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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wäre dazu in der Lage.
    Als mein Blick jetzt auf die Tauchausrüstung fiel, konnte ich einfach nicht anders. Ich wollte wissen, was der Polizist entdeckt hatte. Dann wäre ich wenigstens auf alles vorbereitet. Das sagte ich mir jedenfalls.
    Das Bett und Vincent Klee ließen mich zögerlich los, als ich langsam aufstand. Ich spürte meine Arme, als hätte ich Gewichte gestemmt, was ja auch stimmte. Ich hatte Vincent Klees Gewicht gestemmt.
    Ich kniete mich vor die Ausrüstung und griff nach dem Bleigürtel, an dem der Beutel befestigt war. Ein Beutel war es im Grunde nicht; als ich das Ding anfasste, bemerkte ich die Verstärkung.
    Komischerweise kam mein Gewissen um die Ecke, was mich einige Sekunden kostete, denn es wollte von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt werden. Doch schließlich stimmte es zu, und ich öffnete den Verschluss.
    Jetzt musste ich nur noch meine Hand hineinstecken und herausziehen, was sich im Innern befand. Wieder zögerte ich.
    Ewig konnte ich hier nicht knien, also griff ich hinein … und zog gleich darauf mit einem kleinen Aufschrei meine Hand zurück, von der Blut tropfte. Ich hatte mich geschnitten. Woran?
    Ich nahm die andere Hand und griff noch einmal, diesmal vorsichtiger, hinein. Glas, wie es aussah, von einem Spiegel, und ein durchscheinender Leinenstoff, mit dem ein paar Scherben umhüllt waren. Das war Vincent Klees Ausbeute, die Scherben und das Leinen hatte er aus der Tiefe mitgebracht.
    In meinem Kopf formierte sich eine dunkle Wolke. Geh da weg, dachte ich mir und wusste nicht, ob ich das tatsächlich gerade gedacht oder ob es meine Stimme gesagt hatte. Mein Gewissen oder was immer hatte versucht, mich aufzuhalten, davon abzuhalten, dort hineinzusehen. Aber ich hatte hineingesehen.
    Die Spiegelscherben sahen bösartig aus, spitz an einer Seite, länglich und scharf. Plötzlich fühlte ich mich, als hätte ich einen Blick in den Abgrund getan.
    Warum hatte er sie mitgenommen, wo hatte er sie überhaupt gefunden, und wie in aller Welt kam er darauf, dass die Scherben etwas mit Katharinas Tod zu tun haben könnten?
    Dann schloss sich der Riss in meinem Gedächtnis, und mir fiel wieder ein, was Vincent Klee gesagt hatte. In Katharinas Wunden seien Quecksilber, Amalgam und Zinn gefunden worden.
    Was er nicht gesagt hatte, das wusste ich selbst. Es handelte sich dabei um Spiegelglas. Von einem historischen Spiegel.
    Ich kannte diesen Spiegel, weil ich ihn in meinen Bildern von Katharina gesehen hatte – womöglich gab es ihn ja tatsächlich, und die Bilder waren Wirklichkeit.
    Ich musste sauber machen. Auf leisen Sohlen tappte ich ins Bad und holte mir einige Lagen Toilettenpapier, um das Rot vom Boden zu wischen. Es war schnell getan.
    Danach würde ich duschen. Vielleicht würde mir ein wenig kaltes Wasser helfen, wach zu werden und wieder klar zu denken.
    Ich wurde mir bewusst, dass es nicht Luises Dusche war, in der ich stand, sondern dass sie zum Zimmer eines mir völlig Fremden gehörte. Nun ja, nur ein wenig fremd, er hatte mich geküsst, und ich hatte ihn immerhin wiedererweckt.
    Vincent Klee musste mich trotzdem nicht unbedingt unter seiner Dusche entdecken, ich sollte mich also etwas beeilen. Ich lieh mir sein Duschgel. Auf dem Schnitt in meiner Hand brannte es wie Feuer, und er begann wieder zu bluten. Wenn ich nicht wollte, dass ich überall Flecken hinterließ, würde ich mir etwas um die Hand wickeln müssen. Zuerst sollte ein Waschlappen genügen. Später konnte ich Luise um ein Pflaster bitten. Diese alte Legierung auf dem Spiegelglas klang nicht gerade harmlos und ungiftig.
    Alles war ruhig, als ich aus der Dusche stieg, aber es blieb nicht ruhig, denn gleich darauf wurde die Tür zum Bad geöffnet. Jemand schaltete zuerst das Licht aus, aber kurz darauf ging es wieder an. Ich fischte nach einem Handtuch, doch meine Hand griff vorbei, weil ich mit der anderen Hand versuchte, meine Blöße zu bedecken.
    Ich wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Er sah mich nur an, und ich ließ die Hände sinken. Dann kam er auf mich zu, bis er mir so nahe war, dass er mich fast berührte. Wünschte ich mir, er würde es tun? Aber diesen Gedanken brachte ich nicht zu Ende, weil er jetzt meine verletzte Hand nahm und sie umdrehte. Ich sah zu Boden, wo sich mein Blut mit dem Wasser vermischt hatte.
    »Du musstest es unbedingt wissen, oder?« Er sah mir in die Augen. Ich konnte mich seinem Blick nicht entziehen, mit dem er mich genauso festhielt, wie seine Hand

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