Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
von Blechkisten.«
»Verzinktes Blech«, ergänzte Carlo, der sich daneben gekniet hatte.
Insgesamt waren es acht verwitterte Kisten mit jeweils zwei Scharnieren, die für Vorhängeschlösser vorgesehen waren. Von den Schlössern war nichts mehr zu sehen, die Scharniere waren herausgebrochen worden. Carlo schob seine Machete zwischen Kiste und Deckel und hob ihn an. In die Kiste fiel fahles Mondlicht. Drei Augenpaare starrten ungläubig hinein.
»Leer!«, stöhnte Carlo. »Sie sind uns zuvorgekommen!«
Leer waren auch die anderen sieben Kisten. Nur in der letzten fanden sich Überreste einer Ordensspange.
Susan sackte in sich zusammen und setzte sich auf den Boden. »Das kann doch nicht wahr sein! Während wir auf Vollmond gewartet haben, sind die einfach hierher gekommen und haben alles mitgenommen.«
Robert hatte bisher geschwiegen. Er griff in die Seitentasche seiner Jacke und holte eine winzige Taschenlampe heraus. Der dünne Lichtstrahl glitt über die zerbrochenen Scharniere. Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Unsere Mitstreiter haben ganz sicher dieselbe Enttäuschung erlebt.«
»Roberto, ich weiß, du bist ein kluger Mann. Aber woher willst du das jetzt wieder wissen?«
Robert nahm seine Machete und deutete auf die Scharniere. »Sieh doch mal genau hin, Carlo. Hier waren die Scharniere an der Kiste festgenietet. Dann hat jemand ein Brecheisen oder ähnliches daruntergeschoben und die Scharniere herausgebrochen. Die Stellen, wo Metall auf Metall fest aufeinandergepresst war, sind aber genauso verwittert wie die übrigen Flächen.«
Susan starrte nun ebenfalls in die Grube. »Und was schließt du daraus?«
»Das beweist, dass die Kisten nicht erst gestern aufgebrochen wurden. Das ist länger her – und zwar sehr viel länger.«
Carlo beugte sich hinunter, zog seinen Handschuh aus und fuhr mit dem Finger über die Stellen an der Kistenwand, aus denen die Nieten herausgerissen waren. Er kratzte sich am Kopf. »Roberto, ich muss sagen, du hast wieder einmal recht. Da ist jemand vor längerer Zeit allen anderen zuvorgekommen.«
Susan hatte sich wieder aufgerichtet. Sie schien erleichtert. »Es sollte eben nicht so sein. Ich bin nur froh, dass das nicht diesen Schweinen in die Hände gefallen ist. Kommt, lasst uns nach Hause gehen.« Während sie das sagte, bemerkte Susan, dass sie Roberts Haus zum ersten Mal als Zuhause bezeichnet hatte.
Robert schien ihre Gedanken zu erraten. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. »Okay, lasst uns gehen. Carlo, du kannst bei mir übernachten.«
Sie hatten zwar keine großen körperlichen Anstrengungen hinter sich, aber die Anspannung der letzten Stunden zeigte ihre Wirkung. Erschöpft und schweigend gingen sie zum Wagen.
Das metallische Knacken der gerade eben entsicherten Makarov ließ sie zusammenfahren.
»Da haben wir ja alle hübsch beieinander!« Der Mond spiegelte sich in Dreisses Brillengläsern. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Sie gestatten, dass ich deutsch spreche, Signore Darling? Das können Sie ja sehr gut, wie wir wissen.«
»Was zum Teufel …« Carlo machte einen Schritt nach vorn.
Dreisse hob die Pistole. »Sagen Sie Ihrem italienischen Hobelmeister, er soll bleiben, wo er ist. Und jetzt lassen Sie Ihre Obstmesser fallen.«
Robert hatte vergessen, dass sie immer noch die großen Haumesser in der Hand hielten. Er hob die Hand und übersetzte. Robert und Susan ließen die Macheten fallen. Er schaute zur Seite. »Carlo, bitte, das hat keinen Zweck.«
Carlo zitterte vor Erregung.
Dreisse machte eine winkende Handbewegung nach hinten. Hinter dem Rover traten Makowski und Silvio hervor. Makowski hatte eine Hand in der Jackentasche.
Robert schaute noch einmal zur Seite. »Carlo, bitte!«
Carlo ließ die Machete fallen. »Porca miseria!«
Dreisse grinste. »Und nun, Signore Superhirn, sagen Sie uns in aller Ruhe, wo das Zeugs ist.«
Robert fühlte das Blut in seiner Halsschlagader pochen. »Ich weiß leider nicht, wovon Sie reden. Wir haben hier nach dem Grab eines der Vorfahren meines Freundes Carlo Sebaldo gesucht. Den muss ich Ihnen ja wohl nicht vorstellen.«
Dreisse lachte kurz und laut auf. »Darling, für wie blöd halten Sie uns? Mit den Errungenschaften modernster Technik müssten Sie doch wohl am besten vertraut sein. Wir haben Sie auf Schritt und Tritt überwacht. Nicht mal in Berlin haben Sie einen Schritt machen können, ohne dass wir darüber informiert waren. Versuchen Sie jetzt nicht, uns zu
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