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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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war keine Zeit dazu. Ich mußte weg aus Shiroyama. Bei Sendai konnte ich nicht weiterarbeiten, deshalb mußte ich verschwinden.«
    »Wie wäre es mit einer Kündigung?« fragte ich.
    »Bei den yakuza kann man nicht kündigen.«
    Ich starrte Hugh an. »Du gehörst zu den japanischen Gangstern? Ich wußte gar nicht, daß sie … Ausländer nehmen.«
    »Hätte ich doch bloß eine Kamera, um diesen entrüsteten Blick festzuhalten.« Hugh lachte einfach.
    »Damit du unsere Fotos im ganzen Land herumschicken und einen Killer auf uns ansetzen kannst?« Ich streckte seinem Kollegen eine Hand entgegen. »Yamamoto-san, wenn Sie die Wahrheit sagen, dann hätten Sie nicht zu ihm gehen sollen.«
    »Aber die Sache mit den yakuza hat doch nichts mit Hugh-san zu tun! Das betrifft Nakamura-san und den Eterna.« Yamamoto wich vor mir zurück.
    »Den Eterna?« Ich war verwirrt.
    »Den Long-life-Akku, den wir für unsere Laptops entwickeln. Ich habe dir davon erzählt«, sagte Hugh.
    »Das war mein Spezialprojekt. In der Woche, bevor wir nach Shiroyama gefahren sind, habe ich immer bis spät in die Nacht gearbeitet – noch länger als Sie und Nakamura-san«, sagte Yamamoto betont. »Ich bin in sein Büro gegangen, um ihm die Expansionspläne für Singapur auf den Schreibtisch zu legen, und dabei habe ich eine Diskette gefunden, auf der Taipeh stand.«
    »Taipeh? Dort haben wir doch gar keine Kontakte.« Hugh hörte auf zu essen.
    »Genau! Ich war neugierig und habe mir die Diskette angeschaut. Ich bin kein Techniker, aber mir ist aufgefallen, daß Lithiumionen erwähnt wurden, auf denen die Entwicklung des Akkus basiert.«
    »Die Formel ist immer noch geheim, weil die Patentierung noch nicht abgeschlossen ist. Wieso liegt sie auf Nakamuras Schreibtisch?« fragte Hugh.
    »Er will sie über die yakuza verkaufen, wie ich schon gesagt habe.«
    »Ich müßte erst eine Kopie dieser Diskette sehen, bevor ich das glaube«, sagte Hugh.
    »Ich habe eine gemacht und sie mitgenommen, um sie Ihnen im minshuku zu geben. Sie ist aus meinem Koffer verschwunden. Ich habe es an Neujahr bemerkt.«
    »Ich nehme an, Sie haben noch eine Festplattenkopie auf Ihrem Computer im Büro?« sagte Hugh.
    »Dann hätte man mich doch beschuldigen können! Das konnte ich nicht riskieren.«
    »Ich möchte gerne mehr über die yakuza hören«, unterbrach ich.
    »Mr. Nakamura geht jeden Donnerstag nachmittag im Café gegenüber mit einem Mann etwas trinken.« Yamamoto hielt inne. »Das ist Ichiro Fukujima, der zur Saito-Familie gehören soll.«
    »Nakamura mag vielleicht einen Gangster zum Freund haben, aber Sendai ist kein yakuza- Unternehmen. Masuhiro Sendai würde nie dulden, daß auch nur der Hauch eines Skandals auf die Firma fällt. Das sehen Sie schon daran, wie schnell ich von der Arbeit suspendiert wurde!« gab Hugh zu bedenken.
    »Gangster operieren heimlich«, insistierte Yamamoto. »Am dritten Januar war wieder jemand in meinem Zimmer im minshuku und hat sehr teuren Schmuck dort deponiert. Perlen, die ich von Mrs. Nakamuras Hals kannte.«
    Ich schnappte nach Luft, während Hugh ganz ruhig fragte: »Was haben Sie mit dem Schmuck gemacht?«
    »Ich habe ihn in meinen Wandschrank geworfen. Ich wollte an diesem Abend mit Ihnen reden, aber Sie sind mit Rei essen gegangen. Als Sie zurückgekommen sind, sind Sie zusammen geblieben.« Er warf mir einen erbosten Blick zu. »Die ganze Nacht, glaube ich, denn es war nicht leise.«
    »Möchte jemand Tee?« Ich verzog mich rasch in die Küche. Yamamoto und Hugh hatten angrenzende Zimmer gehabt. Der Wandschrank war von beiden Seiten zugänglich. Das also war des Rätsels Lösung.
    Mit der Teekanne, Zucker und einem kleinen Krug Sauermilch auf dem Tablett ging ich zurück ins Wohnzimmer. Als ich den beiden einschenkte, stellte ich Yamamoto die Frage, die mir auf der Seele brannte – weshalb hatte man ihm seiner Meinung nach die Kette untergeschoben?
    »Ich dachte, wenn Mr. Nakamura ein Mitglied der yakuza ist, dann hat er keine Angst vorm Töten. Als ich die Kette gefunden habe, dachte ich, er wollte mich warnen«, erklärte Yamamoto.
    »Deshalb sind Sie also davongelaufen«, sagte Hugh und zog eine Grimasse, als er einen Schluck von seinem Tee mit Milch nahm.
    »Ich wußte nicht, was das für Schwierigkeiten geben würde.« Yamamoto klang, als würde er gleich weinen. »Als ich bei der ersten Abfahrt vor Ihnen unten war, habe ich die Ski in eine Schlucht geworfen und mir ein Taxi nach Shiroyama genommen. Mit dem Zug bin

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