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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Dann begann sie zu erzählen. Vom Hafen, der so wertvoll war, weil er zwei Einfahrten hatte, und von der Stadt, die zwischen den beiden Stränden gewachsen war. Nachdem sie das alte Munitionslager passiert hatten, die vielen Stufen erklommen hatten und nun die Ejdergatan hinuntergingen, wurde sie von Lyckes Kollegen umringt, die sie mit Fragen bestürmten und sie inständig baten, noch mehr zu erzählen. Ich habe die Sache wirklich im Griff, dachte Sara. Es machtesogar Spaß. Und in gewisser Weise fühlte sie sich doppelt belohnt, weil sie sich nicht nur wohl fühlte, sondern sich auch den Abend mit ihrer Schwiegermutter ersparte. Vor der Marstrander Kirche blieb sie stehen.
    »Ende des dreizehnten Jahrhunderts errichtete der Franziskanerorden ein Kloster in Marstrand. Diese Kirche war ein Teil davon.« Als die Gruppe die Kirche durch den südlichen Eingang betrat, verstummte das Gemurmel.
    »Ich würde den Rundgang gern mit einem Besuch in unserer Kirche beenden. Seht ihr die Gemälde? Fünf an der einen Wand und fünf an der gegenüberliegenden. In der Sakristei hängt auch noch eins. Sie werden Schola-Cordis-Bilder genannt. Ursprünglich waren es fünfzehn Stück.«
    »Was bedeutet das?«, fragte einer der Zuhörer.
    »Schule des Herzens.« Sara war erleichtert, dass sie die Frage beantworten konnte. »Schola Cordis handelt vom Weg der Seele von Sünde und Verfall zur Vereinigung mit Gott. Bei den beiden Figuren, die auf fast jedem Bild dargestellt sind, handelt es sich um die menschliche Seele und die göttliche Liebe. Früher stand unter jedem Bild ein Zitat. Nur noch eins davon ist übriggeblieben. Es lautet:
Mögen andre hier in diesem Leben nach großem Glanz und Ruhme streben, soll meine Ehr am Ende seyn, dass Gott die KRON’ mir wird verleihn. Mein Totenhaupt soll sie erst tragen, wenn schon am Leib die Würmer nagen.
Wie ihr seht, stellt das düstere Gemälde einen gekrönten Schädel auf einem Sarg dar.« Lycke wandte den Blick nach oben.
    »Die Bilder sind ein Geschenk von Pfarrer Fredrik Bagge, der hier in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts tätig war. Er hatte die Bibelworte und die Motive bestellt. Es hat eine weitere Inschrift existiert, die jedoch verschwunden ist. Sie lautete: ›Nach meiner Zerstörungsoll Fredrik Bagge fortleben.‹ Wenn man von der Marstrander Kirche spricht, darf Fredrik Bagge nicht unerwähnt bleiben. Am bekanntesten ist er dafür, dass er sich König Christian widersetzt hat, indem er für Karl XI. und die Schweden betete, als Marstrand 1677 von den Dänen eingenommen wurde. Sensenmänner und Totenschädel waren Ende des siebzehnten Jahrhunderts gängige Motive. Hier seht ihr ein Doppelporträt von Fredrik Bagge und seiner Ehefrau Elisabeth über einem Totenschädel. Fredrik Bagge starb im Jahre 1713, und sein Grab befindet sich hier in der Sakristei.«
    »Ein äußerst mutiger Mann«, sagte einer der Zuhörer.
    »In der Tat«, erwiderte Sara. »Aber er war auch in die schwedischen Hexenprozesse verwickelt. Wir bereiten im Rathaus gerade eine Ausstellung über die Hexenprozesse in Bohuslän vor. Hier in Marstrand haben sie 1669 angefangen, und eine der Angeklagten war tatsächlich die Mutter Fredrik Bagges. Ich mache mir vor allem Gedanken über die Rolle, die er in diesem Zusammenhang als Pfarrer gespielt hat, denn während seine Mutter in letzter Minute freigesprochen wurde, verurteilte man einen Großteil der anderen Frauen und richtete sie hin. Besonders in dieser Hinsicht ist der Grabstein von Fredrik Bagges Eltern interessant. Eigentlich hätte es der Kirche schwerfallen müssen, eine Frau zu beerdigen, die an einem der heiligsten Orte der Kirche der Hexerei angeklagt gewesen war. Bitte kommt mit mir, dann können wir zusammen lesen, was auf dem Grabstein steht, denn er ist noch erhalten.« Artig folgten ihr die Zuhörer durch das Kirchenschiff bis vor den Altar. Noch hatte niemand eine Unterhaltung begonnen, woraus Sara schloss, dass man ihr noch immer zuhörte.
    »Da.« Sie zeigte auf einen verzierten Stein im Fußboden und ließ den Leuten ein paar Minuten Zeit zumLesen. »Am interessantesten ist jedoch ein Text, den wir nicht mehr lesen können, weil er mittlerweile von den Stufen zum Altar verdeckt wird. Es handelt sich um eine Drohung.« Sara griff nach einem Zettel und las laut vor.
    »›Wer den Frieden dieses Grabes stört, den soll ein schlimmer und jäher Tod treffen. Er wird keine Ruhe finden und an der Seite von Judas liegen.‹ Nach meiner

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