Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Situation erklären sollen?«
Robert stützte sich auf die Lehnen des Sessels, in dem er Platz genommen hatte. »Soll ich anrufen?«
Susan wehrte ab, ihre Augen waren angsterfüllt. »Nein, ich hab genug Ärger. Vielleicht habe ich mich ja auch getäuscht …«
Susan kauerte sich zitternd in die Lederpolster.
Robert stand auf. »Frieren Sie? Ich hole Ihnen eine Decke.«
Nachdem sie sich in das weiche Plaid eingewickelt und den Cognac getrunken hatte, entspannte Susan sich zusehends. Mit ihrer schmalen blassen Hand stellte sie das Glas vorsichtig auf den Tisch zurück.
»Wenn Sie wollen, erzählen Sie mir, was passiert ist«, sagte Robert.
»Ja«, nickte Susan, »aber verraten Sie mir noch eins, woher können Sie so gut Englisch?«
Robert lächelte. »Italienisch ist meine Muttersprache und Englisch meine Vatersprache. Ich habe den größten Teil meines Lebens in Baltimore gelebt.«
»In Baltimore? Ich bin in Boston aufgewachsen und habe die letzte Zeit mit Kurt in New York gewohnt.«
»Und warum sind Sie in die Toskana gekommen?«
Susan zog ihre Augenbrauen zusammen. »Es ist eine lange und komplizierte Geschichte. Viele Dinge verstehe ich auch nicht. Ich weiß nicht, ob ich Sie Ihnen überhaupt …«
Robert richtete sich auf. »Das überlasse ich ganz Ihnen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es Ihnen danach besser geht.«
Susans Gesichtszüge entspannten sich. »Vielleicht haben Sie recht. Also gut. Kurt hatte hier etwas Geschäftliches zu tun. Es wird Ihnen etwas seltsam vorkommen, aber Genaueres weiß ich nicht. In den letzten Stunden wurde mir auch immer klarer, dass ich herzlich wenig über ihn weiß.« Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »Mein Gott, schon nach halb eins. Ich bringe Sie um Ihren Schlaf.«
Robert winkte ab. »Ich habe den ganzen Nachmittag verschlafen. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich begleite Sie später auch gern wieder zu Ihrem Haus zurück.«
Susan schreckte hoch und wurde noch blasser. »Auf keinen Fall. In dieses Haus gehe ich nicht zurück. Nur noch, um meine Sachen zu holen. Gibt es hier in der Nähe ein Hotel oder eine Pension?«
Robert schüttelte den Kopf. »Das ist aber kein Problem. Dieses Haus ist auf Gäste eingestellt. Obwohl ich fast nie welche habe. Es gibt drei Gästezimmer, zwei davon mit Bad. Catarina hält sie immer auf dem Stand, dass sofort Gäste einziehen können. Bademäntel, Handtücher, Zahnbürsten. Alles da. Seien Sie mein Gast.«
Susan blickte ihn skeptisch an. Obwohl sie Angst hatte, ihr jede Art von Schutz willkommen war und der Mann dort gegenüber sympathisch schien, war sie durch die Ereignisse der letzten Stunden äußerst misstrauisch geworden. »Vielleicht sollten Sie vorher mit Catarina … mit Ihrer Frau sprechen. Schläft sie schon?«
Robert lächelte. »Ich habe keine Frau. Catarina ist meine Haushälterin. Ich wohne hier allein.«
Susan schaute ihn mit großen Augen an.
Er ahnte, was sie dachte. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich weiß, was sich gehört. Meine Mutter ist eine geborene Medici.«
»Oh«, sagte Susan. »Die Familie, die Michelangelo gesponsert hat?«
»Nicht ganz. Aber zumindest eine Seitenlinie. Kennen Sie sich etwas in der Florentiner Renaissance aus?«
»Ich habe das mal studiert.«
»Was? Sponsoring?«
Jetzt lächelte Susan zum ersten Mal. »Nein, Mister Darling, Kunstgeschichte!«
Wenn sie lächelt, ist sie wirklich hübsch. Aber trotzdem – Distanz, mein Lieber. Du hast genug am Hals. Er lächelte zurück. »Robert – ganz einfach Robert. Aber jetzt erzählen Sie mal, was hat Sie vorhin denn so erschreckt?«
Susan zeigte auf das leere Glas. »Darf ich noch einen Cognac haben?«
Robert sprang auf. »Aber natürlich. Wie unhöflich von mir.«
Nachdem er die Gläser wieder gefüllt hatte, begann Susan zu erzählen.
Vor gut drei Monaten hatte ihr Mann, der aus Deutschland stammende Kurt Sonthofen, ihr mitgeteilt, dass er geschäftlich nach Italien müsse. In der Toskana gäbe es ein interessantes Projekt, bei dem er einiges verdienen könne. Sie werde das überstehen, denn es wäre wahrscheinlich nur für ein halbes Jahr. Susan war begeistert und wollte gerne mit ihm in die Toskana gehen. Sie bettelte so lange, bis ihr Mann einwilligte sie mitzunehmen. Kurt hatte ein Haus angemietet, in dem sie einige Monate bleiben konnten. Wer die Besitzer waren, hatten sie nie erfahren, denn sie ließen sich durch einen Rechtsanwalt vertreten.
Kurt war tagsüber kaum zu Hause, erzählte ihr nur, er träfe
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