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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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vertieft.
    Catarina hatte einen roten Kopf und rang nach Luft. »Signore Darling, haben Sie gehört? Ein Mord! Hier bei uns! Madonna! Und neulich haben wir noch über die gesprochen. Wissen Sie noch? Ein seltsames Paar, habe ich gesagt …«
    »Ich weiß, Catarina«, sagte Robert und versuchte, möglichst uninteressiert zu wirken. »Die Polizei war bereits hier.«
    Catarina riss die Augen auf. »Polizei im Haus. Das bedeutet nichts Gutes. Die werden uns ins Gerede bringen.«
    Robert stutzte. »Uns? Was reden die Leute denn so über uns ?«
    Catarina ging nicht auf die Frage ein. »Sie haben die junge Frau ja auch gleich weggebracht. Vielleicht hat sie ihn … Man weiß es ja nicht. Eifersucht? Sie ist ja Amerikanerin. Eigentlich müssten Sie sie ja …«
    Robert legte die Zeitung weg und runzelte die Stirn. »Wieso kommt ihr eigentlich alle auf die Idee, ich müsste sämtliche Amerikaner dieser Welt kennen?«
    Der ungewöhnlich harte Ton ihres Arbeitgebers verunsicherte Catarina zutiefst. Sie versuchte, das Thema zu wechseln. »Und dann noch der tote Mann von Santa Croce …«
    Robert horchte auf. »Was für ein toter Mann?«
    Catarina hielt sich beide Hände vor den Mund. »Sie haben heute Morgen in Florenz einen toten Mann gefunden, sagen die Leute. Ganz in der Nähe von Santa Croce. Hinterrücks erschlagen. Soll auch ein Ausländer gewesen sein. Santa Maria! Was für eine Welt!« Sie wischte sich die feuchten Hände an ihrem Rock ab. »Ich glaube, ich muss jetzt in die Küche!«
    Eine ungewohnte Stille breitete sich im Haus aus. Catarinas Geplauder und Gesang fehlten Robert plötzlich. Dafür hämmerte unaufhörlich dieselbe Frage in seinem Kopf: Hast du einen Menschen getötet, und musst du dich deswegen der Polizei stellen? Oder war es einfach nur Notwehr?
    Sein Blick glitt über den Schreibtisch. Dort lag immer noch ein großes Blatt Papier, auf dem er begonnen hatte, ein Spiel mit dem Namen Labyrinth zu entwerfen. Es war eine Art Adaption des ersten Erfolges Paranoia . Während man bei seinem Erstling lange Zeit nicht erkennen konnte, welcher der Mitspieler Freund und welcher Feind war, sollte beim neuen Spiel zunächst offenbleiben, welche Ziele die Spieler verfolgten. Eine Art intellektuelle Schnitzeljagd. Er hatte Francesca von dieser Idee erzählt, und sie hatte ihm interessiert zugehört.
    »Man muss die Fähigkeit haben, rückwärts zu denken«, hatte er ihr erklärt. »Ähnlich, wie es die meisten Krimiautoren tun. Für den Autor ist der Fall und dessen Lösung klar. Um den Leser zu verwirren und die Spannung zu erhöhen, entwickelt er nun den Fall von hinten nach vorn und schafft Situationen, die zunächst so scheinen, als hätten sie nichts miteinander zu tun. So gelingt es ihm, den Leser bewusst in die Irre zu führen, um doch später wieder eine logische Verknüpfung zu schaffen.«
    Labyrinth hatte er als Arbeitstitel für dieses Spiel gewählt, bei dem die Spieler selbstverantwortliche Entscheidungen treffen mussten und nicht durch Glück und Fügung geleitet werden.
    »Ich glaube, das gefällt mir«, hatte Francesca gesagt. »Schon als kleines Mädchen habe ich immer gern selbst entschieden, was ich machte.«
    »Das ändert sich aber spätestens dann, wenn andere Menschen deinen Weg kreuzen und deine Entscheidungen beeinflussen«, hatte Robert lächelnd erwidert.
    Die Sekunden des Überfalls schossen ihm wieder durch den Kopf. Welcher Entscheidungsprozess war da in dir abgelaufen? Oder war es nur eine animalische Reaktion eines Lebewesens, das sich instinktiv verteidigt?
    Catarina stand plötzlich in der Tür. »Was möchten Sie essen, Signore Darling? Ich könnte Tortellini mit frischem Spinat machen.«
    »Wie?« Robert war mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen und schaute Catarina verständnislos an. Seine Augenlider brannten. Erst jetzt war ihm klar, dass er kaum geschlafen hatte.
    »Tortellini, Signore. Mit frischem Spinat.«
    Roberts Augen kehrten zurück in die Realität. »Ja, machen Sie nur. Oder warten Sie, stellen Sie sie erst mal in den Kühlschrank. Ich fühle mich nicht ganz wohl. Ich lege mich ein bisschen hin. Wenn jemand anruft – ich bin nicht da.«
    Catarina schaute ein wenig fassungslos. So hatte sie Robert noch nie erlebt. »Si, Signore«, nickte sie und sah ihm nach, wie er nachdenklich und ein wenig gebeugt die breite Treppe emporstieg.

6. KAPITEL
    E s war bereits dunkel, als Robert aus tiefem Schlaf erwachte. Er schien mit offenem Mund geschlafen zu haben; seine

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