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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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Brötchentüte hoch, die ich mir bei einem Zwischenstopp an der Konditorei hatte packen lassen, dann die Tüte vom Metzger.
    »Ah – Fleischsalat«, gurrte sie zufrieden. Dann runzelte sie die Stirn. »Da ist doch Fleischsalat drin?«
    Ich nickte, und ihr Gesicht entspannte sich wieder. »Gott sei Dank. Ich dachte schon … weil du gestern gesagt hast, du willst ein paar Kilo abnehmen.«
    »Vergiss es einfach«, sagte ich. »Und wenn, dann mache ich eine Fleischsalat-Diät.«
    Sie lachte. »So gefällst du mir. Lass uns frühstücken. Komm, wir setzen uns nach draußen.«
    Als wir gerade dabei waren, den Tisch zu decken, wobei Schorsch uns aufmerksam beobachtete, klingelte mein Handy. Ich rannte in die Küche, denn ich hatte mein Telefon nach meiner Rückkehr vom morgendlichen Spaziergang auf den Tresen gelegt. Marie war nirgends zu sehen. Die Nummer auf dem Display sagte mir nichts.
    »Helene Bernauer, hallo?«
    Eine Männerstimme kam undeutlich durch das Rauschen im Hörer. »Hallo, Helene? Guten Morgen, hier ist Patrick! Ich melde mich nur, um zu sagen, wie froh ich bin, dass ich Sie gefunden habe. Und weil ich mich für das nette Abendessen bedanken will.«
    »Dafür nicht«, antwortete ich automatisch mit der hierzulande üblichen Floskel. »Ich kann Sie kaum verstehen, Patrick!« Aus dem Hörer vernahm ich Möwengeschrei.
    Er lachte fröhlich. »Ich bin am Strand. Wie wunderschön es hier ist! Ich wollte nicht aufdringlich sein, sonst hätte ich Sie vorhin zu einem Strandspaziergang abgeholt. Wissen Sie, ich komme gerade ins Grübeln, ob der Strand nicht eine Alternative zum Schloss sein könnte, was meinen Sie?«
    »Das wäre mit Sicherheit schwieriger zu organisieren«, gab ich zu bedenken, »der Tidenhub, zum Beispiel …«
    »Der was , bitte?«
    »Der Tidenhub. Ebbe und Flut«, sagte ich. »Das kann man natürlich im Tidenkalender nachsehen, wann das in zwei oder drei Wochen sein wird.«
    Weil er verdutzt schwieg, fügte ich hinzu: »Das ändert sich jeden Tag. Das Hochwasser verschiebt sich täglich um eine halbe Stunde nach vorn. Und dann das Wetter. Wenn wir ein paar Windstärken haben, fliegen uns die Torten vom Tisch, und die Mädchen haben den Kleidersaum um den Hals flattern. Dann hätten wir zwar astreinen Slapstick, aber das ist wohl nicht das, was Sie wollen.«
    Er lachte. »Verstehe. Aber ich muss hier Fotos machen, irgendwann. Gut – wir sehen uns morgen?«
    »Wir sehen uns morgen«, bestätigte ich und legte auf.
    Marie kam herein, sie hatte ein Frotteetuch um den Kopf gewunden und sah aus wie ein Maharadscha mit einem absurd großen, pinkfarbenen Turban.
    Genau wie Schorsch und ich ein paar Stunden zuvor starrten wir uns einen Moment lang verblüfft an, dann fragte Marie: »Und wer passt gerade auf den Frühstückstisch auf?«
    Wir rasten hinaus und sahen gerade noch Schorsch vom Tisch springen und Beute wegschleppen.
    »Die Leberwurst«, keuchte ich außer Atem, »er hat uns die Leberwurst gestohlen! Wo ist der dreiste Kerl?«
    Aber Schorsch war nirgends zu sehen, dafür gab es einen astreinen Pfotenabdruck mitten in der Butter, an der er offenbar auch geleckt hatte, denn seine raue, kleine Zunge hatte ebenfalls Spuren hinterlassen.
    Marie und ich fingen an zu kichern.
    »Dieses Mistvieh«, gackerte Marie, »gut, dass er den Fleischsalat nicht geklaut hat, dafür hätte ich ihn töten müssen, das ist ja wohl klar.«
    Schorsch hatte sich unerreichbar unter die Brombeerhecke verkrümelt und schlug sich schmatzend mit unserer Leberwurst die Wampe voll.

KAPITEL 23
     
    Paps hörte sich geduldig mein Geplapper an, während wir Kuchen und Gebäck für den morgigen Sonntag vorbereiteten. Über Patricks Auftrag freute er sich mindestens so wie ich, auch wenn das bei meinem wortkargen Vater etwas anders aussah als bei mir. Aber immerhin: Seine Augen blitzten, und er lächelte.
    Zwischendurch sauste ich rüber zu meiner Oma. Beim traditionellen Blick durch ihr Fenster schnappte ich nach Luft: Sie saß gekrümmt am Küchentisch und träufelte zitternd mit einer Pipette eine Flüssigkeit in ein Glas Wasser. Sie sah schlecht aus. Als sie das Glas an die Lippen setzte, bebten ihre Hände derart, dass etwas von der Flüssigkeit über ihr Kinn rann.
    Ich trat einen Schritt vom Fenster zurück und wartete ein paar Sekunden, bevor ich klopfte. Es dauerte länger als gewöhnlich, bis ihr vertrautes »Herein, es ist offen!« erklang.
    Als ich die Küche betrat, schloss sie gerade die Schublade am

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