Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)
Waltraud dir denn vorgeschlagen? Rüschenbluse und Faltenrock?«
»Na, viel besser bist du auch nicht«, grollte ich, »was soll ich denn deiner Meinung nach anziehen? Ausschnitt bis zum Knie und Minirock? Ich will mir den Mann doch nicht für mein Bett angeln, sondern als Kunden.«
Ich stürzte nach oben unter die Dusche, frottierte mich schnell ab und schlüpfte in frische Jeans und geringeltes T-Shirt. Dann beugte ich mich vor, zog das Haargummi heraus und schüttelte den Kopf, um meine Locken, die ich in einem Zopf getragen hatte, wieder aufzulockern. Ich sah in den Spiegel und staunte: Ich hatte eine Mähne wie Diana Ross in ihren besten Zeiten. Ich trug mein Haar so selten offen, dass ich schon fast vergessen hatte, wie spektakulär das aussehen konnte. Und heute Abend musste ich ja schließlich nicht darauf achten, dass kein Haar in die Schokoladenmousse geriet …
Als ich hinaus auf die große Terrasse am Wohnzimmer kam, war Marie bereits dabei, den Grill anzuheizen. Sie hatte den Tisch wunderschön farbenfroh mit Blumen aus dem Garten dekoriert und bunte Papierlampions in die Bäume in der Nähe gehängt.
Schorsch lag im Strandkorb, zeigte mir beim Gähnen seine beeindruckenden Reißzähne und blinzelte mich an.
»Marie, du bist ein wahrer Schatz. Kann ich noch irgendetwas tun?«
»Du kannst dich in den Strandkorb setzen und dich entspannen. Das Fleisch ist mariniert und steht im Kühlschrank, der Kartoffelsalat zieht durch, ich muss nur noch Tomaten und Mozzarella aufschneiden und auf einen Teller legen. Der Espresso zum Dessert ist bereits gemahlen, deine Törtchen stehen kühl.«
»Ich habe jetzt keine Ruhe, mich hinzusetzen. Lass mich die Tomaten machen, und du kümmerst dich um den Grill.«
»Alles klar. Hol schon mal das Fleisch aus dem Kühlschrank, ja?«
Bildete ich es mir nur ein, oder spitzte Schorsch beim Klang des Wortes Fleisch die Ohren? Tatsache war, dass er mir unauffällig hinterherschlich, als ich ins Haus ging. In der Küche warf er einen desinteressierten Blick in seine Fressnäpfe und drehte dann ab, um neben dem Tresen Posten zu beziehen.
Seine Ohren drehten sich wie Satellitenschüsseln, als ich die beiden Plastikbeutel aus dem Kühlschrank holte, in denen das Fleisch in der Marinade lag. Ich öffnete den ersten Beutel und kippte den Inhalt auf einen großen Teller. Aha, Nackenkoteletts in einer Honig-Senf-Marinade – ein Klassiker. Im zweiten Beutel waren Putensteaks, in Zitronenöl, Chili und scharfem Rosenpaprika. Schlagartig lief mir das Wasser im Mund zusammen. Hoffentlich war Patrick kein Vegetarier, fiel mir siedendheiß ein, denn auch der Kartoffelsalat, den Marie mit Essig und Öl angemacht hatte, enthielt kleine Schinkenspeckwürfel.
Ich beschloss, dass Patrick aussah wie jemand, der gern Fleisch aß, und versuchte, mich zu beruhigen. Schorsch saß mit hin und her peitschendem Schwanz an seinem Stammplatz und fixierte mich unverwandt – bereit, sich sofort auf die Beute zu stürzen, sollte ich das Fleisch aus den Augen lassen.
Ich schnitt die würzig duftenden Tomaten und den Büffelmozzarella in Scheiben, zupfte Basilikumblätter ab und schichtete alles abwechselnd auf eine Porzellanplatte. Tomate, Basilikum, Mozzarella … rot, grün, weiß … rot, grün, weiß … rot, grün, weiß … das hatte fraglos etwas Meditatives. Da ich kein Freund von Olivenöl war, beträufelte ich die Pracht mit Rapsöl, nachdem ich Salz- und Pfefferstreuer eingesetzt hatte. Den Essigspender wollte ich auf den Tisch stellen, dann konnte sich jeder nach Belieben bedienen.
Marie kam herein, um das Fleisch zu holen. »Viertel vor sieben, ich lege das jetzt mal langsam auf den Grill, oder?«
»Warte noch«, sagte ich, »vielleicht ist er nicht pünktlich, und dann gucken wir blöd aus der Wäsche und haben komplett durchgegartes, zähes Fleisch, das von einer Schuhsohle mit Chili- oder Honig-Senf-Geschmack nicht mehr zu unterscheiden ist. Auch nicht so prickelnd. Lass uns warten, bis er hier ist, dann führe ich ihn einmal durchs Haus oder so, und du packst das Fleisch auf den Grill. Macht ja nichts, wenn wir ein paar Minuten am Tisch sitzen, während das Fleisch gart.«
»Stimmt«, sagte Marie und nahm die Teller mit dem Grillgut mit nach draußen, unauffällig verfolgt von diesem gelb gestreiften Raubtier, das sich als normale Hauskatze getarnt hatte.
Ich arrangierte gerade ein paar kleine Basilikumblättchen auf der Tomatenplatte, als ich draußen Patricks Auto vor unser Haus
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