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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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Fotos: erst die Möwen, dann Marie und dann ich. Alles ging so rasend schnell, dass wir nichts Genaues erkennen konnten. Schließlich war er mit seiner Auswahl zufrieden und verkündete: »So. Dia-Show.«
    Wir setzten uns links und rechts von ihm vor den Bildschirm und staunten nicht schlecht. Wunderbare Aufnahmen von den Möwen, die mit denen professioneller Tierfotografen mühelos mithalten konnten, voller Leben und Dynamik. Bilder von Marie, lachend oder über ihren Teller gekrümmt, um diesen vor dem Wind zu schützen, mit zerzausten Haaren und blitzenden Augen oder cool mit Sonnenbrille. Und dann ich, fröhlich, rotwangig, verlegen und mit niedergeschlagenen Lidern, mit Haaren vor dem Gesicht, durch die man meine Augen gerade erahnen konnte.
    »Na, was sagt ihr?« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und lächelte.
    »Kann man die sofort ausdrucken?«, fragte Marie fast ehrfürchtig.
    »Habt ihr zufällig Fotopapier?«
    »Ich habe letztens im Büromarkt einen Zehnerpack als Werbegeschenk bekommen!« Marie sprang auf und rannte hinauf in ihr Zimmer.
    Ich starrte schweigend auf ein Bild von mir auf dem Monitor. Ich sah ernst in die Kamera, mit ganz klarem Blick, ein paar Locken kringelten sich an meinen Wangen entlang, im Hintergrund der blaue Himmel.
    »Eine wunderschöne Windsbraut«, sagte Patrick leise neben mir.
    »Ein Glückstreffer«, antwortete ich schnell.
    Ehe Patrick etwas erwidern konnte, kam Marie wieder hereingefegt. Die beiden waren erst einmal beschäftigt, und ich ging hinaus und setzte mich in den Strandkorb.
    Ich musste ein wenig allein sein und nachdenken. Dieser Moment gerade zwischen Patrick und mir … wenn ich es nicht besser wüsste, dann könnte man glatt glauben, dass er mit mir flirtete …
    Aber das war natürlich Unsinn.
    Schließlich gab es » dat dürre Schantall «, wie Marie es so schön formuliert hatte.
    Und überhaupt: Stand mir etwa der Sinn nach einem neuen Mann in meinem Leben? Ganz sicher nicht.

KAPITEL 26
     
    Patrick ließ seine Ideenskizzen für die Modeaufnahmen bei mir, als er sich am Sonntagnachmittag wieder von uns verabschiedete. Er musste zurück nach Berlin, wo jede Menge Arbeit auf ihn wartete. Anproben, Vorbereitungen für das geplante Shooting, Terminsachen. Ich hatte eine Woche Zeit, Ideen zu entwickeln und meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Der genaue Termin der Fotoaufnahmen stand fest: in drei Wochen, an einem Montag, denn montags hatte das Schlossmuseum seinen wöchentlichen Ruhetag.
     
    Meine Mutter hatte mich am Montagmorgen weder eines Blickes noch eines Wortes gewürdigt, aber ich machte mir nichts vor: Die Inquisition war keineswegs abgesagt. Ich war gespannt, aus wem das Tribunal bestehen würde. Nur meine Mutter? Oder sie und Susanne, die düpierte Gastgeberin? Ich war gespannt und wollte den Frieden bis zur Mittagspause noch genießen, so gut es ging.
    »Du weißt, dass dieser Termin ziemlich ungünstig ist, oder?«, fragte Paps, als ich ihm von Patricks Planung erzählte.
    »Wieso?«
    Er schnaufte genervt. »Hat deine Mutter dir nicht Bescheid gesagt? Na, irgendwie wird es schon gehen.«
    »Paps, bitte. Sprich in klaren Sätzen. Was wird schon irgendwie gehen?«
    Er schüttelte den Kopf und sagte dann: »Also, wenn es bei der Planung deines Auftraggebers bleibt, dann findet in der großen Partyscheune am Samstag davor der erste große Touristenrummel statt.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Na und? Wir haben doch nie einen Stand.«
    »Deine Mutter hat für dieses Jahr anders entschieden. Lutz will es diesmal ganz groß aufziehen, der Shantychor ist ihm nicht mehr gut genug. Angeblich hat er eine Band engagiert, und er will die Gastronomie professionell ausbauen, sagt Susanne. Das heißt, wir werden ein kleines Café betreiben, und dafür benötige ich deine Hilfe, Helene.«
    Uff. Das roch nach jeder Menge Schufterei und sehr enger Terminplanung. Ich fragte mich, warum meine Mutter mir nichts davon erzählt hatte. Aber wahrscheinlich ging sie auch hier nicht davon aus, dass ich andere Pläne haben könnte. Aber was konnte mein Paps dazu? Nichts.
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte ich schnell. »Dann lege ich für die Torten halt ein paar Nachtschichten ein, die müssen für die Fotos ja nicht frisch aus der Backstube kommen.«
    Ich grinste und demonstrierte heitere Zuversicht, aber in meinem Magen kribbelte es unangenehm. Zarter Vorbote einer Panikattacke? Ich verdrängte diese Anwandlung, denn was würde es mir bringen,

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