Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)
Schluck.
»Dop-pel-Dick-und-Dop-pel-Do-hooof«, sang ich mit süßer Stimme und sah sie lauernd an.
Sie begann zu lachen, spuckte ihren Mundinhalt durch die Küche und verschluckte sich prompt. Abwechselnd lachend und hustend krümmte sie sich über dem Küchentresen zusammen.
»Du Ziege«, keuchte sie schließlich, »das wirst du mir büßen!«
»Das hat die First Lady gestern auch gesagt«, antwortete ich trocken, »vielleicht solltet ihr einen Club gründen. Meine Mutter macht bestimmt auch mit.«
Marie rang noch immer nach Luft.
»Ich mach schon, geh du unter die Dusche. Wir treffen uns auf der Terrasse.«
»Ich glaube, da ist es mir zu hell«, maulte Marie. »Wann kommt denn übrigens der Nachwuchs-Lagerfeld?«
»Wir haben noch eine gute Stunde.«
Marie hatte recht, draußen war es verdammt hell, aber mit Sonnenbrille war es auszuhalten. Wir brauchten all unsere Energie, um nicht wieder einzuschlafen. Als Patrick klingelte, stemmte ich mich aus dem Strandkorb hoch, sah um die Hausecke nach vorn und rief: »Wir sind im Garten! Durch den Carport!« Ich taumelte zurück und begab mich wieder in meine halb liegende Position zurück.
Patrick kam nach hinten, stutzte bei unserem Anblick und rief: »Wow, die Blues Brothers! Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.«
»Wow, ein Komiker«, parierte Marie, »sind Sie sicher, dass Sie den richtigen Beruf ergriffen haben?«
Patrick lachte laut und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Touché, Gnädigste. Kann ich hier einen Kaffee schnorren?«
Ich war schon auf dem Weg in die Küche, um eine Tasse zu holen.
Patrick nickte zum Dank, als ich ihm die gefüllte Tasse reichte, und sagte: »Und, die Damen? Gestern ein bisschen gefeiert – wenn diese Frage nicht zu indiskret ist?«
»Ein Abend ganz en famille «, erklärte ich, »und danach viel Wein, um alles wieder zu vergessen.«
»Helene, du hast den ganz speziellen Gast bei deinem Familienessen nicht erwähnt«, tadelte Marie und summte die Melodie, die ich vorhin für Sven Janssens Spitznamen benutzt hatte.
»Hör auf!«, fauchte ich, und Patrick sah uns neugierig an, aber über den bräsigen Sven wollte ich nun wirklich nicht sprechen.
Wir schlürften unseren Kaffee und schwiegen. Schließlich ergriff Patrick wieder das Wort.
»Darf ich die Blues Brothers zu einem Snack einladen? Fettiges Fastfood ist das beste Katerfrühstück.«
Prompt knurrte mein Magen, und zwar laut und vernehmlich.
»Ah, Helene hat zugesagt.« Patrick grinste und sah Marie an. »Und Sie?«
Marie nickte.
»Dann los«, kommandierte Patrick, und wir gehorchten widerspruchslos.
Er schaukelte uns in seiner Ente über die Landstraße und bog, wie ich am Morgen zuvor, in die Straße zum Hooksieler Strand ein. Er fuhr allerdings nicht auf einen der Parkplätze längs der Straße, sondern bis zum Außenhafen und parkte dort. Marie und ich standen neben dem Auto wie eine Miniherde Kühe und warteten auf die nächste Ansage von Patrick. Einstweilen sahen wir zu, wie er eine Kameratasche aus dem Kofferraum holte und sich umhängte.
Er führte uns in den großen Fischimbiss und bedeutete uns, schon einmal Platz zu nehmen, während er das Essen und die Getränke holen wollte.
»Der will doch wohl keine Fotos machen?«, flüsterte Marie mir zu, während sie trotz des Windes versuchte, ihre Kurzhaarfrisur einigermaßen in Form zu bringen.
»Von uns? Träum weiter«, murmelte ich zurück und beobachtete die riesigen Möwen, die lauernd um die Tische der Imbissbude staksten und auf Beute warteten. Sie kamen mir absurd groß vor, mit langen, gefährlich gebogenen Schnäbeln. Seit wann sind Möwen so groß wie Hühner?, fragte ich mich und stellte fest, dass mein Gehirn wohl noch immer damit beschäftigt war aufzuwachen.
Patrick kam zurück und servierte uns Fisch im Backteig und Berge von Pommes frites mit Mayonnaise.
»Ein Bier dazu?«
Nahezu synchron rissen Marie und ich die Hände hoch und winkten ab.
Er lachte. »Damit solltet ihr auftreten. Ich empfehle eine Mischung aus Blues und Synchronschwimmen. Könnte der Knaller werden. Cola?«
Diesmal nickten wir gleichzeitig, und er verschwand lachend wieder im Imbiss, um die Getränke zu holen. Endlich saß er bei uns am Tisch und sah mit glänzenden Augen auf seinen wohlgefüllten Pappteller. »Hm, Backfisch«, gurrte er, »dafür könnte ich sterben.«
»Wirst du vermutlich auch, wenn dat dürre Schantall dich erwischt«, unkte Marie dreist und stopfte sich mit den Fingern
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