Die Tote im Maar - Eifel Krimi
anderen Frau mich im Spiegel fand.
Sie sah mich an, und sie sah gar nicht mich. Das Messer, das keines war und doch solche Zerstörung anrichtete, blitzte auf.
Ich wich zurück, griff nach der Vase und hörte auf nachzudenken. Ich warf sie mit aller Kraft in den Spiegel, ich wollte, dass sie mich nicht mehr so ansah. Das Splittern erschreckte mich, das Blut rauschte wild in meinen Ohren. Sie drehte sich um, und ich konnte ihr Gesicht sehen. Und ihre Augen. Sie waren kalt.
Ich nahm eine große Scherbe auf, hielt sie vor mich. Ein böses Lächeln flog über ihr Gesicht. Sie deutete mit dem Rasiermesser auf mich, dann bewegte sie ihre Hand hin und her. Ich würde ihr ganz nahe kommen müssen, und ich musste dem Messer entgehen, das sie wie eine Sense durch die Luft bewegte. Ich ging in die Knie und stach der Frau die Scherbe in den Bauch.
Meine Hand blutete, und ich bekam ihr Blut ins Gesicht. Ich hörte nichts, es dröhnte. Sie machte den Mund auf. Erstaunen. Überraschung. Sie versuchte, nach der Wunde zu greifen. Dann kippte sie nach hinten.
Ich nahm eine weitere Scherbe und noch eine, sie durfte nicht zurückkommen.
Ich saß dort neben den Leichen und sah und hörte nichts mehr.
»Ich habe nur ihr Gesicht unversehrt gelassen«, sprach ich in meine Hände. Ich hatte Kristina Dissen getötet.
Du solltest dich immer beschützt fühlen. Denk schlecht von mir, und es ist die Wahrheit, aber denk nicht so schlecht von mir, dass ich nicht wenigstens einmal etwas Gutes und Richtiges getan habe.
Wir handelten. Kristina musste verschwinden, nur tat sie es nicht für immer. Für Katharina hoben wir an ihrem erklärten Lieblingsplatz ein Grab aus. Ich werde nicht mehr miterleben, was du tun wirst. Entscheide klug, Isabel. Aber das hast du immer getan.
Luise ließ den Brief sinken. »Es war sein Opfer. Er wusste, er würde sterben, es war für ihn nur noch eine Frage der Zeit. Er hat dich aus der Gleichung genommen. Seine Isabel«, sagte Luise voller Zärtlichkeit.
»Ich habe nicht gedacht, dass er Nelken gernhat«, sagte ich und wischte mir über die Augen.
Vincent Klee würde in Kürze auftauchen. Von Galen hatte ich längst nicht alles gewusst, richtiger, ich hatte kaum etwas über ihn gewusst. Aber er alles von mir. Ich wollte nicht, dass noch jemand alles von mir wusste. Ein wenig kam es mir so vor, als hätte ich meinen Halt verloren. Aber Galen war nicht mein einziger Halt, da waren noch Luise und Johnny und Rufus.
Den Termin mit Konstantin Höllrath würde ich erst mal nach hinten schieben, was ich brauchte, war eine Schulter zum Anlehnen, aber es musste nicht die eines Analytikers sein. Auch nicht die eines Polizisten.
»Ich kann ihm nicht nahe sein, ich müsste immer fürchten, etwas Falsches zu sagen. Vincent Klee«, fügte ich hinzu, was völlig unnötig war, denn Luise wusste, um wen es gerade ging.
»Das ist dein Opfer«, sagte sie und stieß den Atem aus. »Du weißt, wo Katharina ist, oder?«
Ich nickte.
Mir war eines klar. In dem Moment, in dem Augenblick, in dem ich die Gebeine freilegen würde, wäre nichts mehr wie zuvor. Musste ich es denn? Nein, musste ich nicht.
Und Kristina würde im Familiengrab bleiben.
»Wir haben noch ein Ende«, sagte Luise und las weiter.
Vincent Klee war nicht in Gefahr in dieser letzten Nacht, da wollte ich nur noch reden, nicht töten. Ich musste ihn dazu bringen zuzuhören, und ich habe nichts zu verlieren. Sterben oder sterben, Isabel. Das ist sie, meine Wahl.
Ich werde schießen, aber nicht auf den Polizisten.
Wenn du mich das nächste Mal siehst, wird mein Herz aufgehört haben zu schlagen … Vergiss nicht, worum ich dich bat.
»Werde ich nicht«, versprach ich und legte eine Hand auf mein Herz.
Ich war in Auflösung begriffen. Johnny tappte rastlos durch sämtliche Räume.
Luise hatte mich nur angeschaut und den Brief eingesteckt. Sie umarmte mich und danach Johnny. »Natürlich werde ich dich föhnen, wenn du nass bist«, sagte sie und weinte in sein Fell.
Ich sah meine beste Freundin weinen, und das war schon immer ziemlich ansteckend gewesen.
»Hilfst du mir, Galens Beerdigung zu organisieren?«, unterbrach ich ihr Leiden.
»Ich denke, das geht«, sagte sie zuversichtlich.
»Und kommst du mit, ihn von der Rechtsmedizin abzuholen?«
»Ich denke, das geht gar nicht, außer … Was könnte man tun, um den Leichenwagen riechbar zu machen?«
Sie meinte es ernst.
»Ich verstreue Rosenblätter und träufle Duftöle im Innenraum.« Natürlich
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