Die Tote im Maar - Eifel Krimi
fürchtete. Wir hatten beide Angst.
»Ich würde mich freuen, wenn du zu Katharinas Beerdigung kommen würdest, Christoffer. In zwei Tagen, am frühen Nachmittag.«
»Mal sehen«, bekam ich gesagt.
Mich hätte interessiert, wann er dahinterkäme, dass er nicht träumte, und wann ihm aufging, dass er mir von dem Sprengstoffanschlag erzählt hatte. Christoffer Lehnert. Demnach war er der Sohn des Bürgermeisters. Und das war auch Sprengstoff.
* * *
Sein Kopf dröhnte, und ihm war übel, aber gleichzeitig hatte er ihr Bild vor Augen. Absolut erotisch, und nur zwei Dinge hatten ihn daran gehindert, sie zu küssen, sie an sich zu ziehen, sie zurück ins Bett zu tragen.
Vincent saß an das Kopfende seines Bettes gelehnt. Er verdächtigte Isabel Friedrich, den Inflatorschlauch angeritzt zu haben. Und nach dem ausgiebigen Bad im See, an das er keine Erinnerung mehr besaß, wäre er ohnehin nicht in der Lage für Liebesspiele gewesen. Er fühlte sich von ihr angezogen und war sich darüber im Klaren, dass sie ihn ausgezogen haben musste.
Die Frau verheimlichte etwas, und als er sie das letzte Mal in ihrem Institut im Arm gehalten hatte, sagte sie etwas, von dem sie wahrscheinlich nicht einmal mehr wusste, dass sie es überhaupt ausgesprochen hatte. – Sie hatte um Verzeihung gebeten.
Vincent wusste genau, wie sich Verzweiflung äußerte. Und Luises Sorge um die Freundin war ihm auch nicht entgangen. Außerdem hatte Isabel vorgegeben, Konstantin Höllrath nicht zu kennen. Höllrath war sich nicht sicher, ob sie es vorgab oder ob es tatsächlich so war. Eigentlich sollte er dem Arzt vertrauen, nur diesmal hing mehr davon ab. Er hatte sich möglicherweise verliebt.
Er sollte besser noch ein wenig schlafen, diese Gedanken waren nervtötend. Als er schon wegdämmerte, hörte er Musik.
»Oh, bitte!«, stöhnte er. Was war das denn? Im Morgenmantel mit dem eingestickten Logo des Hauses ging er nachschauen.
Aenna hatte offenbar den gleichen Gedanken gehabt, das Mädchen, wieder in weiten Hosen und mit fragendem Blick, grüßte ihn.
»Hallo, Vincent, Sie sind noch nicht ausgeschlafen?« Es klang irgendwie mitfühlend. Vielleicht wirkte er ja, als hätte er es nötig.
»Mit Schlafen kann ich später weitermachen«, meinte er. »Erst finde ich heraus, was da los ist.«
»Das ist gut, Sie sind Polizist. Ich glaube, Fabian ist in Schwierigkeiten«, sagte sie.
»Das glaube ich auch«, pflichtete ihr Vincent bei. Sein Beruf hatte sich also herumgesprochen.
Luise Sonnenschein und Fabian waren in Luises Büro; die Tür stand offen, darum war die Musik auch so gut zu hören.
Luise gestikulierte in Fabians Richtung. Wie eine böse Zauberin aus dem Märchen wirkte sie, und Vincent schien es, als würde aus ihren Ohren jeden Moment Dampf kommen. Dazu bauschte sich das lange Kleid in Orangerot.
Vincent erkannte die Musik, weil es ein Oldie aus den sechziger Jahren war und er Oldies mochte. Crispian St. Peters »The Pied Piper«, der Rattenfänger. Doch Luise hatte den Song sicher aus einem anderen Grund ausgesucht. Sie sah nicht aus, als würde sie ihn spielen, weil er ihr gefiel.
Vincent drehte am Lautstärkeregler. Plötzlich war es beinahe still. Luise stoppte mit ihrer Litanei und hörte auf mit dem Herumgelaufe.
»Jetzt haben wir den Kommissar geweckt. Vielleicht kommt er aber auch schon, um dich mitzunehmen.«
Im Morgenmantel und mit einem Kopf, der momentan auch einem Elefanten gehören könnte, käme Vincent schwerlich auf einen solchen Gedanken. Er sagte nichts, sondern wartete. Fabians Gesicht verzog sich, und seine Lippen zitterten verdächtig.
»Womit traktieren Sie ihn so früh am Morgen?«, fragte er Luise schließlich.
»Er will nicht sagen, was er in Ihrem Zimmer getrieben hat«, sagte sie. Da war irgendwo irgendwann ein Zettel an seiner Tür gewesen, ja. Eine Warnung. Luise war also die Verfasserin.
Ihr Kopf ruckte zu Fabian herum. »Also?«
»Ich war nur neugierig. Angestellt hab ich nichts«, sagte der Junge.
Luise schien es nicht gehört zu haben, diese besondere Betonung, aber Vincent schon. Fabian sah schuldig aus, worauf sich die Neugier auch immer bezog.
Vincent würde sich später darum kümmern. »Ich gehe jetzt zurück ins Bett, und machen Sie das da ja nicht wieder an!« Er deutete unmissverständlich auf die Lautsprecher.
Fabian warf seiner Tante einen triumphierenden Blick zu. »Schau doch in deine Karten«, rief er und rannte an ihm vorbei.
»Fabian ist sauer wegen der Sache mit
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