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Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Die Tortenkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Tortenkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Conrad
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herzhaft«, aber ganz dringend. Wir schlemmten schweigend, und irgendwann stand die junge Frau aus dem Imbiss neben unserem Tisch und sagte entschuldigend: »Wir schließen jetzt, ich muss abräumen.«
    Wir wünschten ihr einen schönen Feierabend und schlenderten wieder Richtung Deich. Als wir an eine Holzbank mit Blick aufs Wasser kamen, fragte Patrick: »Wollen wir uns setzen?«
    Wollte ich.
    Er saß links von mir, und ich spürte, dass er mich von der Seite ansah. Sein rechter Arm lag hinter mir auf der Rückenlehne der Bank. Schließlich sagte er: »Sie hat dich geschlagen, nicht wahr?«
    Ich fuhr herum. »Woher...?«
    Er deutete auf meine Wange. »Ihre Hand war so deutlich zu sehen, ich hätte dir ihre Handschuhgröße sagen können.«
    Meine Hand ging unwillkürlich hoch und bedeckte die Wange.
    »Ist mittlerweile längst verblasst, hat niemand außer mir gesehen. Erzählst du mir, was los war?«
    Nun, es gab ja nicht viel zu erzählen. Die Szene war denkbar kurz gewesen. Als ich geendet hatte, grinste er. »Das hast du wirklich gesagt?«, fragte er beinahe ehrfürchtig.
    »Ja, und das ist nichts, worauf ich stolz bin. Aber ich habe dieses Affentheater einfach satt.«
    »Deine Mutter will also, dass du mit diesem Sven … na ja, dass du sein dezentes Werben erhörst, sagen wir mal so.« Er gluckste vergnügt.
    »Ach, das findest du also komisch?«, rief ich aufgebracht, und seine rechte Hand schloss sich um meine Schulter und zog mich an sich. Ich ließ es kurz geschehen, befreite mich aber nach einiger Zeit wieder aus seinem Griff und stützte die Ellenbogen auf meine Knie. So vornüber gebeugt saß ich da und starrte grimmig auf das dunkel glänzende Watt.
    »Nein … doch, irgendwie schon. Dieser große, runde Junge, wie er dastand mit seinem Blumenstrauß und die Zähne nicht auseinanderkriegte. Er tat mir leid. Ich an seiner Stelle hätte dich hinausgebeten, um mit dir unter vier Augen zu sprechen.«
    »Ja, du vielleicht«, sagte ich düster, »aber nicht Sven Janssen. Und das Schlimmste ist, dass meine Mutter ihn dabei unterstützt.«
    »Warum tut sie das?«
    Ich erklärte kurz, um wen es sich bei Sven handelte und dass meine Mutter offenbar plante, über ihre Töchter die Dorfherrschaft zu erlangen. »Sie scheint mich für schwer vermittelbar zu halten und sieht in Sven wohl meine letzte Chance, überhaupt einen Kerl abzukriegen. Oder zumindest einen besseren als …« Ups, da wäre mir beinahe Leons Name aus dem Mund gefallen. »Auf jeden Fall«, fuhr ich hastig fort, »ermuntert sie ihn ständig, mir auf die Pelle zu rücken, und bringt mich in peinliche Situationen, indem sie mich vor seinen Augen herunterputzt, wenn ich seine Anfragen ablehne.«
    »Das ist nicht nett von ihr«, sagte Patrick mitfühlend.
    Ich lehnte mich wieder zurück und spürte seinen Arm in meinem Rücken. Er zog ihn nicht weg.
    »Und ich habe momentan nun wirklich keine Zeit dafür, mit ihm auszugehen. Aber auch dafür wusste meine Mutter eine Lösung: Sie hat mir in seinem Beisein vorgeschlagen, er könne mich doch zur Fotoproduktion begleiten! Ist das zu fassen?«
    Patrick riss die Augen auf. »Ist nicht dein Ernst.«
    »Doch! Und das ist das Allerschärfste: Sven fängt buchstäblich an zu speicheln, wenn er nur daran denkt, und zwar keineswegs meinetwegen, o nein. Wegen der Models.«
    »Ach komm! Ernsthaft?«
    Ich nickte. »Ich bin heilfroh, dass er vorhin in der Backstube nicht begriffen hat, dass du der Herr über die Models bist. Als ich ihm sagte, ich hätte nicht die Befugnis, irgendwelche Leute zu den Fotoaufnahmen mitzubringen, schlug meine Mutter vor, ich könne dich doch darum bitten. Also, Patrick: Darf ich Sven zu den Aufnahmen mitbringen?«
    Er sah mich eine knappe Zehntelsekunde lang zweifelnd an, als wäre er nicht sicher, ob meine Frage nicht vielleicht doch ernst gemeint war. »Natürlich nicht!«, sagte er dann und tippte sich an die Stirn. »Das wäre ja noch schöner, wenn ich den Mädels einen kleinen Voyeur anschleppen würde. Deine Mutter ist aber auch wirklich … mir fällt kein passender Begriff ein.«
    »Beelzebub«, schlug ich vor, und wir kicherten wie alberne Kinder.
    Als wir uns wieder beruhigt hatten, sagte Patrick: »Übrigens, da sind wir vorhin ganz von abgekommen: … besser als wer?«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon der Mann redete, und musste entsprechend dumm aus der Wäsche geguckt haben.
    »Du hast gesagt, deine Mutter halte Sven für deine letzte Möglichkeit oder zumindest besser als

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