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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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einen Moment konnte ich nur denken, was wäre gewesen, wenn ich es nicht rechtzeitig geschafft hätte. Doch diese Frage stellte sich immer noch. Er sollte atmen und tat es nicht.
    Ich öffnete seinen Mund und gab ihm einen Stoß von meinem Atem. Dann begann ich damit, sein Herz zu massieren. Wechsel.
    Wie ein Kuss kam es mir diesmal nicht vor, vielleicht ein Lebenskuss, weil es mein Atem war, den ich ihm einhauchte.
    »Bitte bleib da, egal, was du gefunden hast!« Könnte sein, dass ich verzweifelt klang. Ganz sicher klang ich verzweifelt. Aber meine Hände zitterten nicht länger.
    Wie lange es gedauert hatte, bis er schließlich hustete und ich ihn auf die Seite drehte, weiß ich nicht mehr. Es kam mir so vor, als würde er den halben See ausspucken. Aber er lebte. Gott sei Dank, er lebte.
    »Wie konnten Sie so dumm sein, bei einem Unwetter tauchen zu gehen!«, griff ich ihn an und stieß gleichzeitig ein erleichtertes Lachen aus. Ich sank ins Gras.
    »Sie sind halb nackt«, war alles, was er sagte. Vielmehr krächzte er es.
    Ich setzte mich wieder auf. Wenn das das Erste war, was ein Mann bemerkte, dann war dieser Mann definitiv noch am Leben. Kurz fiel mein Blick auf den Gurt, den er trug und an dem sich eine Art Beutel befand. Er hatte vorgesorgt, hatte damit gerechnet, etwas im Totenmaar zu entdecken, das ihm Aufschluss über den Täter geben würde.
    »Warum sind Sie hier?«, fragte er mich, lenkte meinen Blick von dem Utensil an seinem Gürtel und unterbrach damit meine Gedanken.
    »Und Sie?«, fragte ich zurück. »Hatten Sie vor, sich umzubringen?«
    »Das wollte jemand anderer besorgen. Man hat meine Ausrüstung manipuliert. Ich wäre in der Tiefe verschwunden – wie Katharina.«

15
    Luise wusste, sie sollte ihren Neffen zur Rede stellen. Und zwar ernsthaft. Sie hatte gesehen, wie Fabian gestern aus dem Spanischen Zimmer geschlichen kam, dem Zimmer von Vincent Klee.
    Was hatte er da drin getrieben? Sie würde nachsehen müssen, doch wenn er etwas kaputt gemacht hatte, würde Klee das doch mittlerweile sicher bemerkt haben, dachte sie.
    Vielleicht war ja alles in Ordnung. Obendrein war das nicht Fabians Art. Wenn sie sich gezankt hatten, Luise ihm etwas verbot oder mit ihm schimpfte, schmollte er meist eine Weile, aber dann kam er wieder an und tat so, als wäre nicht das Geringste vorgefallen.
    Der Abend hielt noch eine böse Überraschung bereit.
    Während Luise überlegte und sich über ihren Neffen ärgerte, fuhr der Wagen ihrer besten Freundin in die Auffahrt, und kurz darauf torkelten Isabel und der Mieter des Spanischen Zimmers auf die Tür des Gästehauses zu. Isabel hielt Vincent Klee stützend unter den Armen gepackt.
    Luise schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es noch nicht spät war. Die beiden, die da ankamen, sahen aus, als hätten sie zuerst wilden Sex gehabt und sich anschließend ein Bad im See gegönnt. Dann sah sie, dass Isabel Klee nicht nur stützte, sondern auch seine Tauchausrüstung trug.
    Luise legte das Fernglas weg, zog den Vorhang wieder zu, angelte nach dem Generalschlüssel, riss die Tür auf und sprintete die wenigen Treppen hinunter und zum Gästehaus. Sie schloss die Tür des Zimmers auf, und gemeinsam hievten sie Vincent Klee aufs Bett.
    »Ich erzähle dir gleich, was passiert ist, aber zuerst musst du mir helfen, ihm diesen Anzug auszuziehen.«
    Isabel hielt sich nicht mit langen Erklärungen auf. Luise nickte und suchte nach einer Öffnung. Irgendwo musste da doch ein Reißverschluss sein oder etwas Ähnliches.
    Vincent Klee bekam kaum etwas von ihren Bemühungen mit. Sie zogen ihm den Neoprenanzug aus und verstauten Tauchflossen und Ausrüstung. Genauer, sie stellten alles in eine Ecke des Zimmers. Isabel holte ein großes Handtuch und rieb seine Haare und seinen Körper trocken.
    »Lege ich wirklich grade einen fremden Mann ins Bett?«, fragte Luise wenig später. »Sollen wir ihm die Unterwäsche ausziehen?« Er trug etwas Enges aus Lycra, man brauchte nur eine sehr geringe Vorstellungskraft, um zu erahnen, was sich darunter befand. Nicht was, sondern wie viel davon. Praktisch überhaupt keine Phantasie. »Du ziehst, und ich sehe nicht hin.«
    »Ich ziehe da nicht dran. Viel zu gefährlich.« Isabel schüttelte vehement den Kopf.
    »Er ist so bleich, er sieht verteufelt schlecht aus«, sagte Luise.
    »Verteufelt schlecht? Beinahe tot – dazu fast vom Blitz getroffen.«
    Isabel begann, sich selbst abzutrocknen, und berichtete Luise, was am Totenmaar vorgefallen

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