Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
verarschen.«
Susan verstand kein Wort. Aber allein der Ton von Dreisses Stimme versetzte sie in panische Angst. »Robert, ich erkenne die Stimme wieder. Das ist einer von den Kerlen, die mich …«
Dreisse unterbrach sie schroff. »Sagen Sie Ihrer Freundin, sie soll die Klappe halten.« Er grinste. »Sonst wird sich mein Kollege ihrer annehmen.«
Makowski hatte seine Hand aus der Tasche genommen, schob die Finger beider Hände ineinander und ließ seine Knöchel krachen.
Robert blickte kurz nach rechts. »Susan, bleib ruhig. Die können uns nichts anhaben. Bloß jetzt keine Fehler.«
»Sehr vernünftig, Mister Darling. So viel Englisch verstehe ich auch«, sagte Dreisse zustimmend. Er ließ die Hand mit der Pistole wieder sinken. »So, Freunde, wir haben genug geplaudert, und Sie sagen mir jetzt, wo wir das Zeugs finden. Ganz besonders den Dolch.«
Robert schaute ihn verwirrt an. »Den was?«
Dreisse verlor sein Grinsen. Seine Stimme wurde lauter. »Spielen Sie jetzt nicht den Unwissenden! Den Dolch will ich haben – Mussolinis Dolch. Der andere Krempel ist mir egal. Ich will diesen verdammten Dolch!«
»Ob Sie es glauben oder nicht – ich weiß von keinem Dolch!«
Dreisse kniff die Augen zusammen. »Pass auf, du Bastard, du hast noch zwei Minuten. Wenn du mir dann nicht sagst, wo das Ding ist, erschieße ich erst diesen italienischen Gartenzwerg, dann die Frau. Das hört kein Mensch. Das Ding hat den besten Schalldämpfer aller Zeiten. Und dich schneiden wir ganz langsam auseinander. Bis du singst wie ein Zeisig. Also, ich höre!«
Robert merkte, wie ihm Schweißtropfen den Rücken hinunterliefen. Jetzt Zeit gewinnen. Er hob die Hände. »Okay, okay. Ich sage Ihnen noch einmal: Ich weiß nicht, wer diese Stelle vor uns entdeckt hat und wo der Inhalt dieser Kisten ist. Aber immerhin haben uns alle meine Recherchen hierher geführt, und ich biete Ihnen an, weiterhin für Sie tätig zu sein. Ich werde Ihren Dolch finden. Ich habe da noch einige Hinweise.«
Makowski war neben Dreisse getreten. »Lass dich nicht einlullen, Georg. Der Kerl blufft. Los, fang an.«
Dreisses Gesicht blieb unbeweglich. Er richtete die Makarov auf Carlo. »Mein Kollege hat recht. Sie spielen auf Zeit. Aber das nützt Ihnen nichts.« Er machte eine Bewegung mit dem Kopf. Makowski griff in die Tasche, holte seine Walther PPK heraus und richtete sie auf Robert.
Später sollte Robert wieder einmal Gelegenheit haben, darüber nachzudenken, ob es Zufälle gibt oder nicht. Der Zufall – oder das, was in diesem Augenblick dringend gebraucht wurde – war eine große, schwarze Wolke, die sich langsam vor den Mond schob. Augenblicklich wurde es dunkler. Der Schuss peitschte durch die Stille der Nacht. Robert stand wie erstarrt. Er war zu keiner Bewegung mehr fähig. Dann schlug etwas gegen sein Bein. Es war ein Kopf.
Bei dem Aufschlag hatte Dreisse seine Brille verloren. Die Pistole flog ins Gebüsch. Ein Blutstrahl schoss aus seinem Hals gegen Roberts Hosenbein. Makowski und Silvio machten einen Satz nach hinten. Silvio verschwand im Dunkel.
Makowski hob die Pistole. »Scheiße!«, brüllte er. Die Pistole hielt er ausgestreckt.
Die Machete traf sein Handgelenk mit solcher Wucht, dass die Hand mit der Walther wie ein dürrer Ast im Wind abknickte. Makowski stieß einen röchelnden Laut aus und sackte in die Knie.
»Das war für meine Hand«, schrie Carlo, »und das ist für Giuseppe!« Die Machete sauste auf Makowskis Kopf nieder.
Robert sprang nach vorn und riss Carlo an seiner Jacke zu Boden. Die Machete schlug einen tiefen Spalt in Makowskis Schulter. Mit einem Grunzlaut fiel er um.
»Carlo«, schrie Robert, »Susan, schnell weg von hier!«
Susan saß zusammengekauert auf dem Boden, ungläubig, dass die Dinge, die um sie herum passierten, Realität waren.
Robert riss sie hoch. »Weg, weg, so schnell wie möglich.«
Wenige Sekunden später war ihr Reaktionsvermögen wieder da.
Voller Panik sprangen die drei in den Rover. Robert legte den Rückwärtsgang ein und jagte mit aufheulendem Motor zur Straße zurück. Erdbrocken flogen durch die Luft. Die Scheiben des Wagens begannen, von innen zu beschlagen. Körperwärme und Schweiß setzten sich ab. Robert schaltete die Klimaanlage ein. Der Beschlag verzog sich.
»Seid ihr okay?«
Susan nickte, Carlo stierte vor sich hin.
»Roberto, warum hast du das gemacht?«
Robert starrte auf die Lichtkegel der Scheinwerfer, die über den Asphalt flogen. Er schwieg, denn er hatte selbst
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