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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Reise hatte der Zeuge die Frau nicht wieder gesehen.
    Günes Fratts Onkel, der »informativ« von dem Polizeioberst mit dem komplizierten Namen vernommen war, bezeugte, daß er während der ganzen Reise seinen Neffen unter strenger Aufsicht gehabt und ihn niemals mehr als höchstens zehn Minuten allein gelassen habe.
    Die Botschaft fügte von sich aus hinzu, daß die beiden Reisenden einer wohlsituierten und allgemein geachteten Familie angehörten.
    Der Brief selber bedeutete für Martin Beck keine sonderliche Überraschung. Er hatte die ganze Zeit gewußt, daß früher oder später eine ähnliche Mitteilung eintreffen würde. Aber er brachte sie einen Schritt weiter, und während er die verwickelten Verbindungen zu Motala bearbeitete, dachte er darüber nach, was ein türkischer Polizeioberst wohl unter einem »drängenden Verhör« verstehen mochte.
    Auch Kollberg, der eine Treppe höher in seinem Dienstzimmer saß, nahm die Neuigkeit mit Fassung auf. »Die Türken? Ach ja, ich weiß.
    Wir haben sie auf mehreren Bildern identifiziert.«
    Er blätterte in seinen Listen. »Bild Nr. 23, 38,102,109…«
    »Das reicht.«
    Martin Beck blätterte den Stapel durch und fand eine Aufnahme, auf der die beiden Männer deutlicher zu sehen waren. Eine Weile betrachtete er den weißen Schnurrbart des Onkels, dann wandte er sich dessen Begleiter zu: Günes Fratt war ein kleiner, elegant gekleideter Mann mit einem dünnen schwarzen Schnurrbart und regelmäßigen Zügen.
    Sah gar nicht so uneben aus.
    Roseanna McGraw war leider anderer Auffassung gewesen.
    Dies war der fünfzehnte Tag, nachdem ihm die erleuchtende Idee mit den Bildern gekommen war, und sie hatten nun mit Sicherheit einundvierzig Passagiere identifiziert, die auf der einen oder der anderen Fotografie zu sehen waren. Die Sammlung hatte ihnen zwei neue Bilder der Frau aus Lincoln gebracht. Beide waren im Södertälje -Kanal aufgenommen worden. Auf einem stand Roseanna im Hintergrund, unscharf und mit dem Rücken gegen den Fotografen, auf dem anderen zeigte sie sich im Profil an der Reling, mit der Eisenbahnbrücke im Hintergrund. Drei Stunden dem Tod näher. Roseanna hatte die dunkle Sonnenbrille abgenommen und blinzelte gegen die Sonne. Der Wind riß in ihrem dunklen Haar, und sie hielt den Mund halb offen, als ob sie die Absicht hatte, etwas zu sagen, oder gerade gegähnt hatte.
    Martin Beck betrachtete sie lange durchs Vergrößerungsglas.
    »Wer hat dieses Bild aufgenommen?« sagte er schließlich.
    »Eine Dänin«, gab Melander zurück. »Vibeke Amdal aus Kopenhagen. Reiste allein in einer Einzelkabine.«
    »Stell mal fest, was du über sie herausbekommst.«
    Eine halbe Stunde später schlug die Bombe ein.
    »Blitz aus den Vereinigten Staaten«, meldete die Angestellte am Fernschreiber. »Ich lese vor: Struck goldmine yesterday. Ten rolls eight millimeter Colorfilm and 150 stills. You will see a lot of Roseanna McGraw. Some unknown character seems to be with her. Pan American guarantees delivery Stockholm Thursday. Kafka.
    Soll ich übersetzen?«
    »Ja, bitte.«
    »Gestern auf Goldader gestoßen. Zehn Rollen Acht-Millimeter-Farbfilm und hundertfünfzig Momentaufnahmen. Ihr werdet Verschiedenes von Roseanna McGraw zu sehen bekommen. Irgendeine unbekannte Person scheint mit ihr zusammen zu sein. Pan-American verspricht Lieferung Stockholm Donnerstag. Unterschrift Kafka.«
    Martin Beck sank auf seinem Stuhl zusammen, massierte den Haaransatz und warf einen Blick auf den Tischkalender.
    Der Name des Tages war Katharina. Donnerstag, der 25. November 1964. Draußen regnete es. Bald würde es anfangen zu schneien.

19
    Sie ließen den Film im Labor schräg gegenüber Norra Station ablaufen. Es war reichlich eng im Vorführraum, und sogar in diesem Augenblick fiel es Martin Beck schwer, sich über seine Abneigung gegenüber einer größeren Menschenmenge hinwegzusetzen.
    Der Chef war da und der Landsfogd von Linköping. Der Stadsfiskal und Larsson und Ahlberg, die von Motala raufgekommen waren und natürlich Kollberg, Stenström und Melander.
    Selbst Hammar merkte man die Spannung an, dabei hatte er mehr von Kriminalität gesehen, als alle anderen zusammen.
    Das Licht wurde ausgedreht.
    Der Projektor begann zu surren. »Ach ja, ja, ja…«
    Kollberg hatte wie üblich Schwierigkeiten, den Mund zu halten.
    Die Wachtparade zog vorbei. Die Kamera schwenkte ein auf Norrbro, die Norderbrücke und dann hinauf gegen die Fassade der Oper.
    »Kein Stil«, bemerkte Kollberg. »Als

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