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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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jetzt schon in Panik zu verfallen? Nichts. Überhaupt nichts. Ich würde ein paar Torten entwerfen, und dann würde es schon irgendwie klappen.
     
    Der Vormittag verging wie im Flug, und plötzlich war Mittag. Als Oma zum Essen rief, war es bereits zu spät. Mein Plan, mich rechtzeitig vorher unauffällig abzuseilen, war gescheitert, da Paps zu einem dringenden Termin musste und ich die Backstube übernommen hatte. Natürlich fehlte mir jegliche Lust, mir die Mittagspause versauen zu lassen, aber ich hatte keine andere Wahl.
    Ergeben trottete ich in die Küche. Oma zwinkerte mir zu. Sicherlich hatte sie schon von meinem Auftritt bei Susanne gehört, wobei – was hatte ich denn schon großartig angestellt, außer dass ich mich nicht wie zu einem Tanzschulen-Mittelball in den späten Siebzigern ausstaffiert hatte? Inklusive trutschiger Hochsteckfrisur.
    »Wieso warst du eigentlich nicht bei dem Essen am Samstag?«, fragte ich sie.
    »Mir war nicht danach«, sagte sie knapp und wandte sich der Pfanne zu, in der eine Ladung beeindruckender Koteletts brutzelte.
    Ihr war nicht danach? Das hatte ich von meiner Oma ja noch nie gehört. Ehe ich nachfragen konnte, segelte meine Mutter majestätisch in die Küche – mit meiner Schwester im schäumenden Kielwasser. Beide maßen mich mit strengem Blick und verströmten ranzige Missbilligung. Ich war geliefert.
    »Helene«, sagte meine Mutter knapp und setzte sich. Susanne blieb stehen.
    »Susanne, setz dich doch. Isst du mit uns?« Oma stellte eine Schüssel Salat auf den Tisch und nickte meiner Schwester aufmunternd zu.
    »Nein, danke«, zischte Susanne, ohne den Blick von mir zu wenden, »ich bin nur hier, um …« Sie brach ab und schnaufte aufgeregt.
    »Bestimmt, um eines meiner leckeren Koteletts zu essen, nicht wahr?«
    Oma packte Susanne sanft, aber unnachgiebig an den Schultern und dirigierte sie zu einem Stuhl. Meine Schwester verdrehte die Augen und zog eine Grimasse, setzte sich aber schließlich hin.
    Oma wusste natürlich, dass sich hier gerade ein Orkan zusammenbraute, und sie versuchte, eine Eskalation zu verhindern. Vergeblich, wie sich rasch herausstellte.
    Eisiges Schweigen breitete sich aus. Zu meinem Entsetzen spürte ich, wie in mir der Drang zu lachen immer stärker wurde. Krampfhaft starrte ich beim Essen auf meinen Teller, während Susannes Blicke – sie saß mir gegenüber – Löcher in meine Stirn brannten. Von links hörte ich das verärgerte Kauen meiner Mutter. Sie kann absolut alles verärgert klingen und aussehen lassen, wenn sie will, die gute Waltraud.
    »Helene.«
    Ich blickte hoch und sah Susanne an, die mich angesprochen hatte. Ihr schmales Gesicht war eine steinerne Maske, die Augen verengt. Fehlten noch ein Zigarillo und ein hässlicher Poncho, und die Clint-Eastwood-Imitation wäre perfekt gewesen. Obwohl – Susanne würde niemals staubige Schuhe tragen. Die Vorstellung, wie Clint Eastwood in blitzsauberen Wildlederpumps zum Duell auf der Dorfstraße stöckelte, streckte mich fast zu Boden.
    Mühsam zwang ich meine Amok laufenden Gedanken zurück an den heimischen Küchentisch. Das fehlte gerade noch, dass ich in brüllendes Gelächter ausbrach, während die Inquisition in Gestalt zweier weiblicher, naher Blutsverwandter schon darauf wartete, mich in der Luft zu zerreißen. Ich ermahnte mich selber, nicht die Fassung zu verlieren, aber meine Mundwinkel hatten wohl gezuckt, denn Susanne sagte: »Und was genau findest du gerade derart komisch? Musst du dich denn immer wie ein unreifes Kind benehmen?«
    Sie wechselte einen beredten Blick mit meiner Mutter, und all meine guten Vorsätze flogen umgehend über Bord.
    »Dich finde ich komisch«, gab ich zurück. »Du solltest dir selbst mal zuhören. Musst du dich denn immer wie ein unreifes Kind benehmen? Du redest wie eine alte, vertrocknete Gouvernante.« Damit hatte ich zwar nicht ihre Frage wahrheitsgemäß beantwortet, aber ich hatte ihr etwas hingeworfen, worauf sie reagieren konnte. Ich wandte mich wieder meinem Kotelett zu.
    Susanne schnappte nach Luft und trompetete: »Das habe ich ja wohl nicht nötig, mich von meiner kleinen Schwester … also wirklich … nachdem du …« Ihr versagte vor Wut die Stimme. Sie deutete mit zitterndem Zeigefinger auf mich, sah Oma an und fuhr fort: »Die da hat …«
    Ihr Finger stocherte sinnlos in der Luft herum, während sie um Worte rang. Es hörte auf, komisch zu sein, und begann, mich richtig zu nerven. Sie sollte gefälligst Oma da

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