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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Schuhe auszog und durch den Flur in ein riesiges Wohnzimmer ging. Hinter einer soliden Glaswand sah man den Tokio Tower und das Hotel Okura aufragen, die grandios vor dem dunklen Himmel leuchteten.
    Die Aussicht war das Schönste an dem großen Raum, der mit sterilen Ledermöbeln eingerichtet war, die im Ton zum Teppich paßten. Das Eßzimmer war kaum besser. Es wurde von einem glänzenden Rosenholztisch und sechs steif aussehenden Stühlen dominiert. Eine Wand war verspiegelt, an der anderen hing die Reproduktion eines Bildpaares: Rote und weiße Pflaumenblüten von Ogata Kōrin, einem Maler des frühen achtzehnten Jahrhunderts.
    »Setsuko hat das ausgesucht.« Hugh hatte meine unausgesprochene Frage über das einzig Japanische in der Wohnung vorweggenommen.
    »Kein Wunder. Von dir hätte ich allenfalls Sumoringer erwartet, oder etwas, was deinen Rugbyspielern näher ist.«
    »Die Ringer hängen im Schlafzimmer«, sagte er mit einem Anflug seines alten Lächelns.
    »Du hast mehr Platz, als du brauchst, nicht wahr?« Ich bemühte mich, mich nicht aufzuregen. Mein Apartment würde fünfmal in die beiden Zimmer passen, die ich bis jetzt gesehen hatte. Mir schoß kurz durch den Kopf, daß die Räume mit meiner Kunst- und Textilsammlung etwas wärmer wirken würden, aber ich schob den Gedanken weg.
    »Entschuldige mich«, sagte ich, als ich eine halb geöffnete Tür sah, die ins Badezimmer zu führen schien. Ich ging hinein und bemerkte im Spiegel eine schnelle Bewegung. Ich schrie auf und wollte zurückweichen, aber meine Hand hatte bereits den Lichtschalter gedrückt. Innerhalb einer Millisekunde beleuchteten die Strahler einen Mann, der sich gegen den Wäscheschrank drückte: Kenji Yamamoto, ängstlich, aber eindeutig lebendig.

19
    »Der Kammerjäger war vor kaum einem Monat hier, also erzähl mir nicht …« Hugh verstummte.
    »Sumimasen, es tut mir so leid!« Yamamoto, der offenbar einen von Hughs teuren Skipullis über seinen Skihosen trug, ließ sich auf die Knie fallen und begann, sich zu verbeugen, wie es in Tempeln üblich ist.
    »Leid? Ich hätte mir Ihretwegen fast die Knöchel gebrochen!« Hugh fuchtelte mit einer Krücke vor ihm herum.
    »Bitte vergeben Sie mir. Bitte verstehen Sie!« flehte Yamamoto.
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber …«, sagte ich und sah die beiden vielsagend an. Yamamoto stand auf, und Hugh humpelte hinter ihm hinaus.
    Als ich ein paar Minuten später zu ihnen stieß, saßen die beiden mit einer Flasche Scotch am Eßtisch.
    »Das ist Cadenhead’s, einer meiner Lieblingswhiskeys, ein Single Malt. Du hast ihn noch nicht probiert.« Hugh streckte mir ein Glas entgegen.
    »Du trinkst mit jemandem, der vielleicht Setsuko umgebracht und es zugelassen hat, daß dir die Schuld dafür gegeben wurde? Leg dich doch gleich hin und gib ihm ein Messer in die Hand, damit er dich endgültig fertigmachen kann!« Ich stürmte in die Küche, wo ich von einem Schock in den nächsten geriet, als ich einen richtigen Herd mit Ofen, die Spülmaschine und die kleine Kochinsel in der Mitte mit der Metzgerblockplatte sah. Es war unfaßbar. So eine luxuriöse Küche hatte ich nicht mehr gesehen, seit ich Amerika verlassen hatte.
    »Wenn du schon da drin bist, könntest du vielleicht ein paar Shepherd’s Pies aus dem Gefrierfach nehmen? Ich glaube, wir könnten alle was zwischen die Zähne gebrauchen«, rief Hugh mir nach.
    Wofür hielt er das hier, für eine Dinnerparty? Ich suchte im Gefrierfach herum und schob Eiscremepackungen, Fischstäbchen und Lammcurry zur Seite, bis ich auf ein Doppelpack Shepherd’s Pie stieß. Ich schob es in die blitzsaubere Mikrowelle, die an die Wand montiert war, und suchte etwas für mich. Ich fand schließlich französische Cracker, auf die ich Patak’s Original Lime Pickle strich und mit ein paar dünnen Scheiben einer bleichen Tomate belegte.
    »Hast du Tischsets?« fragte ich, als ich wieder hinüberging.
    »In der zweiten Schublade im Sideboard. Danke. Magst du denn kein Pie?«
    »Du weißt doch, daß ich kein Fleisch anrühre.« Ich sah ihm zu, wie er durch den Kartoffelbrei und die tot aussehenden Erbsen bis zu dem fettigen Hackfleisch schnitt, bevor ich meine Aufmerksamkeit Yamamoto zuwandte. »Wie sind Sie denn hier eingebrochen?«
    »Hugh-san hat mir vor langer Zeit den Schlüssel gegeben. Er hat gesagt, wenn ich etwas Ruhe bräuchte, dann dürfte ich kommen.«
    »Aber das sollte eigentlich vorher abgesprochen werden – wissen Sie noch?« sagte Hugh.
    »Es

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