehe … furchtbar. Und meine Freundin, Chantal, die übrigens zum Shooting anreisen wird, ist völlig fanatisch, was das angeht. In ihrer Anwesenheit darf ich nicht …« Er stockte und sah aus, als hätte er eine ungeheure Indiskretion begangen.
    »Dann sollten Sie die Zeit nutzen, solange Chantal nicht in der Nähe ist, Patrick.« Marie grinste breit. »Ich glaube, Sie sind bei uns genau richtig, was leibliche Genüsse angeht. Warten Sie ab, wenn Sie erst einmal Helenes Kuchen probiert haben … Sie wollen nie wieder etwas anderes essen!«
    Mein Gesicht wurde heiß, bestimmt war ich knallrot geworden! Verlegen sprang ich auf. »Ich räume dann mal den Tisch ab. Möchten Sie auch einen Espresso und etwas Süßes, Patrick?«
    Ich begann, das benutzte Geschirr zusammenzustellen.
    »Du bleibst sitzen und kümmerst dich um deinen Gast«, sagte Marie streng und zog mich wieder auf den Stuhl zurück. »Wir machen jetzt den Tisch frei, damit ihr euch ausbreiten könnt.«
    Gesagt, getan. Während Marie hin und her huschte und mit Geschirr klapperte, legte Patrick seine Mappe auf den Tisch und schlug sie auf.
    »Das sind die Kleider, um die es geht«, sagte er und reichte mir einen Stapel großformatiger Hochglanzfotos, auf denen ein dürres Mädchen in wunderschönen Roben posierte. Sie stand mit gelangweiltem Gesichtsausdruck vor einer weißen Wand, ihre ganze Körperhaltung demonstrierte unendliches Desinteresse.
    »Die Dame sieht aber wenig begeistert aus«, entfuhr es mir spontan.
    Auweia, hatte er mich um meine Meinung zum Gesichtsausdruck der Dame gebeten? Nein, hatte er nicht.
    Und warum hatte ich mich dann bemüßigt gefühlt, dazu ein Statement abzugeben? Keine Ahnung.
    Jetzt war es sowieso zu spät.
    Erst denken, dann reden, Helene, ermahnte ich mich selbst und hoffte, nicht allzu unangenehm aufgefallen zu sein bei meinem zukünftigen Kunden .
    Aber Patrick war amüsiert, und ich atmete auf.
    »Nein, das war die gute Chantal an diesem Tag wirklich nicht«, sagte er grinsend, »sie hatte gerade ein Casting versemmelt. Wie finden Sie die Farben?«
    »Wunderschön«, antwortete ich, und das war keineswegs gelogen.
    Die Entwürfe an sich waren nicht einmal besonders spektakulär, aber diese tiefen, satten Farben, die an getrocknete Rosen oder Gemälde alter Meister erinnerten … tiefes Dunkelrot und -violett, Tannengrün, Gold, Kupfer, Mitternachtsblau, Schwarz …
    »Wunderschön«, wiederholte ich, und er lächelte erfreut. »Und die wollen Sie im Schloss von Jever fotografieren?«
    Er nickte. »Genau, das ist der perfekte Ort dafür. Kennen Sie das Schloss?«
    Natürlich kannte ich es. Jeder, der in dieser Gegend zur Schule gegangen war, hatte in seiner Kindheit mindestens einen Klassenausflug ins Schlossmuseum gemacht. Das malerische, rosafarbene Schlösschen lag idyllisch in einem englischen Park, der mit Pfauen und legendär aggressiven Schwänen bevölkert war.
    »Es ist Jahre her, dass ich dort war. Dürfen Sie überall fotografieren?«
    »Gott bewahre. Zwei Räume können wir benutzen: den Audienzsaal und den Gobelinsaal. Unter strenger Aufsicht, natürlich.«
    »Haben Sie sofort an unser Schloss gedacht, als Sie wussten, dass Sie diese Fotos machen

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