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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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und Sie müssen ins Krankenhaus.«
    »Wozu denn? Es geht mir gut. Etwas stimmt hier nicht, denn es gab eine Art Druckwelle, und ein leichtes Beben hätte nur den Untergrund erschüttert. Ein Beben war es damals, als Pauli starb.«
    Und sie erzählte ihm, wie ihr jüngerer Bruder vor mehr als sechzig Jahren im Weinfelder Maar ertrunken war. »Er war mit einem Boot draußen, das durfte er zwar nicht, weil er nicht schwimmen konnte. Aber er tat es trotzdem.«
    Wenn dieses Beben damals wirklich stattgefunden hatte, würde es auch Aufzeichnungen geben. Es hatte mit dem jetzigen Fall nichts zu tun, doch es interessierte ihn.
    »Bringen Sie mich einfach nach Hause, wenn wir fertig sind. Das wäre nett«, bat ihn Sophia Schäfer und hob die Hand, als er Anstalten machen wollte, ihr zu widersprechen.
    »Gut, aber eine ärztliche Untersuchung werden Sie über sich ergehen lassen müssen.« Er meinte es ernst, und für einen Arzt würde er sorgen.
    Es klopfte. Einmal leise, dann lauter.
    Sophia Schäfer sagte: »Gehen Sie ruhig aufmachen«, als säße sie mit Vincent in seinem Wohnzimmer. Und er erwiderte: »Ja, danke.«
    Er öffnete, aber er würde Sophia Schäfer nicht hören lassen, was die Kriminaltechnik zu vermelden hatte.

8
    Er hatte den Wagen der Einheit nach Trier zurückgebracht. Nach seinem Urlaub hatte niemand mehr gefragt, aber Vincent gedachte trotzdem, ihn zu nehmen. Aber zuerst gab es einiges zu untersuchen und näher zu beleuchten. Das Labor hatte eine interessante Auskunft über den Schaum, der überall auf dem See schwamm, womit auch Sophia Schäfers Aussage von einer Druckwelle einen Sinn zu ergeben begann. Sie hatten ein Phosphatsalz und eine Säurekomponente analysiert, oder einfacher: ein handelsübliches Backpulver. Es waren Rückstände von Nitrozellulose gefunden worden, was die Explosion erklärte. Eine ältere Zusammensetzung, hieß es, die man in Steinbrüchen für Gesteinssprengungen verwendet hatte. Nitroglyzerin, Ammoniumnitrat, Kaliumchlorid und Holzmehl.
    Die Erklärung überzeugte Vincent davon, dass da vermutlich jemand altes Material entdeckt und dazu ein bisschen gebastelt hatte. Nur, wozu war gesprengt worden? Was wurde damit bezweckt?
    Er ging seine Unterlagen weiter durch. Es hatte vor mehr als sechzig Jahren tatsächlich ein Erdbeben gegeben. Genauer am 14.   März 1951, am Südwestrand der Niederrheinischen Bucht bei Euskirchen. Mit einer Magnitude von 5.8 richtete es im Gebiet zwischen Euskirchen, Münstereifel und Mechernich erhebliche Sachschäden an und verletzte elf Menschen. Offenbar war das das auslösende Moment für die Einrichtung der Erdbebenstation Bensberg gewesen.
    Als Vincent die durchnässte Sophia samt Hund nach Hause gebracht hatte, hatte sie ihm von dem Ritual ihres frühmorgendlichen Spaziergangs am Uferweg des Totenmaares erzählt. Ein Ritual deshalb, weil es in ihrem Verstand genauso arbeitete wie im Krater des Vulkans und sie sich an jedem Tag vergewisserte, dass alles in Ordnung war.
    In seinen Augen weniger ein Ritual als vielmehr eine Zwangshandlung. Aber das wusste sie, jedenfalls hatte Sophia Schäfer ihn angelacht und sich mit den Worten verabschiedet: »Bitte lassen Sie mich von einem ganz normalen Arzt untersuchen, nicht von einem, der sich für meine Psyche interessiert.«
    Das konnte er versprechen, denn auch dem ganz normalen Arzt würden Unstimmigkeiten in dieser Richtung nicht entgehen. Noch auf dem Rückweg rief er Dr.   Leitland an, selbst eine ältere Dame, aber mit einem legendär guten Ruf als Allgemeinärztin. Er wollte Sophia Schäfer nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Ein bloßes Nach-Hause-Bringen empfand er als ungenügend, ein bisschen Verantwortung trug er schon, wie er fand.
    Hatte derjenige, der den Sprengstoff gezündet und den See zum Schäumen gebracht hatte, es ernsthaft auf eine alte Frau abgesehen? Vincent konnte sich das nur schwer vorstellen.
    Womit wir wieder bei der menschlichen Psyche sind, sagte er sich.
    Er schaute auf die Uhr, er wollte wenigstens ein Foto von der unbekannten Toten in die Zeitung setzen lassen, mit einem kurzen Text. Dann würde er es für heute gut sein lassen.
    Vincent kannte den Chefredakteur der Aachener Zeitung. Mit Helmut Fisch war er immer gut zurechtgekommen. Er spekulierte zwar wie jeder andere Journalist auf sensationelle Nachrichten und Neuigkeiten, aber er hatte der WaPo auch schon einige Gefallen getan, und dafür bekam er hin und wieder einen in Form einer Erstinformation zurück.

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