Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
Vom Netzwerk:
Arbeit mit Füßen getreten, dir war völlig egal, was aus uns und unserem Geschäft wird. Und weshalb? Um einem Gaukler in eine ungewisse Zukunft zu folgen! So habe ich dich nicht erzogen. Wenn ich Susanne nicht gehabt hätte …«
    Ich hob die Hand, um sie zu unterbrechen. »Es geht hier nicht um Susanne oder darum, wer die bessere Tochter ist. Es geht um dich und mich. Und darum, wie wir in Zukunft miteinander umgehen.«
    »Welche Zukunft? Haben wir denn eine? Wie soll ich mich auf dich verlassen, wenn ich ständig befürchten muss, dass du ohne Vorwarnung wieder verschwindest? Also.«
    Ich drehte mich wortlos um und ging, so ruhig ich konnte, zurück in die Backstube.
    »Wir gehen«, sagte ich knapp, »ich muss hier raus, sofort, sonst passiert ein Unglück.«
    »Was ist hiermit?« Patrick deutete auf den Arbeitstisch.
    Ich feuchtete zwei Geschirrtücher an und breitete sie über die Masse, mit der wir gearbeitet hatten. »Das genügt. Vielleicht komme ich später noch einmal zurück und räume alles weg. Lass uns abhauen.«
    Er stellte keine Fragen, sondern wischte sich die Hände ab, schnappte seine Tasche und folgte mir hinaus.
    Hinter uns öffnete sich die Tür, und meine Mutter rief: »Helene, komm zurück!«, aber ich drehte mich nicht mehr um.
     
    Patrick schloss mir die Beifahrertür auf, setzte sich ebenfalls in den Wagen und fragte: »Wohin?«
    »Weg«, war alles, was ich sagen konnte. Ich starrte angestrengt zum Seitenfenster hinaus, denn er sollte meine Tränen nicht sehen.
    Er startete den Wagen und fuhr los, aus dem Dorf hinaus. Er verhielt sich vorbildlich: Er sagte nichts, er fragte nichts, er fuhr einfach und gab mir Gelegenheit, mich zu beruhigen.
    Als der Wagen hielt, sah ich hoch. Er war zum Strand gefahren.
    »Einverstanden, Helene? Wir können ein Stück spazieren gehen, und dann lade ich dich auf eine Bratwurst und ein Bier ein.«
    Wir stapften schweigend durch den Sand. Der Strand war fast leer – um diese Zeit saßen die Urlauber in ihren Ferienwohnungen, Pensionen oder Wohnwagen beim Abendessen. Die ersten Strandkörbe waren – obwohl das streng verboten war – von kunstvoll mit Muscheln verzierten Sandwällen umgeben. Der deutsche Urlauber neigte dazu, sein Territorium abzustecken. An manchen Burgen stand der Name der Erbauer, an anderen ein Städtename. So versuchte man zu verhindern, sich jeden Tag einen neuen Platz suchen zu müssen.
    Ab und zu bückte ich mich und hob eine Muschel auf. Es war Ebbe, und das Wasser hatte sich bis an den Horizont zurückgezogen. Die körperliche Anstrengung tat mir gut. Nach einer halben Stunde drehten wir um und gingen zurück. Wir verließen den Strand und gingen über den gepflasterten Weg auf dem Deich bis zum Außenhafen. An den Tischen der Imbissbude saßen noch ein paar Gäste, aber das Personal hatte schon begonnen, sauberzumachen.
    »Wir sind zu spät«, sagte ich, aber Patrick winkte ab.
    »Wetten, ich bekomme noch was?«
    Ich setzte mich an einen Tisch in der milden Abendsonne und beobachtete, wie Patrick mit der jungen Frau hinter der Theke schäkerte und sie zum Lachen brachte. Dann begann die Frau, seine Bestellung zuzubereiten, und nach ein paar Minuten kam er mit zwei großen Papptellern an den Tisch.
    »Fisch im Backteig, Remoulade und Pommes frites, bitte sehr. Brauchst du Ketchup?«
    Ich hatte nicht gewusst, dass ich derartigen Hunger hatte, bis dieses Bild von einem kalorienreichen, fettigen Essen vor mir stand. Genau das, was ich jetzt brauchte.
    Mein Magen knurrte sofort los, als hätte er nur darauf gewartet, sich endlich melden zu dürfen.
    »Ja, bitte, ein Tütchen.«
    »Wird erledigt.« Er eilte zurück in den Imbiss, bezahlte, scherzte noch eine Runde mit der kichernden Frau und kam mit zwei Flaschen Bier und meinem Ketchup wieder heraus.
    Er ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen und begutachtete begeistert den Inhalt seines Tellers. »Ich liebe Backfisch, musst du wissen.«
    Ich lachte. »Hab ich nicht vergessen. Du erinnerst dich? Marie, du und ich – und die Raubmöwen? Genau hier?«
    »Natürlich erinnere ich mich. Seit jenem Tag warte ich darauf, endlich wieder diesen fabulösen Backfisch essen zu können.«
    »Aber den gibt es hier doch an jeder Ecke!«
    Er sah mich gespielt strafend an. »Aber nicht mit Möwen. Und jetzt hau rein. Du hast bestimmt auch Hunger. Nach all dem Zucker brauche ich jetzt eine doppelte Ladung herzhaft. Guten Appetit.«
    Er hatte recht. Auch ich brauchte jetzt eine »doppelte Ladung

Weitere Kostenlose Bücher