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Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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kann verstehen, dass Jens ausgerastet ist.«
    »Ausgerastet? Er hat Ihre Schwester nicht im Affekt getötet, es handelte sich um heimtückischen Mord.«
    »Das weiß ich. Aber ich habe beschlossen, einen Strich unter die Sache zu ziehen. Jens und ich, wir sind früher immer gut miteinander klargekommen. Jetzt werden wir wieder gut miteinander klarkommen. Man kann ihn jetzt nicht einfach hängen lassen.«
    Erik sah Gühlich fragend an. »Und wen haben Sie noch hier auf Sylt?«
    »Hatte«, korrigierte Jens Gühlich. »Meine Cousine Ulla. Aber die ist ja nun nicht mehr. »
    »Haben Sie mit ihr geredet? Sie um Hilfe gebeten? Hatte sie Ihnen Hilfe versprochen? Wollte sie Ihnen vielleicht im Laden ihres Mannes Arbeit geben?«
    Gühlich schüttelte den Kopf. »Ich bin gar nicht bis zu ihr vorgedrungen. Ihr Alter hat mich vorher rausgeschmissen. Ich hatte es ja geahnt.« Er berichtete, dass Ulla ihm geschrieben habe, ihr Mann wolle den Kontakt mit einem ehemaligen Strafgefangenen nicht. Er habe deshalb gewartet, bis er sie einmal vor dem Haus traf, um allein mit ihr reden zu können. Aber sie sei nie aufgetaucht, sodass er schon geglaubt habe, sie sei verreist oder krank. »Dann habe ich sie im Garten ein paar Mal gesehen, aber ich habe mich nicht getraut, das Fenster zu öffnen und nach ihr zu rufen.« Oft sei sie auch in das kleine Gartenhaus vor der Mauer gehuscht, ergänzte er. »Schließlich habe ich mich dann doch entschlossen, in den Laden zu gehen und nach Ulla zu fragen. Aber das war keine gute Idee.«
    »Warum bist du nicht erst zu mir gekommen?«, brummte Tove. »Ich hätte dir gleich sagen können, was mit ihr los ist.«
    Jens Gühlich nickte. »Als ich wusste, welche Probleme sie mit Saskia hat, dass sie Tag und Nacht an ihrem Bett sitzt, habe ich keinen Versuch mehr gemacht, zu ihr vorzudringen.«
    Tove grinste wieder und Erik hatte zum ersten Mal in seinem Leben den Wunsch, einem Menschen das Lächeln aus dem Gesicht zu schlagen. Er erschrak vor sich selbst, stand auf und verabschiedete sich mit knappen Worten.
    »Warum sind Sie so sauer?«, fragte Sören wenig später.
    »Weil ich Tove nicht ausstehen kann«, gab Erik zurück. »Und Jens Gühlich auch nicht.«
    Sören lachte leise. »Unsere Klientel ist nun mal gelegentlich unsympathisch. Wenn Sie Wert auf netten Umgang legen, hätten Sie Kindergärtner werden sollen.«

22
Sylter Mörder immer noch nicht gefasst!
Und was sagt die Polizei? Hauptkommissar Wolf behauptet: »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn haben.« Will er die Bevölkerung hinhalten?
    Mamma Carlotta fühlte sich nicht gut, als sie erwachte. Sie hatte in der Nacht schlecht geschlafen, war mehrfach aufgewacht und einmal sogar aufgestanden, um in die Küche zu gehen und sich ein Glas Wasser zu holen. Tatsächlich hatte sie sich überdies auch noch einen Vecchia Romagna eingeschenkt, aber konnte das der Grund sein, dass sie sich so schlecht fühlte? Mamma Carlotta dachte nach. Und je länger sie nachdachte, desto sicherer war sie, dass sie nicht nur einen Vecchia Romagna, sondern zwei zu sich genommen hatte. Sie sah es ein, noch ehe sie die Augen aufschlug: Dies konnte kein guter Tag werden.
    Dennoch erhob sie sich. Schließlich rechneten ihr Schwiegersohn und die Enkel damit, dass sie Frühstück vorbereitete.
    Nach einer Dusche mit einem eiskalten Guss am Ende ging es ihr besser. Ein Blick durchs Fenster machte jedoch alles wieder zunichte. Ein trüber Tag, der noch die Farben des Winters trug und das zarte Pastell, das in den windstillen Ecken bereits hervorgekommen war, mit kaltem Dunst und Nieselregen zudeckte. Trübselig stand Mamma Carlotta am Fenster und legte die Fingerspitzen an die Schläfen. Wie hatte Lucia nur dieses Wetter ertragen? Ob sie sich dann ebenso schlecht gefühlt hatte wie ihre Mutter an diesem Morgen?
    Erik war bereits aus dem Haus, die Zeitung war unauffindbar, Mamma Carlotta verbrachte eine trübselige halbe Stunde, bis in den Kinderzimmern endlich das Leben erwachte. Als Felix in die Küche kam, hatte es mit der Einsamkeit zum Glück ein Ende.
    »Endlich! Felice! Ich fing schon an, mich zu langweilen. Euer Vater nimmt neuerdings immer die Zeitung mit ins Büro.«
    Felix grinste. »Du wirst dich heute Morgen nicht langweilen, Nonna. Du musst ja gleich zu Andresen. Aber es ist das letzte Mal! Versprochen?«
    Andresen! Den hatte sie völlig vergessen! »Ja, das letzte Mal«, flüsterte sie und starrte in das trübe Licht vor der Fensterscheibe. »Dieses Wetter

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